Mietenprotest in Berlin: Gekündigt wegen Mängeln
MieterInnen in Berlin-Lichtenberg wehren sich gegen Abrisspläne ihres Häuserblocks: Eigentümer Padovicz habe den Komplex extra verwahrlosen lassen.
Jetzt befürchten sie, dass ihr Kampf erfolglos ist. Am 3. November 2020 erhielten alle Mietparteien Kündigungen ihrer Mietverhältnisse mit der Begründung einer „mangelnden wirtschaftlichen Verwertbarkeit“. „Das Haus ist so kaputt, dass ein Neubau wirtschaftlicher ist als der Erhalt“, erklärt Mieterin Karin Schulte (Name geändert). „Als Begründung wurden unterschiedliche Mängel der Häuser aufgeführt, die nur dadurch entstanden sind, weil Padovicz diese hat verwahrlosen lassen“, so Schultes Kritik.
„Seit Jahren wird an unseren Häusern nichts mehr gemacht und Reparaturanfragen durch uns Mietende werden von der Hausverwaltung ignoriert“, berichtet sie über ihre jahrelangen Erfahrungen mit Padovicz und den unterschiedlichen Hausverwaltungen. Schulte geht auch auf die unterschiedlichen Schicksale der MieterInnen ein, die von der Kündigung betroffen sind. „Aufgrund unterschiedlicher Mietverträge sowie unterschiedlicher Kündigungsfristen ist es schwer, gemeinsame Aktionen zu orgenisieren“, sagt sie. „Die ersten Mietparteien wurden bereits zum 30. November gekündigt, darunter eine 80-jährige Mieterin“, berichtet Schulte. Sie moniert, es sei ein unmenschliches Vorgehen, mitten im Lockdown den Menschen wenige Wochen Zeit zu geben, sich eine neue Wohnung zu suchen.
Kritik üben die MieterInnen auch an den BezirkspolitikerInnen von Lichtenberg und am Senat. Die MieterInnen erinnern daran, dass das Haus abgerissen werden soll, weil nach den Entwicklungszielen der Politik das Projekt Coral World, ein Großaquarium, in der Rummelsburger Bucht entstehen soll. AnwohnerInnen, die mit diesen „Entwicklungszielen“ nicht einverstanden sind, initiierten eine Petition, mit der sich über 28.000 Menschen für einen B-Plan ausgesprochen haben, bei dem das Tourismusprojekt Coral World wegfallen würde, die Gebäude in der Hauptstraße aber nicht abgerissen würden. Die aktiven MieterInnen der Hauptstraße hoffen, dass ein Teil von denen ihren Kampf gegen Verdrängung unterstützen.
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