Millionen für Begabungsförderung: Spitzen-Programm ohne Basis
Ein vier Millionen Euro teures Programm soll begabte Kinder besser fördern. Doch die Rahmenbedingungen an den Schulen stimmen nicht mehr.
Aber natürlich brauche es, sagt die Bildungssenatorin und schaut am Mittwoch ernst in die Runde der anwesenden PressevertreterInnen, „natürlich braucht es entsprechende Rahmenbedingungen, um Begabungen zu entdecken und zu fördern“. Und, das findet Sandra Scheeres (SPD) auch, dass Kinder aus ärmeren Familien oder solchen mit Migrationshintergrund dabei noch immer viel zu häufig auf der Strecke bleiben, „dass können wir uns als Gesellschaft nicht länger leisten“.
Weil Scheeres also nicht weiter zuschauen will, wie Potenziale verschwendet werden, gibt es künftig mehr Geld für die Begabungsförderung an den Berliner Schulen. 4 Millionen Euro, verkündete die Senatorin am Mittwoch, sollen es für 2018/19 sein.
Nun soll es also künftig „Bega-Schulen“ geben, die sich auf einzelne Förderbereiche wie Musik oder Naturwissenschaften spezialisieren. Die genauen Kriterien für das „Bega-Siegel“, um das sich die Schulen dann bewerben können, erarbeite man gerade. Auch Bega-Kitas soll es geben, weil es gerade bei der frühkindlichen Begabungsförderung ziemlich mau aussehe, wie ein von Scheeres im vergangenen Jahr eingesetztes Expertengremium herausgefunden hat. Auf deren Empfehlungen baut nun auch die Bega-Offensive der Senatorin.
LehrerInnen im Quereinstieg an Berliner Schulen kritisieren in einem Offenen Brief an Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) mangelnde Wertschätzung und eine unzureichende Ausbildung.
Die Ausbildungsgänge für die QuereinsteigerInnen an der Freien Universität und am Weiterbildungszentrum der Senatsbildungsverwaltung gingen inhaltlich "an den Anforderungen einer hochwertigen Lehrer*innenbildung vorbei", heißt es in dem Brief der AG Quereinstieg bei der Lehrergewerkschaft GEW, der am Mittwoch öffentlich wurde.
Es entstehe "leider der Eindruck, dass das Land Berlin die Quereinsteiger*innen 'verheizt', um akute Kapazitätsmängel zu kaschieren", heißt es weiter. Kritisiert werden auch fehlende Studien- und Prüfungsordnungen und intransparente Regelungen im Fall von Krankheit oder Schwangerschaft. Die Zahl der QuereinsteigerInnen an Berliner Schulen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Inzwischen stellen sie zwei Drittel der neu eingestellten Lehrkräfte. (taz)
Und dann noch: LehrerInnen sollen weitergebildet werden, damit sie besser erkennen, ob da womöglich ein Talent vor ihnen sitzt, das vielleicht nicht so gut Deutsch, aber dafür Mathe kann, und was man dann mit so einem Kind macht. StudentInnen sollen als MentorInnen in die Schulen gehen, die Technische Universität habe Interesse signalisiert. Und schließlich soll eine neue Fachstelle Begabungsförderung alles koordinieren, inklusive der vielen Förderprojekte, die es ohnehin schon gibt.
Das klingt alles großartig, und doch dürften viele Schulleitungen nur müde mit den Schultern zucken. Weil die von Scheeres eingangs zitierten „Rahmenbedingungen“ an vielen Schulen für solche groß angelegten Förderprogramme nicht mehr stimmen.
Schuld ist, natürlich, mal wieder der Fachkräftemangel: Da sollen die Schulen inzwischen Lehrerstellen bei den regulären (Sprach-)Förderstunden einsparen. Und Schulen in Brennpunkten operieren mit einem Kollegium aus QuereinsteigerInnen, die vor allem selbst erst mal gefördert werden müssen. Da setzt man ein Spitzen-Programm auf, und die Basis dafür bricht weg.
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