Mietfahrradmarkt in Paris: Radnerv à la française
Nach einem Wechsel der Anbieterfirma sind in Paris die sonst so beliebten Mieträder knapp. Was die Abonnenten ärgert, freut die Konkurrenz aus China.
Doch nun ist alles anders. Viele Pariser waren schon über die Preissteigerung stinksauer, vor allem die regelmäßigen Nutzer, zu denen viele Studierende mit bescheidenen Budgets gehören. Aber: Es kostet nun nicht nur mehr, es gibt auch fast keine Mietfahrräder mehr.
Die alten, schwerfälligen grauen Vélibs der Firma JCDecaux wurden zum Jahreswechsel samt Andockstationen entfernt. Der international tätige Außenwerbungskonzern hatte bis zuletzt vor Gericht um seine Fahrräder gekämpft. JCDecaux betreibt die Räder seit 2007 und finanziert dies durch Werbeverträge mit der Stadt quer. Der neue Vertrag für den Betrieb von Vélib soll über 15 Jahre laufen. Gewinner der Ausschreibung war das kleine südfranzösische Unternehmen Smoove, das bereits in 26 Städten Fahrräder unterhält.
Deren Ersatz in Paris aber lässt vielerorts auf sich warten. Statt der früher 1.200 Pariser Vélib-Parkplätze von JCDecaux sind bislang erst 80 verfügbar. Dabei war versprochen worden, dass Anfang Januar 600 „Docks“ von Smoove bereitstehen. Die neuen, leichteren Vélibs (graublau für die elektrische Version und graugrün für die rein mechanischen) sind rar. Das ist der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, die dieser Firma den Vorzug gegeben hat, besonders peinlich. Die Mieträder sind seit zehn Jahren nicht nur ein fester Bestandteil der rot-grünen Verkehrspolitik, sondern auch eine Attraktion für die Touristen geworden, die mit einem Tagesticket auf den Radwegen die Stadt an der Seine erkunden. Wie die Vélib-Kunden fühlt sich auch Hidalgo vom neuen Anbieter mit falschen Versprechen verraten.
Goobee.bike, Ofo oder O-Bike
Die Vélib-Krise beim Neustart müsste eigentlich ein Segen für die Konkurrenz sein. Die Mieträder von neuen Anbietern prägen – wie in einigen deutschen Städten – auch in Paris seit Monaten das Pariser Stadtbild. Sie sind knallgelb, hellgrün, gelb und weiß. Ihr Design ist auffällig, damit die potenziellen Kunden die Vehikel für den Stadtverkehr leichter finden. Im Unterschied zu Vélib sind die Zweiräder von Goobee.bike, Ofo oder O-Bike aber nicht an feste Docks gebunden.
Die Nutzer orten sie mit einer App per GPS und können sie nach der Verwendung hinstellen, wo sie wollen. „Free floating“ heißt dieses in Asien bereits bewährte System. Das von zwei Pekinger Studenten gegründete Start-up-Unternehmen Ofo etwa ist bereits in rund 200 Städten und in 20 Ländern mit seinen gelben Rädern erfolgreich tätig. Warum soll in Paris nicht gehen, was in Hongkong funktioniert? Die größere Freiheit für die Benutzer hat indes einen oder gar zwei Haken. Denn die Disziplin der Pariser ist nicht mit der in asiatischen Großstädten zu vergleichen. Vandalismus und Diebstahl haben die Hoffnungen einiger neuer Anbieter bereits in einen Albtraum verwandelt. Die Stadtbehörden sind erbost, weil einige ihr Mieträder rücksichtslos mitten auf dem Trottoir, vor Hauseingängen oder im Park hinterlassen.
Andere Benutzer haben sich einen Sport daraus gemacht, die Schlösser oder die GPS-Ortung zu demontieren oder die Räder zu beschädigen. Aus diesen Gründen hat Goobee.bike bereits den Rückzug aus Lille und Reims angekündigt. Was in Paris passiert, ist derzeit völlig offen.
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