Miethai & Co: Gespiegelt
Mieten: Keine Entwarnung ■ Von Sylvia Sonnemann
Der Hamburger Mietenspiegel repräsentiert die Nettokaltmieten, also die Grundmiete ohne Heiz- und Betriebskosten, von rund 440.000 freifinanzierten Wohnungen. Die Mieten von Altbauwohnungen und Kleinwohnungen bis 42 Quadratmetern Wohnfläche sind auch im neuen Mietenspiegel weiter gestiegen. Die Steigerungen belegen die Wohnraumknappheit von Wohnungen in beliebten Altbauvierteln. Die kräftig steigenden Mieten der Kleinwohnungen lassen sich auf die hohe Fluktuation in diesen Wohnungen zurückführen: Auf diese Weise geraten viele hohe Neuvermietungspreise in die Mietenspiegelauswertung.
Auch wenn im Übrigen die Werte im Mietenspiegel stagnieren oder sogar sinken, kann auf dem Hamburger Wohnungsmarkt keine Entwarnung gegeben werden. Vielmehr wirken hier andere Faktoren: So sind stagnierende Preise in der Spalte H (Baujahr 1948 bis 1960) auf den hohen Anteil der Genossenschaftswohnungen und der Wohnungen von SAGA und GWG zurückzuführen, die moderatere Mieten auch bei der Neuvermietung ansetzen. In der Baualtersklasse 1961 bis 1967 wirken sich die aus der Preisbindung gefallenen ehemaligen Sozialwohnungen preisdämpfend aus.
Noch stärker fällt der Trend sinkender Mieten in den Neubaukategorien aus: So sind die Mittelwerte der zwischen 1978 und 1998 gebauten Wohnungen zwar teilweise um mehr als eine Mark gesunken; die Werte bewegen sich aber immer noch zwischen 14,21 und 21,20 Mark. Auch dieser Trend lässt sich nicht als Beleg für eine Wohnungsmarktentspannung anführen: Er belegt nur, dass angesichts der hohen Beträge die Grenze der Leistungsfähigkeit von MieterInnen erreicht ist.
Auch Wohnungsmarktinstitute und Maklerverbände verkünden eine Trendwende auf dem Wohnungsmarkt in Richtung Verknappung des Angebots und prophezeien in Ballungszentren in den nächsten Jahren etwa dreiprozentige Mietsteigerungen. MieterInnen sollten deshalb jede Mieterhöhung, die jetzt ins Haus flattert, nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch im Interesse einer Dämpfung der Mietenspiegelwerte vor einer Zustimmung genau überprüfen.
Sylvia Sonnemann ist Juristin bei Mieter helfen Mietern, Bartelsstraße 30, 20357 Hamburg, Telefon 431 39 40
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