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Merz wechselt CDU-Generalsekretär ausLinnemann kommt für Czaja

CDU-Chef Friedrich Merz wechselt nach gut eineinhalb Jahren seinen Generalsekretär Mario Czaja aus. Sein Nachfolger soll Carsten Linnemann werden.

Carsten Linnemann ist der neue Mann Foto: M. Popow/imago

Berlin dpa | CDU-Chef Friedrich Merz wechselt nach gut eineinhalb Jahren seinen Generalsekretär Mario Czaja aus. Beide hätten sich „heute einvernehmlich darauf verständigt, ihre Zusammenarbeit an der Parteispitze zu beenden“, teilte die CDU am Dienstag in Berlin mit. Nachfolger soll demnach der Bundestagsabgeordnete und Chef der Grundsatzkommission der CDU, Carsten Linnemann, werden. Merz werde Präsidium und Bundesvorstand der CDU an diesem Mittwoch vorschlagen, Linnemann zum kommissarischen Generalsekretär zu bestellen.

Czaja war im Januar 2022 mit gut 94 Prozent der Stimmen zum Generalsekretär gewählt worden. In der Partei gab es schon seit längerem Unzufriedenheit mit Czaja – ihm wurde unter anderem vorgehalten, zu wenig präsent in der Öffentlichkeit zu sein. Auch in Parteigliederungen in den Ländern komme er nicht an, war zu hören.

Der 45 Jahre alte Linnemann gilt als Wirtschaftsexperte in der Partei – bei diesem Thema dürfte sich Merz eine Unterstützung erwarten. Der Parteichef will die Wirtschaftspolitik künftig stärker zum Thema der CDU machen. Linnemann ist seit 2022 stellvertretender CDU-Vorsitzender und sitzt seit 2009 im Bundestag. Unter Merz verantwortet er die Arbeit am neuen Grundsatzprogramm seiner Partei.

„Ich habe mir die Entscheidung, einen Wechsel in der Position des Generalsekretärs der CDU Deutschlands vorzuschlagen, nicht leicht gemacht“, teilte Merz mit. „Mario Czaja und ich kennen uns seit vielen Jahren, und ich schätze ihn. Daran wird sich auch nach dieser Entscheidung nichts ändern.“ Czaja werde auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Bundespolitik spielen.

Dank an Czaja für „engagierte Arbeit“

Merz kündigte an, sich persönlich dafür einzusetzen, dass der frühere Berliner Gesundheits- und Sozialsenator Czaja innerhalb der Union eine herausgehobene Aufgabe im Bereich der Gesundheits-, Pflege- und Sozialpolitik übernehmen wird. Er danke Czaja „für seine hoch engagierte Arbeit in den zurückliegenden anderthalb Jahren“. Czaja habe großen Anteil daran, dass der Union nach der Bundestagswahl im Herbst 2021 ein erfolgreicher Neustart gelungen sei, die Partei Landtagswahlen habe gewinnen können und sich „an die Spitze im Ringen der Parteien um die Wählergunst setzen konnte“.

Czaja wünschte seinem designierten Nachfolger „Energie und kluge Ideen“ für die Erfüllung seiner Aufgabe. Er wünsche seiner Partei, „dass sie den eingeschlagenen Kurs der Öffnung und Weiterentwicklung von einer Mitgliederpartei zu einer Mitmachpartei, die sich für eine neue Zugehörigkeitskultur mit Maß und Mitte in der Breite der Gesellschaft stark macht, konsequent weiterverfolgt“. Zudem wünsche er sich, dass es gelinge, die Menschen „so zu überzeugen, dass die Union nach den anstehenden Wahlen überall stärkste politische Kraft wird und Regierungsverantwortung übernehmen kann“.

Die CDU hatte als Konsequenz aus dem bislang schlechtesten Unionsergebnis von 24,1 Prozent bei der Bundestagswahl im September 2021 im darauffolgenden Januar ihre komplette Führungsspitze neu gewählt. Merz war als neuer CDU-Vorsitzender mit 95,33 Prozent in die Arbeit als Oppositionsführer gestartet. Auf seinen Vorschlag war damals auch Czaja gewählt worden. Mitte Februar 2022 war Merz auch zum Vorsitzenden der Unionsfraktion im Bundestag gewählt worden.

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6 Kommentare

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  • So schnell am Ende, ohne Skandal.



    Das Karussell rotiert. Jetzt wird wieder mehr gestichelt, auch Law & Order rückt in den Fokus, das Soziale und Kollegiale wurde ja auch überbewertet. Warum ist eine Frau nicht eine Alternative und Ergänzung in der Führungsetage? Bin mal gespannt auf den Start "Wenn Westfalen poltern".



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    Über Czaja fand ich im Netz:



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    "ernüchternd Fazit ..... Im phoenix-Interview äußerte er seinen Unmut über die Politik der Ampel, insbesondere was die Rolle der FDP angeht: „Die FDP ist eine große Enttäuschung in dieser Koalition. Sie lässt im Grunde alle rot-grünen Projekte durchlaufen und finanziert sie auch noch.“ Bundesfinanzminister Christian Lindner sei für ihn ein „Schuldenfinanzminister“, der für die „größte Staatsverschuldung“ in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland verantwortlich sei. Es fehle der Haushaltspolitik an Generationengerechtigkeit. Auch für die gesamte Ampel-Regierung findet Czaja nur kritische Worte. Zwar habe diese „schon an der einen oder anderen Stelle auch richtige (Entscheidungen) getroffen“. Diese seien „auf der Basis von Vorschlägen“ getroffen worden, „die die Opposition gemacht habe.“ Deutschland werde durch Bundeskanzler Olaf Scholz unter Wert regiert, so Mario Czaja bei phoenix."



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    Ideenklau und unterwertige Präsentation, ob Czaja das schon selbst einmal gehört hatte? Geht es vielleicht auch um das Mobilisieren der finanzkräftigen und spendenbereiten Unternehmer:innen? Jetzt bilden die starken und gut vernetzten Männer aus Westfalen den Ankerpunkt für "Halt und Orientierung". Sind das die ersten Andeutungen, wer sich für die Spitzenkandidatur als Merkel-Erbe in Berlin ins Spiel bringt?



    Linnemann wird wohl viel Eloquenz in die Debatte bringen können, da spielt er dann in der Liga von Habeck und Lindner.

  • Linnemann lobt das C als die zukünftige DNA der CDU. Doch Linnemann ist der Vertreter der millionen- und milliarden schweren Unternehmer und Lobbyisten und nicht derjenigen, die mit dem C das Herz der CDU bilden.



    Wer Linnemans Reden hört, merkt, dass er vor dem Spiegel übt, um so etwas wie soziale Nähe und Spontanität und Volksnähe zu simulieren.



    Bei seiner Grundsatzrede zum neuen CDU-Programm nur nichtssagende Versatzstücke aus dem BWL-Baukasten, statt tiefgehender politischer Analyse, passend zum Bruder im Geiste Merz.

    Helmut Kohl's Personalpolitik erstrahlt im Vergleich zum derzeitigen Spitzenpersonal der CDU, das nun mit einem Rechtsruck und einer Prise AFD-Populismus versucht, intellektuelle Leere zu übertünchen. Die AFD wird es freuen und davon profitieren.

    Der jetzige neoliberale Nachwuchs in der Jungen Union würde in einer Diskussion mit dem verstorbenen Heiner Geißler oder einer Rita Süßmuth intellektuell untergehen. Wer stoppt den Niedergang der CDU? Angela Merkel, auch sie eine Entdeckung Kohls, weiß es vielleicht, aber schweigt.

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  • "Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres führen an, eine Gruppe von drei CDU-Politikern bestehend aus Linnemann, Thomas Bareiß und Joachim Pfeiffer werde bundestagsintern als „Bermudadreieck der Energiewende“ bezeichnet, das jeden (klimapolitischen) Fortschritt schlucke." (wikipedia)

    Tja, da werden sich die CDU-Grüne-Wechselwähler*innen wohl entscheiden müssen, was ihnen wichtiger ist: die Zukunft, oder das christliche Abendland.

    • @Ajuga:

      Gab dazu erst vor kurzen ja den Bericht hier bei der taz.



      @taz vielleicht ein Grund das Thema nochmal neu aufflammen zu lassen?



      Vielleicht war ja Herr Czaja irgendwo eingeknickst, wo er nicht durfte und nun "ersetzt" wurde.

  • Es graut dem Morgen.

  • Seit wann ist eigentlich in der CDU der Amthor-Style hip geworden? LOL.