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Midterms in den USATrump deutet neue Kandidatur an

Der frühere US-Präsident will kommende Woche eine „sehr große Ankündigung“ machen. Twitter-Chef Musk gibt eine Wahlempfehlung für die Republikaner ab.

Plant wahrscheinlich eine Kandidatur für 2024: Ex-Präsident Donald Trump (hier am Montag in Ohio) Foto: Michael Conroy/AP/dpa

Dayton afp | Kurz vor den Kongresswahlen in den USA hat Ex-Präsident Donald Trump erneut angedeutet, dass er wieder für das Präsidentenamt kandidieren wird. Er werde am Dienstag kommender Woche eine „sehr große Ankündigung“ machen, sagte Trump am Montag bei einer Wahlkundgebung.

Bei den Wahlen an diesem Dienstag haben Trumps Republikaner beste Aussichten, den Demokraten von Präsident Joe Biden die Kontrolle über den Kongress zumindest teilweise zu entreißen.

Vor der Abschlusskundgebung Trumps zu den Zwischenwahlen („Midterms“) hatte es Mutmaßungen gegeben, dass er schon bei dieser Gelegenheit seine Kandidatur für das Präsidentenamt bei der Wahl 2024 verkünden könnte. Dies geschah dann bei dem Auftritt in Dayton im Bundesstaat Ohio zwar nicht. Doch mit seiner für den 15. September versprochenem Ankündigung in seinem Anwesen Mar-a-Lago im Bundesstaat Florida verstärkt Trump gezielt den Trubel um seine erwartete erneute Kandidatur.

In den vergangenen Monaten hatte Trump immer stärker in der Öffentlichkeit mit einer abermaligen Präsidentschaftskandidatur geliebäugelt. So nannte er es am vergangenen Donnerstag „sehr, sehr, sehr wahrscheinlich“, dass er wieder antreten wird.

Biden: „Unsere Demokratie ist in Gefahr“

Seine Niederlage vor zwei Jahren gegen Biden hat Trump nie akzeptiert. Seine hartnäckige Falschbehauptung, er sei durch massive Manipulationen um eine zweite Amtszeit gebracht worden, wurde von großen Teilen seiner Republikanischen Partei übernommen.

Auch viele der republikanischen Kandidatinnen und Kandidaten bei den Wahlen an diesem Dienstag haben sich die vielfach widerlegte Behauptung von der „gestohlenen“ Präsidentschaftswahl 2020 auf die Fahnen geschrieben.

Biden hat deshalb in seinen Wahlkampfauftritten die Verteidigung der Demokratie zu einem zentralen Thema gemacht. Auch in seiner Schlusskundgebung am Montagabend in Bowie im Bundesstaat Maryland sagte der Präsident: „Wir spüren tief in unserem Inneren, dass unsere Demokratie in Gefahr ist.“ Die anstehenden Wahlen seien der Moment, um die US-Demokratie zu „verteidigen“.

Laut den Umfragen dürften die Republikaner die Kontrolle über das Repräsentantenhaus gewinnen, in dem alle 435 Mandate neu besetzt werden. Im Senat werden 35 der 100 Sitze neu vergeben. Viele Senatsrennen unter anderem in den Bundesstaaten Arizona, Pennsylvania, Nevada und Georgia sind äußerst eng. Die Demokraten haben bislang nur eine hauchdünne Mehrheit im Senat.

Schlechte Aussichten für Biden

Ein Verlust der Mehrheit der Demokraten in beiden Kammern würde Biden das Regieren in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit erheblich erschweren, da die Republikaner seine Reformagenda komplett blockieren könnten.

Der Republikaner-Chef im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, kündigte im Sender CNN zudem an, mit einer republikanischen Mehrheit in der Kammer eine Reihe parlamentarischer Untersuchungen zur Arbeit der Regierung einzuleiten, unter anderem zum chaotischen Abzug aus Afghanistan im August 2021.

Gewählt werden auch die Gouverneure von 36 der 50 US-Bundesstaaten sowie weitere politische Vertreter auf Ebene der Bundesstaaten.

Rückendeckung erhielten die Republikaner im Schlussspurt des Wahlkampfs vom Tech-Multimilliardär und neuen Twitter-Chef Elon Musk. Er sprach eine Wahlempfehlung für die republikanischen Kongresskandidaten aus. „Geteilte Macht zügelt die schlimmsten Exzesse beider Parteien“, twitterte Musk. „Deswegen empfehle ich, für einen republikanischen Kongress zu stimmen, weil die Präsidentschaft demokratisch ist.“

Republikaner gegen „Blankoscheck“ für die Ukraine

Die künftigen Mehrheitsverhältnisse im Kongress könnten auch Auswirkungen auf die Ukraine-Politik der USA haben. McCarthy hatte kürzlich gesagt, sollte seine Partei das Repräsentantenhaus erobern, werde es keinen „Blankoscheck“ für die Ukraine geben. Das schürte Spekulationen, die Republikaner könnten die massiven Militär- und Wirtschaftshilfen der USA für die Ukraine beschneiden.

Das Weiße Haus sicherte der Ukraine am Montag den festen Beistand der USA im Krieg gegen Russland ungeachtet des Wahlausgangs zu. „Wir sind zuversichtlich, dass die Unterstützung der USA beständig und unerschütterlich sein wird“, sagte Bidens Sprecherin Karine Jean-Pierre. Der Präsident strebe wie bislang eine parteiübergreifende Zusammenarbeit bei der Unterstützung der Ukraine an, sagte sie.

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8 Kommentare

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  • Vielleicht sollten wir alle unsere Sorgen und Nöte vergessen und uns -mit was auch immer- berauschen so lange es noch möglich ist. Dieser Typ und der andere in Moskau - das deutet auf Apokalypse hin....

  • Wenn T kandidiert, dann ist das ein schlechter Move der Republikaner. Und Herr Musk wird sich umschauen wenn alle Twitter verlassen...

  • Wir sollten uns realisterweise darauf einstellen, diesen Kotzbrocken T. noch einmal vier Jahre ertragen zu müssen Bush junior war dagegen nur dumm, das ließ sich noch ertragen, aber der jetzt wieder???

  • Natürlich wird Trump kandidieren, das ist doch seit der Niederlage gegen Biden klar.

  • Diesmal erfahren die Europäer nicht erst am Wahlabend, dass die USA keine Verbündeten mehr sind, sie sind 2 Jahre vorher schon gewarnt. Ich finde, das ist zu Mindest eine gute Nachricht für Scholz und seine Ampel, denn die Lust auf den Wouldbe-Trump Merz wird sich hierzulande sehr in Grenzen halten. Einen Trump-Statthalter braucht niemand in Deutschland.

  • Ach Leute, nach 6 Jahren DT sollte es doch allmählich eingesunken sein:



    Wann immer bei der taz jemand etwas eintippt wie: "Trump deutet....an" ... vergeßt es es. Laßt es.



    Es ist keine Nachricht, keine Meldung , keine Schlagzeile.



    Das müsst ihr genauso wenig weiter verbreiten wie "...in Reis ist ein Sack China umgefallen..."



    Es sei denn, natürlich, ihr wollt ihm bei seiner Propaganda helfen...

  • 6G
    655170 (Profil gelöscht)

    Die Wähler in den USA waren schon einmal - man muss es so drastisch formulieren - (knapp) mehrheitlich so ddof, ihn zu wählen.



    Das war 2016.



    Obwohl er über Jahre hinweg auf offener Bühne seine Inkompetenz, seine zahllosen Unfähigkeiten, seine Ignoranz gegenüber Staat, REcht und GEsetz, seinen schlechten Charakter seine persönliche Raffgier zelebriert hatte.



    Dann zertrümmerte er über vier Jahre hinweg alles, was zum anständigen Amerika gehörte, zeigte in der Coronakrise unfassbaren Dilletantismus, wanzte sich an Putin heran, zerschlug die guten Beziehungen zu den Verbündeten, manipulierte am Wahlrecht herum und log (lt. forgeführter Liste der NYT), dass sich selbst die Balken nicht mehr biegen wollten.



    Dann kam die Wahl 2021.



    So.



    Nun hatte doch wohl auch der Dümmste kapiert, das man diesem Menschen das Schicksal der USA nicht übertragen konnte!?



    Nee. Hatte er nicht, der Dümmste.



    Und mit ihm rund 74 Millionen andere Amerikaner, die eigentlich weniger dumm hätten sein müssen.



    Waren sie aber nicht.



    Er ließ weiter an der Wahl rummanipulieren; versuchte, das Ergebnis, obwohl trotz der vielen Stimmen klar gegen ihn, mit allen möglichen Kniffen zufälschen.



    Und sah gar feixend zu, wie die allerschlimmsten seiner Anhänger sich nicht entblödeten, auch noch das politische Allerheiligste der Nation, das Capitol zu stürmen und zu verwüsten.



    Und jetzt, zwei Jahre danach: Wieder Wahlen.



    Und es sieht so aus, also ob noch dumpfere Gestalten aus seinem Anhang als je zuvor eine Chance auf Einzug in Repräsentatenhaus und Senat hätten.



    Amerika, Amerika, mir graut um deine Zukunft.

  • Es ist wirklich dringend erforderlich, dass Trump einmal die Hosen runter lassen muss, damit der Grad seiner Verschuldung, an dem auch die Deutsche Bank Anteil hat, einmal öffentlich wird. Mein Tip geht dahin, dass zu viele diesen Typ unterstützen, weil sie noch nicht bereit sind, die ihm gewährten Kredite einfach abzuschreiben. Kein solcher Idiot kommt nach oben ohne die Hintermänner aus Finanzindustrie und Wirtschaft. Das gilt auch für Putin und die Oligarchen, wer auch immer das aktuelle Sagen hat, ohne diese Schmarotzer hätte es keinen Krieg gegeben.