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Mike Pompeo cancelt Deutschland-BesuchDie große Verstimmung

Kurz vor der geplanten Ankunft von US-Außenminister Pompeo in Berlin sagen die USA ab. Die Begründung: „Dringende Angelegenheiten“.

Worum es sich bei den „dringenden Angelegenheiten“ handelt, bleibt unklar Foto: reuters

Berlin taz | Nur wenige Stunden bevor US-Außenminister Mike Pompeo in Berlin seinen deutschen Amtskollegen Heiko Maas (SPD) und Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen wollte, ist der Besuch am Dienstag von US-Seite aus abgesagt worden. Begründung: „Dringende Angelegenheiten“ hielten Pompeo in Atem. „Wir freuen uns darauf, diese beiden bedeutenden Treffen neu anzusetzen“, teilte ein US-Außenministeriumssprecher mit. „Der Minister freut sich darauf, bald in Berlin zu sein.“

Bald ein Jahr steht Mike Pompeo inzwischen schon an der Spitze des State Department, dennoch wäre dies sein erster Besuch in Deutschland gewesen. Auch an der Münchener Sicherheitskonferenz Mitte Februar hatte er nicht teilgenommen, obwohl er zu der Zeit in Europa unterwegs war. Das ist ungewöhnlich für die traditionell engen deutsch-US-amerikanischen Beziehungen, symbolisiert aber, wie gestört sie unter der Regierung von Präsident Donald Trump geworden sind.

Tatsächlich vertreten beide Regierungen in fast allen international bedeutsamen Fragen gegensätzliche Positionen. Beispiel Iran: Die USA sind aus dem Atomabkommen ausgetreten, das Deutschland mit ausgehandelt hatte, und drohen den mit Iran Handel treibenden Ländern mit Sanktionen.

Beispiel Nordstream 2: Deutschland besteht auf der deutsch-russischen Gaspipeline, – die USA fordern recht ultimativ, das Projekt zu beenden. Klimaschutz, Handelsfragen, Umgang mit China, Höhe der Militärausgaben – die Reihe der Differenzen ist schier endlos. In solch einer Situation wirkt die kurzfristige Absage des ersten geplanten Treffens ohne bislang ersichtliche Gründe wie eine Düpierung eines Partners, mit dem zu sprechen eben offensichtlich nicht so „dringend“ ist.

Das Treffen wird wahrscheinlich nachgeholt

Die Bundesregierung enthielt sich zunächst jeden Kommentars. In internationalen Medien wurde auf die bestehenden Differenzen beider Länder verwiesen. Aber da offenbar niemand unmittelbar einschätzen konnte, warum im einzelnen Pompeo den Besuch absagte, gab es bis Redaktionsschluss auch keine nennenswerten Reaktionen.

Es wird wohl stimmen, was das US-Außenministerium erklären ließ: Der Besuch wird nachgeholt werden. Insofern bleibt eine solche Absage eher als Symbol einer großen Verstimmung im Kopf, als dass sie selbst schlimme Folgen nach sich zieht.

Ausnahme: Die „dringenden Angelegenheiten“, die Pompeo für die Absage ins Feld führt, gibt es wirklich, und sie beziehen sich auf eines der Länder, mit denen die USA derzeit im Konflikt stehen: Iran, wo der Nationale Sicherheitsberater John Bolton gerade die routinemäßige Entsendung eines Flugzeugträgers in die Region rhetorisch scharf auflud. Oder Venezuela, wo Pompeo selbst vor einigen Tagen laut über eine Militärintervention nachdachte. Sollte sich da jetzt Entscheidendes tun, mag man sich noch wünschen, Pompeo wäre einfach nach Berlin gekommen.

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6 Kommentare

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  • Übrigens war ein Flugzeugträger der USA das letzte Mal 1986 zu Besuch.

  • Ewige Freunde vrs. ewige Interessen

    „Wir haben weder ewige Verbündete noch ewige Feinde. Wir haben nur dauerhafte Interessen.“ (Caesar)



    Auch die USA haben nicht ewige Freunde, sondern nur ewige Interessen. Und ihr Hauptinteresse, egal unter welcher Präsidentschaft, ist es nun mal, nirgendwo auf der Welt einen potentiell gleichrangigen Konkurrenten in dem globalen „Chessboard“ zuzulassen. Das war in allen bisherigen Weltkriegen so, inkl. des Kalten. Und Deutsch-Europa gehört nun mal neben China gegenwärtig zu den Hauptverdächtigen einer solchen Konkurrenz. Das erinnert an die Raison d‘être der NATO, „to keep the American's in, the Russian's out, and the German's down“. Dies dürfte ungebrochen solange fortgelten, wie sich Deutschland immer kraftstrotzender und selbsbewußter auf der Weltbühne in den Vordergrund drängt, 100 Jahre nach dem ersten erfolglosen Griff nach der Weltmacht im Kampf um einen Platz an der Sonne. Nur die USA können diesen latenten deutschen Drang unter Kontrolle halten. Und das ist gut so!

    • @Reinhardt Gutsche:

      Die USA haben erst in den 40er Jahren in den 2. Weltkrieg eingegriffen.

      Und im 1. Weltkrieg waren die USA auch sehr spät dran als Wild Card.

      Der deutsche Drang ist wohl aktuelle eher eine Ente. Mal sehen wie es mit dem Iran weitergeht.

    • @Reinhardt Gutsche:

      He, danke für die Blumen, der Kommentar sorgt bei meinem Ego für einen richtig guten Schlaf. Gehöre ich doch zu dieser mächtigen Nation von Übermenschen, zu deren Zähmung die USA allerorten Militärstützpunkte unterhalten, Despoten einsetzen und Kriege führen müssen.



      Mmmhhhh, dass geht runter wie Öl. Denke sie werden bald den Iran „befrieden“, damit wir Deutschen Krieger uns den nächsten Überfall auf die USA lieber erst zweimal überlegen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Reinhardt Gutsche:

      Viele schöne, anspruchsvolle Worte. Doch welch eine Conclusio: es sei gut, dass die Amis den "latenten deutschen Drang" unter Kontrolle halten.

      Meine Empfehlung: eine Umfrage in all jenen Ländern, in denen die Amis den "latenten amerikanischen Drang" ausgelebt haben und immer wieder ausleben. Auf Kosten der jeweiligen Länder und ihrer Bewohner.

      Was soll daran gut sein?

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Die Freude von Mister Pompeji, "bald in Berlin zu sein", dürfte eine höchst einseitige sein. Dies behaupte ich mal hier - auch wenn ich weder Berlin noch Deutschland bin. Aber für mich kann ich dies guten Gewissens sagen.