Misserfolg in der Männer-Bundesliga: Vier Farben Blau

In der Fußball-Bundesliga schwächeln die Vereine mit blauen Farben seit Ewigkeiten. Was steckt dahinter?

Pierre Malong für den VfL Bochum am Ball

Blaues Leibchen? Das kann nicht gut gehen. Hier verliert Bochum gegen Bremen Foto: Carmen Jaspersen dpa

„Die spannendste Liga seit 53 Jahren“, trompetet die gute alte „Sportschau“. Wie will man das nach 21 Spieltagen sagen, also mitten in der Saison? Mehrfach in den vergangenen 53 Jahren gab es eine Meisterschaftsentscheidung erst am letzten Spieltag. Das ist Spannung und Prickel! Noch kann der FC Bayern locker mit 15 Punkten Vorsprung erster werden oder wenigstens mit 12. Das als wenig wahrscheinlich einzuschätzen, ist Blauäugigkeit.

Stichwort Blau. Blicken wir in den Tabellenkeller, wo die Oft-Loser und Minderbemittelten leben. Und da fiel vor diesem Spannungsspieltag auf, dass alle vier Teams der Liga mit blauen Farben das Ende zieren: Schalke, Hertha, Bochum, Hoffenheim. Sonst hat nur noch der FC Ruhmreich aus München ein wenig blaue Farbe im Logo – und die schwächeln ja für ihre Verhältnisse vorübergehend massiv.

Blau ist im Fußball die Farbe der Verlierer. Blau geht unter, auch wenn die königsblauen Schalker und die hauptstadtblaue Hertha gerade aufgemuckt haben. Wann war denn mal die Farbe Blau Deutscher Meister? Im Osten mal Magdeburg, fast 50 Jahre her, dann noch 1991 Hansa Rostock, aber da gab es die DDR schon nicht mehr, also war man Meister eines Nichtstaates. Im Westen schafften es vor fast 60 Jahren einmal Eintracht Braunschweig und 1860 München. Später kam noch ein paar Mal der Hamburger SV, aber die tarnen ja das Blaue weg, indem sie sich mysteriöserweise Rothosen nennen. Keiner der früheren Blaumeister ist noch in der Bundesliga.

Blau steht für Sanftmut

FarbpsychologInnen wären ohnehin entsetzt. Blau steht für Hoffnung, für Sanftmut und Ruhe. So was hat ja wohl auf dem Fußballplatz nix zu suchen. Da wird grünes Gras gefressen, gegrätscht bis braune Erdklumpen fliegen oder anständig Blut fließt. Sehr früher war das sehr anders. Die ersten drei Meisterschaftsfinals ab 1903 gewannen schwer blaue Mannschaften: zweimal der VfB Leipzig und Union 92 Berlin.

International ist das seltsamerweise umgekehrt. Die großen Klubs sind fast ausnahmslos blau unterwegs: Real und Barca haben etwas Blau im Wappen, Paris Saint-Germain und Manchester City schon mehr und in Italien Inter und vor allem Napoli. Argentinien ist himmelblauer Weltmeister, Les Bleus sind Vize.

In der 2. Liga stehen mit Darmstadt und dem notorischen HSV zwei blaue Klubs auf den Aufstiegsplätzen: Das wird nichts werden nächstes Jahr, möchten wir ihnen zurufen. Schalke darf derweil sicher sein: Meister werden sie nie mehr, außer sie färben sich um in kohlenschwarz oder königinpink. Es sind nur noch 19 Jahre bis zum 100. Geburtstag des letzten Titels.

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Sohn des Ruhrgebiets, Jahrgang 1956, erfolgreich abgebrochenes VWL- und Publizistikstudium, schreibe seit 1984 für die taz – über Fußball, Golf, Hambacher Wald, Verkehrspolitik, mein heimliches Lieblingsland Belgien und andere wichtige Dinge. Lebe und arbeite als leidenschaftlich autoloser Radfahrer in Aachen. Seit 2021 organisiere und begleite ich taz-LeserInnenreisen hierher in die Euregio Maas/Rhein, in die Nordeifel und nach Belgien inkl. Brüssel. Bücher zuletzt: "Die Zahl 38.185" - Ein Fahrradroman zur Verkehrswende (2021). "Ach, Aachen!" - Textsammlung aus einer manchmal seltsamen Stadt (2022).

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