piwik no script img

Michael Braun über die Kommunalwahlen in ItalienRenzi abgewatscht

Ein Triumph für Beppe Grillos populistische Fünf-Sterne-Bewegung (M5S), ein Debakel für Ministerpräsident Matteo Renzi und seinen Mitte-links-Kurs: Auf diese einfache Formel lässt sich die erste Runde der italienischen Kommunalwahlen am Sonntag bringen. In Rom übertraf die 37-jährige Virginia Raggi mit gut 35 Prozent alle Voraussagen der Meinungsforscher. Die Kandidatin der M5S hat jetzt beste Chancen, nach den Stichwahlen in zwei Wochen Bürgermeisterin von Italiens Hauptstadt zu werden.

Das ließe sich noch zum rein lokalen Ereignis herunterreden. Schließlich war Renzis Partito Democratico (PD) in Rom in einen Korruptionsskandal verwickelt. Doch auch in der Nordmetropole Turin qualifizierte sich die M5S-Frau Chiara Appendino mit über 30 Prozent für den zweiten Wahlgang.

Der verwegene Anspruch der M5S, bei den nächsten nationalen Wahlen Renzi nach Hause zu schicken, erscheint inzwischen als realistisches Szenario. Stärker als jede andere der europaweit erfolgreichen Protestlisten vertritt das M5S den puren Wutbürger-Standpunkt, das aufbegehrende „Unten“ gegen die „oben“ thronende „Politikerkaste“.

Während die im Norden des Kontinents erfolgreichen Anti-Establishment-Parteien vom Front National zu Ukip, FPÖ und AfD eindeutig von rechts kommen, während Syriza in Griechenland und Podemos in Spanien klar links verortet sind, entziehen sich die Fünf Sterne seit ihrer Gründung erfolgreich einer klaren Zuordnung. Dies öffnet ihnen die Chance, Wähler aus allen Lagern zu mobilisieren.

Schon die in 14 Tagen anstehenden kommunalen Stichwahlen könnten dem gegen den Palazzo der Mächtigen angetretenen M5S so in zwei der größten Metropolen Italiens die Türen öffnen. Dies wäre dann die wahre Bewährungsprobe für die Bewegung: Sie müsste zeigen, dass sie nicht nur zu opponieren, sondern auch zu regieren versteht.

Ausland

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen