Missbrauchsanklage gegen R&B-Sänger: R. Kelly muss im Gefängnis bleiben
R. Kelly ist wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt und verhaftet worden. Eine Kaution wurde festgelegt – doch für die fehlt dem Sänger das Geld.
Seit mehr als zwanzig Jahren erheben eine Vielzahl von Frauen Vorwürfe der sexualisierten Gewalt gegen den R'n'B-Sänger R. Kelly. Seit den 1990ern soll Kelly seine Macht genutzt haben, um Sex mit Minderjährigen zu haben und schwarze Frauen psychisch und physisch zu missbrauchen. Obwohl es zwei Prozesse wegen Kinderpornografie gegen ihn gab, hat die Karriere des Musiker nie merklich unter den Vorwürfen gelitten, er wurde nie verurteilt.
Das könnte sich jetzt ändern. Gegen Kelly wurde in zehn Fällen des sexuellen Missbrauchs (Aggravated Sexual Abuse) Anklage erhoben. Am Freitagabend stellte sich Kelly den Behörden in Chicago. Daraufhin hatte ein Gericht am Samstag eine Kaution festgesetzt, Kelly den Pass abgenommen sowie ihm bis auf Weiteres jeden Kontakt zu Minderjährigen untersagt. Da Kelly die zehn Prozent der auf eine Million Dollar festgelegten Kaution nicht zahlen kann, sitzt er noch immer im Gefängnis. Das bestätigte laut US-amerikanischen Medienberichten sein Anwalt Steve Greenberg.
Die Fälle stammen aus den Jahren 1998 bis 2010 und betreffen vier Frauen, darunter auch drei Minderjährige zwischen 13 und 16 Jahren. Die neuen Anschuldigen sollen durch ein aufgetauchtes Video untermauert sein, in dem der Sänger beim Sex mit diesen Minderjährigen zu sehen sein soll. Dies ließ der Anwalt der Betroffenen Michael Avenatti verlauten. Kelly streitet alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe ab. Wenn der Musiker in allen zehn Anklagepunkten schuldig gesprochen wird, erwarten ihn bis zu 70 Jahre Gefängnisstrafe.
Für die Betroffenen ist es in jedem Fall eine gute Nachricht, dass ihre Vorwürfe endlich ernst genommen wurden. Dass überhaupt erneute Ermittlungen gegen Kelly aufgenommen wurden, ist auch der Doku „Surviving R Kelly“ zu verdanken. In dieser kommen sechs Stunden lang Betroffene zu Wort, unter anderem auch seine Ex-Frau Andrea Lee.
Nächste Anhörung am Weltfrauentag
Nach der Ausstrahlung zu Beginn des Jahres hatten sich mehrere Prominente von ihm distanziert, sein Plattenlabel RCA kündigte die Zusammenarbeit und seine Konzerte in den USA wurden nach den Protesten der Bewegung #MuteRKelly abgesagt.
Das angekündigte Deutschland-Konzerte in Hamburg soll weiterhin stattfinden. Ob das zweite geplante Konzert in Neu-Ulm stattfindet, ist derzeit unklar. Am Montag sagte ein Sprecher der Ratiopharm-Arena gegenüber der Südwest Presse, dass dies momentan geprüft werde. Ob Kelly seine Reise nach Deutschland wirklich antreten wird, hängt auch davon ab, was bei seiner nächsten Anhörung am 8. März, dem internationalen Frauentag, herauskommt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance