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Mikroplastik verseucht die NaturVon der Fabrik in den Vogelmagen

Schon bevor Polyethylen fertiggestellt ist, gelangt in Schweden tonnenweise Granulat aus der Produktionskette in die Umwelt.

Erst Polyethylengranulat, dann PET-Flasche, am Strand landet Plastik in jedem Aggregatzustand Foto: imago/Westend61

STOCKHOM taz | „Es ist wie beim Pilzesammeln“, sagt Lena Gipperth: „Erst sieht man gar keine, aber wenn man den ersten gefunden hat, sind sie plötzlich überall.“ Pilze hatte die Professorin für Umweltrecht im westschwedischen Schärengarten allerdings nicht gefunden, stattdessen millimetergroßes Mikroplastikgranulat. „Es lag überall an den Stränden“, erzählt sie: „Teilweise in großen Haufen angeschwemmt.“

Zusammen mit dem Meereswissenschaftler Martin Hassellöv und anderen KollegInnen der Universität Göteborg wollte Gipperth mehr über die Mikroplastikverschmutzung in der Nähe von Chemiefabriken wissen. Zur Fallstudie wählten sie die Borealis-Fabrik in Stenungsund nördlich von Göteborg aus. Dort wird seit den 1960er Jahren Polyethylen produziert. Derzeit sind es rund fünf Prozent des Rohmaterials, das jährlich in Europa verarbeitet wird und aus dem vorwiegend Verpackungen hergestellt werden.

Die ForscherInnen stellten fest: Granulatpartikel dieses Polyethylens gelangen tonnenweise unkontrolliert in die Umwelt, bevor daraus überhaupt ein Produkt hergestellt wird. Oft landet dieses Mikroplastik dann in den Mägen von Fischen und Vögeln. „Wir waren schockiert“, sagt Gipperth. Sie begannen zu rechnen, was offenbar schon bei Produktion, Transport und Lagerung auf Abwege gerät.

In einer jetzt veröffentlichten Studie kamen sie in einem „worst case scenario“ auf bis zu 36 Millionen Stück Granulat. Jährlich. Aus einer Fabrik. „Als wir die kleineren Partikel analysierten und das, was Flaum genannt wird, kamen wir sogar auf eine hundertfach größere Zahl solcher Bruchstücke“, wird Therese Karlsson, Doktorantin am Marineforschungsinstitut in einer Pressemeldung der Universität Göteborg zitiert. Die ForscherInnen gehen davon aus, dass ihre Ergebnisse von der Borealis-Fabrik kein Einzelfall sind: „Da der globale Markt von wenigen großen Unternehmen mit konzentrierten Produktionsstätten dominiert wird und ein weltweites Vertriebs- und Produktionsnetzwerk besteht, gibt es Grund zur Annahme, dass die Routinen an anderen Standorten ähnlich sind.“

Die Umweltgesetzgebung wird nicht angewendet

Martin Hassellöv

Die Frage ist, warum nicht gleich am Anfang der Produktionskette versucht wird, die Granulatverunreinigung massiv zu begrenzen, etwa über gesetzliche Auflagen oder technische Vorkehrungen. „Wir kamen zum Ergebnis, dass die Umweltgesetzgebung eigentlich schon jetzt entsprechende Auflagen ermöglichen würde“, erklärt Hassellöv. „Sie wird nur nicht angewendet.“ Aufgeschreckt von der Studie haben Borealis und Aufsichtsbehörden jedenfalls inzwischen Besserung versprochen.

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4 Kommentare

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  • Und wie kommt das Granulat, also der "Rohstoff", überhaupt VOR der Produktion in die Lebensräume?? Schmeissen die das einfach aus dem Fenster oder platzen da reihenweise die Lagerbehälter??

    Ich kann das nicht nachvollziehen, das Zeug kostet Geld und wird üblicherweise höchstrein in Fässern geliefert, die Verladeprozesse aushalten müssen, sonst müsste man doch ständig die Lagerhallen reinigen - Blödsinn.

    Also ist das nun Rohgranulat oder sind das nun schon Zersetzungsprodukte von Plastikmüll? Oder entsorgen hier die Firman nicht mehr benötigtes Material einfach vor der Tür?

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Sie haben Verbesserung versprochen? Das ist doch schon mal beruhigend :-(

     

    Überall an den Stränden liegt Microplastik in Massen herum.Ändert sich etwas?

    Nö! Niemand ändert etwas, weder Politiker noch Verbraucher

  • Nun, das sind Verschmutzungen, die zum größten Teil eventuell noch vermeidbar wären. Richtig lustig wird's, wenn Mikroplastik in kosmetische Artikel gemischt wird; denn dann landet es mit absoluter Sicherheit in der Umwelt. D.h. da nimmt man die zwingende Vergiftung der Umwelt für ein bißchen Rendite von vornherein in Kauf.

     

    Aber auch das isses immer noch nicht; der größte Posten ist Reifenabrieb und Abrieb von Kleidung. Und spätestens damit ist der Plastikeintrag in die Meere völlig außer Kontrolle. Oder hält irgendjemand insbesondere die Deutsche Regierung eventuell für Willens und in der Lage, den Autoverkehr zu beschränken? Erst wenn Weihnachtsmann und Osterhase gemeinsam Kinder zeugen....

  • verunreinigte Meere dank unkontrollierter Produktion von Polyethylen, seit den 1960er Jahren, in Schweden, einem der "Vorzeigestaaten" Europas.

    da kann einem ja übel werden, wenn man an die globale Situation denkt!

    wiie lange wird es noch dauern, bis wir uns nicht mehr rühmen müssen, "Generationen der Verschwender und Umweltverschmutzer" zu sein?