: Millionen-Schanze
■ Initiativen und Bezirk verteilen Ablaßzahlung des Wasserturm-Investors
Der Run auf die Wasserturm-Millionen hat begonnen: Nach monatelangen Diskussionen haben sich die Initiativen aus dem Schanzenviertel und Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell (SPD) geeinigt. Drei Schwerpunktbereiche – nämlich Stadtteiltreffs, Drogeneinrichtungen und Afrikazentrum – sollen von der zwei Millionen schweren Ablaßzahlung des Wasserturm-Besitzers profitieren. Im Gegenzug will der Investor das Monument im Sternschanzenpark in ein kommerzielles 180-Betten-Hotel verwandeln.
„Wir haben eine Lösung erarbeitet, die nur im Paket funktioniert“, präsentierte Bezirkschef Mantell gestern das Ergebnis. Soll heißen: Jeder der drei Bereiche muß etwas von dem Kuchen abbekommen. Der Arbeitskreis Drogen hofft auf eine Akupunkturambulanz in der Schanze, verlängerte Öffnungszeiten für die Gesundheitsräume im „Fixstern“, ein ausrangiertes HVV-Gefährt als Drogenbus zum Spritzentausch sowie Übernachtungsmöglichkeiten für Drogenabhängige.
Ein Zentrum samt afrikanischen Frisören, Versammlungsräumen und Werkstätten will der Arbeitskreis Schwarzafrika in der sogenannten „Leberhalle“in der Lagerstraße einrichten. Die Gesundheitsbehörde will ihre dortige veterinär-medizinische Untersuchungsanstalt demnächst räumen. Mit „Einwänden“gegen den Standort, seufzt Mantell, sei aber zu rechnen, da das städtische Gebäude im Bezirk Mitte liegt, der wenig Interesse an Treffpunkten für Minderheiten hätten, die er als „Problemgruppen“betrachtet.
Der Arbeitskreis Stadtteil will ein Stadtteilzentrum im Norwegerheim im Sternschanzenpark mit Café, Mittagstisch für Jugendliche sowie Kursangeboten für alte und junge Menschen in Eigenregie führen. Möglich wäre außerdem ein betreuter Jugendtreff in den Räumen der Christuskirche.
Da das Geld „mitnichten“für sämtliche Projekte plus Anschlußfinanzierung ausreiche, will Mantell sich um andere Quellen bemühen. Die Behörde für Inneres soll die Schwarzafrikaner unterstützen, die für Gesundheit die Drogeneinrichtungen. Vom Bezirk sei kein Pfennig zu erwarten: „Unsere Mittel sind verplant.“In einem Monat treffen sich Initiativen und Bezirkschef erneut, danach entscheidet die Bezirksversammlung über die Mittelvergabe. Heike Haarhoff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen