Militante Neonazis in NRW: Tief im Westen

Mit Aufmärschen und durch Kameradschaften versuchen Neonazis in und um Dortmund, Köln und Aachen seit langem, politisch relevant zu werden.

Dortmund, Rheinische Straße 135: Eines der durchsuchten Objekte, das als Nazi-Treff gilt. Bild: dapd

BOCHUM taz | Militante Neonazis versuchen schon seit Jahrzehnten, in Nordrhein-Westfalen zu einer politisch relevanten Kraft zu werden. Dabei wollen sie besonders das östliche Ruhrgebiet um Dortmund, Köln, Wuppertal und den Aachener Raum zu Hochburgen auszubauen.

Im Rheinland war die Polizei schon im März in einer länderübergreifenden Aktion gegen das rechtsradikale „Aktionsbüro Mittelrhein“ vorgegangen: Durchsucht wurden nicht nur das sogenannte Braune Haus im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr-Ahrweiler, sondern auch über 30 Wohnungen – und das Fraktionsbüro der rechtsextremistischen Partei „Pro NRW“ in Radevormwald im Bergischen Land. 24 Haftbefehle wurden vollstreckt. Auch der Kölner Neonazi Axel Reitz, Kopf der im Mai verbotenen „Kameradschaft Walter Spangenberg“, unterhielt enge Verbindungen zum „Aktionsbüro Mittelrhein“.

Unterstützt von der „Kameradschaft Aachener Land“ werben Rechtsextreme auch im Städtchen Stolberg an der Grenze zu den Niederlanden jedes Jahr für einen Neonazi-Aufmarsch. Erinnert werden soll damit an den Tod eines 19-Jährigen, der 2008 von einem Migranten erstochen wurde. Zwar bestreitet die Familie des Toten jede Verbindung des Jugendlichen zu Rechtsradikalen – doch die versuchen trotzdem, den Toten zum Märtyrer zu stilisieren.

In Dortmund organisierten sich die Neonazis bereits 1982 im rechtsextremen Fußballclub „Borussenfront“. Dessen Gründer, der „SS-Siggi“ genannte Siegfried Borchardt, engagiert sich in der nun verbotenen „Kameradschaft Dortmund“. Wegen diverser Gefängnisstrafen und seines Alkoholproblems gilt Borchardt mittlerweile aber als verbrannt.

Kopf des „Nationalen Widerstands Dortmund“ ist heute Dennis Giemsch, der über seinen „Resistore-Versand“ nicht nur Neonazi-Propaganda vertrieb, sondern auch als Anmelder von Aufmärschen der Rechtsradikalen auftrat. Zwar wird der harte Kern der Dortmunder Neonazi-Szene nur auf wenige Dutzend Aktive geschätzt – aus dem Umland können sie jedoch schnell rund 100 weitere Schläger zusammentrommeln.

Unterstützt wird die Dortmunder Szene von der ebenfalls verbotenen „Kameradschaft“ aus Hamm. Deren 25-jähriger Anführer Sascha Krolzig studiert in Bielefeld Rechtswissenschaften, wurde aber wegen des Verwendens von Neonazi-Symbolen schon 2005 zu einer Jugendstrafe ohne Bewährung verurteilt.

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