Militäroperation gegen Rebellen: Im kongolesischen Kriegsgestrüpp

Ugandas Armee dringt immer tiefer vor und jagt die islamistischen ADF-Rebellen in der Provinz Ituri. Dort wüten schon andere Milizen.

Ugandische Soldaten in Flecktarn im Wald

Alles im grünen Bereich? Ugandische Soldaten in den Wäldern außerhalb der Stadt Beni Foto: Xinhua/imago

KAMPALA taz | Uganda hat im Osten der Demokratischen Republik Kongo die zweite Phase seiner gemeinsamen Militäroperation mit Kongos Armee begonnen. Das verkündeten die Armeeführungen beider Länder nach einem Treffen der beiden Präsidenten am vergangenen Wochenende. Sie lobten die militärischen ­Anstrengungen ihrer Soldaten gegen die Rebellen der ADF (Vereinigte Demokratische Kräfte), die sich selbst „Islamischer Staat in Zentralafrika“ (ISCAP) nennen.

„Ich warne die ADF, dass wir sie jagen!“, twitterte Muhoozi Kainerugaba, Ugandas Heereskommandant und Sohn des Präsidenten Yoweri Museveni. „Ihr könnt rennen und euch verstecken, aber wir werden euch finden und zerstören!“ Er ist für die Operation im Kongo zuständig. „Ergebt euch endlich!“

Wie schon bei der ersten Phase Ende November 2021 feuerte Ugandas Luftwaffe erst Raketen auf ADF-Positionen. Dann zogen Bodentruppen los. „Der Feind ist in alle Himmelsrichtungen davongerannt“, erklärt General Kayanja Muhanga, Ugandas Frontkommandant. „Sie versuchen, unsere Truppen auseinanderzutreiben.“ Die Armeen hätten das Gebiet in drei Sektoren unterteilt und diese werden jetzt systematisch durchkämmt.

Die drei Sektoren liegen im „Dreieck des Todes“ zwischen der Grenze zu Uganda, dem Gebiet rund um die Handelsstadt Beni in Kongos Provinz Nord-Kivu und dem Distrikt Irumu, der in der Nachbarprovinz Ituri an Nord-Kivu angrenzt. Es ist ein undurchdringliches Bergterrain mit dichten Wäldern. In den vergangenen Jahren sind dort Tausende Menschen von der ADF getötet worden.

Erste Fährverbindung zwischen Uganda und Kongo

Das soll sich jetzt ändern. Ein wesentlicher Teil der Operation gegen die ADF ist die Erschließung neuer Verkehrswege. Vergangene Woche wurde die erste Fährverbindung zwischen Uganda und Kongo über den Grenzfluss Semliki eröffnet – ein Durchbruch für Handel und Personenverkehr. Die Nachbarländer waren früher verfeindet – erst vergangene Woche errang Kongo vor einem internationalen Gericht Entschädigungszahlungen von Uganda wegen Ausplünderung in früheren Kriegen.

Aber jetzt unterstützt Uganda Kongos Wunsch, der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) beizutreten, um Afrika vom Indischen Ozean bis zum Atlantik als Handelsgemeinschaft zu erschließen. Ende Februar soll in Kongos Hauptstadt Kinshasa ein ugandisch-kongolesisches Handelsforum stattfinden.

Auch für die Militärlogistik sind neue Verkehrswege entscheidend. Ein Video zeigt Kettenpanzer und Truppenfahrzeuge am Landungssteg, um mit der Fähre über den Grenzfluss zu setzen. Straßenbaumaschinen sind bereits seit Dezember im Einsatz. In der ersten Phase wurde die Straße vom Grenzort Nobili bis nach Bubandi befestigt. In der zweiten Phase steht nun die wichtige länderübergreifende Handelsroute von der Grenzstadt Kasindi bis in die kongolesischen Großstädte Beni und Butembo an und weiter bis nach Oicha und Erengeti – kleine Ortschaften im Dschungel, deren Bewohner in vergangenen Jahren am meisten unter ADF-Angriffen litten.

Die ADF gilt seit 2014 als die tödlichste Rebellengruppe im Kongo. Die einst ugandische Rebellenorganisationen hat sich jüngst dem IS angeschlossen und begeht vermehrt Selbstmordangriffe mit Bomben in Kongo und Uganda.

ADF begeht Racheakte

Die Armeen melden neue Erfolge: Am Montag spürten sie ein ADF-Camp nahe der Grenze auf. „Unsere Soldaten haben das Camp gestürmt und vier Rebellen getötet“, so Ugandas Armeesprecher Peter Mugisa. Ende vergangener Woche nahmen sie das ehemalige Flugfeld im Ort Boga ein, das die ADF ebenfalls als Camp genutzt hatte. Boga war in früheren Jahrzehnten Brennpunkt von Milizengewalt in Ituri.

Mugisa meldet, die Rebellen würden nun gen Norden fliehen – tief weiter hinein in die Provinz Ituri mit ihren großen Goldminen. „Die vereinten Kräfte haben den Feind stark unter Druck gesetzt“, so Mugisa: „Sie rennen jetzt hierhin und dorthin mit ihren Opfern. Wir erwarten eine hohe Desertionsrate und eine Kapitulation, wenn wir das hohe Tempo beibehalten.“

Doch die ADF begeht auch Racheakte. Anfang Februar explodierte eine Bombe auf dem geschäftigen Zentralmarkt der kongolesischen Stadt Beni und verletzte sechs Menschen. Vergangene Woche überfielen sie eine kongolesische Armee- und Polizeistation im Grenzort Nobili und töteten vier Menschen. Zur selben Zeit griff in Ituri die Miliz Codeco (Kooperative zur Entwicklung des Kongo) ein Vertriebenenlager an und tötete über 60 Menschen. Zuvor hatte sie Schulen und Krankenhäuser attackiert. Zahlreiche Kongolesen flohen nach Uganda.

Ugandas Behörden melden, die Auffanglager entlang der Grenze seien heillos überfüllt. Parlamentarier aus Ituri fordern nun, die Militäroperationen gegen die ADF auch auf andere Milizen wie die Codeco auszuweiten.

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