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Microsoft-Chef in der KritikFalsch getippt

Satya Nadella gab auf einer Konferenz Frauen einen Gehaltstipp. Der brachte ihm nicht gerade Punkte auf dem Karmakonto. Entschuldigt hat er sich bereits.

Leicht aus dem Gleichgewicht: 29 Prozent der Microsoft-Mitarbeiter sind Frauen. Bild: ap

PHOENIX rtr | Microsoft-Chef Satya Nadella hat sich mit einem Gehaltstipp für Frauen in die Nesseln gesetzt und schließlich einen Rückzieher gemacht. Nadella wurde auf einer Konferenz gefragt, wie Frauen im Technologiesektor vorankommen sollten.

„Es geht nicht wirklich darum, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen“, sagte Nadella zum Ende seines Interviews. „Aber man muss wissen und Vertrauen haben, dass das System einen im Laufe der Zeit mit der richtigen Gehaltserhöhung versorgt.“ Denn „gutes Karma“ werde sich letztlich auszahlen, ergänzte der gebürtige Inder auf einer Konferenz in US-Bundesstaat Arizona, auf der Frauen in der Computerwelt gewürdigt werden sollten.

Der Chef des Technologiekonzerns erntete für seinen Kommentar umgehend Kritik und Spott - noch auf der Konferenz und vor allem im Kurznachrichtendienst Twitter. Nadella, der seit Februar im Amt ist, bemühte sich sogleich um Schadensbegrenzung. Einige Stunden nach seinen Äußerungen erklärte //twitter.com/satyanadella/status/520311425726566400:er über Twitter, er habe sich „undeutlich“ dazu geäußert, wie Frauen nach einer Lohnerhöhung fragen sollten.

„Unsere Branche muss die Lücke bei der unterschiedlichen Bezahlung von Männern und Frauen schließen.“ Dann seien Gehaltserhöhungen zum Ausgleich von Benachteiligungen gar nicht mehr nötig.

Schnell Einsicht nach dem Shitstorm

Nadella räumte auch gegenüber seinen Mitarbeitern einen Fehler ein, Microsoft veröffentlichte eine interne Mitteilung. „Ich habe die Frage völlig falsch beantwortet“, schrieb Nadella. Männer und Frauen sollten für gleiche Arbeit gleichen Lohn bekommen. „Wenn Sie denken, Sie verdienen eine Gehaltserhöhung, sollten Sie einfach danach fragen.“

Frauen in den USA erhielten im vergangenen Jahr nach einer Studie des Frauenverbands AAUW lediglich 78 Prozent des Gehalts, das Männer mit gleicher Qualifikation bekamen. Allerdings gibt es Daten, die nahelegen, dass der Gehaltsunterschied im Technologiesektor geringer ist. Von den mehr als 100.000 Microsoft-Beschäftigten sind Konzern-Angaben zufolge nur 29 Prozent Frauen.

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3 Kommentare

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  • Warum Frauen weniger verdienen ...

    Vor nicht allzu langer Zeit sass ich mit einer weiblichen Mitarbeiterin in einem Lohngespräch. Bei der Einstellung hatten wir einen moderaten Lohn vereinbart, weil sie eine Quereinsteigerin war. Ich hatte mich vorbereitet und mit meinen Kollegen abgestimmt, dass wir eine deutliche Lohnerhöhung vornehmen wollten. Zum Schluss des Gespräches kommen wir auf die Lohnfrage zu sprechen. Ihre Antwort: «Es wäre schön, wenn ich zweihundert bis dreihundert Franken mehr verdienen könnte.» Ich mache eine lange Pause. Anschliessend kann ich nicht anders, als ihr zu sagen, dass dies ihre bisher schwächste Leistung war.

    mehr: http://goo.gl/WRZkby

  • Naja, die nächsten Wochen werden jedenfalls kaum Ersuchen nach Gehaltserhöhungen für Frauen bei MS abgelehnt werden. Sowas nennt man einen günstigen Augenblick...

  • Die Aussage ist so etwas aus dem Kontext gerissen. Die Frage an ihn lautete "For women who aren’t comfortable with asking for a raise... what’s your advice for them?"

     

    Er wurde also explizit auf die Gehälter von Frauen angesprochen und hat hier nicht einfach das Fass geöffnet. Was nichts daran ändert, dass die Aussage als solche Scheiße ist und bleibt. Jedoch: Weil er in der umgehenden Reaktion nicht nur Scheiße als Scheiße eingeordnet hat anstatt zu lamentieren, sondern die Problematik auch klar angesprochen hat ("Without a doubt I wholeheartedly support programs at Microsoft and in the industry that bring more women into technology and close the pay gap. I believe men and women should get equal pay for equal work. And when it comes to career advice on getting a raise when you think it’s deserved, Maria’s advice was the right advice."), kann ich da in dem Fall auch drüber hinweg schauen.