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Merkel und der Griechenland-KonfliktIst die Kanzlerin unverwundbar?

Angela Merkel ist bereit, ein drittes Hilfspaket für Athen durchzupeitschen. Die Opposition wirft ihr vor, nur den Banken und nicht den Bürgern zu helfen.

Hat Erfahrung damit, sich zu bestimmten Dingen eher hinter vorgehaltener Hand zu äußern: Angela Merkel. Foto: dpa

Berlin taz | „So leidet Merkel“, titelte Anfang dieser Woche die Bild-Zeitung. Das Fachblatt für Griechenhetze streute ein wenig vergiftetes Mitgefühl über die Bundeskanzlerin. „Staatsbankrott! Undenkbar bisher in der ,Europa-Partei‘ CDU!“, hieß es im dazugehörigen Text. Und die taz titelte: „Scheitert der Euro, scheitert Merkel“. Ist das so? Aktuell scheint es eher, als ginge Angela Merkel, die Europapolitikerin schlechthin, selbst aus dieser Krise gestärkt hervor.

Wohlgemerkt: Die sich überstürzenden politischen Ereignisse sind alarmierend. Seit Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras erklärt hat, seine BürgerInnen über das für ihn unannehmbare Angebot der Gläubiger abstimmen lassen zu wollen, wirkt Angela Merkel ratlos. Diese Ratlosigkeit wurde nicht kleiner, seit in der Nacht zum Mittwoch Griechenland in Zahlungsverzug geraten ist und damit kein Angebot mehr vorliegt, über das die Griechen tatsächlich abstimmen könnten.

Ratlosigkeit ist eine Verfassung, in der man die Regierungschefin bislang nicht kannte. Bis am Sonntag Ergebnisse aus Athen kommen, läuft im Hintergrund die Krisendiplomatie auf Hochtouren. Angela Merkel muss derweil schauen, dass sie die Große Koalition auf all die Schmerzen einstimmt, die noch auf sie zukommen.

Das tut sie, indem sie am Mittwoch im Bundestag spricht. Aber auch, indem sie, wie am Montag, im Kanzleramt gemeinsam mit Sigmar Gabriel vor die Presse tritt und auf diese Weise den Koalitionspartner in Mithaftung nimmt. Außerdem, indem sie die Fraktionen im Bundestag aufsucht und ihnen die vertrackte Lage erläutert.

Einen Plan, den sie präsentieren könnte, hat sie offensichtlich nicht. So viel ist klar: Griechenland soll unbedingt im Euro gehalten werden, die Ansteckungsgefahr eines Grexits für den gesamten Euroraum wäre immens. Eine Währungskrise ist die Griechenlandkrise schon jetzt; an den Börsen ist das Klima vergiftet.

„Das ist der Super-GAU für Angela Merkel“, sagt Frank Schäffler. Bis 2013 saß er als FDP-Abgeordneter im Bundestag. Wegen seiner scharfen Kritik am Euro-Hilfspaket kam Schäffler 2010 als „Euro-Rebell“ zu einiger Berühmtheit. Die mit der FDP regierende Union war Widerspruch vom Koalitionspartner einfach nicht gewöhnt. 2012 zwang Schäffler seiner FDP eine Mitgliederbefragung auf. Er nervte erfolgreich.

Heute leitet Frank Schäffler eine eurokritische Denkfabrik. Auf die Frage, wie es sich anfühlt, letztlich wohl recht behalten zu haben, antwortet der 46-Jährige: „Ja, ich habe sicher recht gehabt. Aber in dieser Dramatik habe ich das damals auch noch nicht gesehen.“ Dennoch glaubt er nicht, dass die von ihm damals kritisierte Merkel Schaden nehmen wird. Gut möglich, dass sie die Krise der SPD aufzubürden versucht, um sich selbst als pragmatische Verhandlerin darstellen zu können. Frank Schäffler ist überzeugt: „Sie kommt in Deutschland gut aus der Geschichte raus. Sie gilt als Macherin.“

Abweichler sind nicht ihr Problem

Angela Merkels Mantra ist seit Tagen dasselbe: „Solidarität und Eigenverantwortung.“ Die Bundesregierung sei solidarisch, soll das heißen, aber nicht bedingungslos. Merkels zigmal wiederholte Botschaft richtet sich an Athen. Hier, am Mittwoch im Bundestag, muss sie ihre Fraktion und den Koalitionspartner nicht wirklich davon überzeugen, dass die Sache noch nicht ausgestanden ist. In ihrer Rede sagt sie: „Wir warten jetzt das Referendum ab. Davor kann kein neues Hilfsprogramm verhandelt werden.“

Damit ist es amtlich: Merkel ist bereit, ein „neues“, ein drittes Griechenland-Hilfspaket durchzupeitschen. Die Abweichler aus den eigenen Reihen, von denen es Dutzende gäbe, sind dabei nicht ihr Problem. Aber ihre WählerInnen könnten es werden.

In zwei Jahren sind Bundestagswahlen. Dass Merkel erneut kandidiert, ist äußerst wahrscheinlich. Mit allen Mitteln gilt es deshalb zu verhindern, dass die BürgerInnen 2017 das Scheitern des Euro – womöglich gar spürbare finanzielle Einschnitte – mit der CDU verbinden. Auch deshalb gibt sie im Bundestag die Losung aus: „Europa ist robuster geworden.“ Es wächst also gar an seinen Krisen. In seiner Rede springt ihr der SPD-Vizekanzler bei. „Solidarität meinte nie Kumpanei“, sagt Sigmar Gabriel, „sondern verantwortungsbewusstes Handeln für sich und andere.“ Da ist er wieder, der Finger, der Richtung Athen zeigt.

Eurokritische FDP

Widerspruch dazu kommt aus der FDP. Die Liberalen, beim letzten CDU-Parteitag von der Kanzlerin als „natürlicher Koalitionspartner“ gelobt, muskeln sich nun als Eurokritiker auf. Merkel, sagt FDP-Generalsekretärin Nicola Beer der taz, habe zu lange auf Tsipras‘ Einlenken gesetzt. „Deshalb ist sie für das Chaos mitverantwortlich. Nicht nur Europa droht der große Knall, sondern auch der Großen Koalition.“ Gut möglich, dass die FDP gerade wegen dieser euro- und Merkel-kritischen Haltung wieder Zulauf erhält.

Ist Merkel unverwundbar? Momentan scheint sie als unhysterische Kümmerin nicht einmal beschädigt. Es ist zu spüren, dass sie mit ihrer Entscheidung gegen weitere Gespräche mit Athen mit sich im Reinen ist. Selbst in diesen Hardcore-Tagen soll sie gut schlafen können. In der Hochphase der Ukrainekrise wirkte sie angegriffener als jetzt.

Merkel beschädigt? Lutz Meyer winkt ab. Der PR-Mann, der 2013 ihren Bundestagswahlkampf gemanagt hat, sagt, wer das behaupte, solle doch mal erklären, warum. „Der Euro bleibt, Europa scheitert nicht, und Deutschland steht für das Prinzip von seriöser Haushaltsführung.“ Vielleicht hätte Griechenland nie in die Eurogruppe aufgenommen werden sollen. „Aber das hat die Regierung Schröder entschieden, nicht Frau Merkel.“

Harte Attacken von Gysi

Am Mittwoch im Bundestag gibt es schließlich doch noch Schuldzuweisungen. Gregor Gysi, Fraktionschef der Linken, attackiert die Kanzlerin hart. „Die Art, wie Sie sich beweihräuchern, ist völlig daneben“, ruft er Merkel zu. Die Rettungspakete der Troika hätten nur den griechischen Banken geholfen, nicht den Bürgern. „Suppenküchen über Suppenküchen – ist das Ihre Vorstellung von Europa? Sie tragen dafür eine gewaltige Mitschuld.“

Letztlich gehe es Merkel um die Zerstörung der linken Regierung in Athen. Der wütende Protest aus den Reihen der Union folgte prompt. Diese Fraktion, das war deutlich zu sehen und zu hören, wird Merkel überallhin folgen.

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38 Kommentare

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  • Zum Thema Schmutzblatt BILD und dem "Leiden" Merkels:

     

    1. Nur die partizipierende Seele kann leiden.

     

    2. Und woran nimmt Merkel bekanntermaßen ausschließlich Anteil? Ausschließlich daran, wie es mit ihrer Machtstellung aussieht.

     

    3. Honecker's Rache "leidet" also gewiss NICHT um der Griechen willen, sondern um ihrer selbst willen –

    also verzieh' dich bloß, Merkel, SELBER SCHULD!

     

    Merkel "leidet" also laut BILD, aha ... genau das ist die unerträglich "rektophile" und realitätsverzerrende Art, wie von den Medien in Bezug auf diese Politikerin umgegangen wird.

  • Merkel und Konsorten haben unser Volk in einer Art und Weise und Höhe mit Zahlungen und Zahlungsverpflichtungen verschuldet, da werden noch Generationen nach uns was von haben. Das grenzt schon an einen "Abgrund von Landesverrat". Hoffen wir, dass sie alle irgendwann zur Rechenschaft gezogen werden.

    Übrigens das hat sie geschworen:

    Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.

  • Tsipras und seine Syriza sind Linkspopulisten, der Populismus zeigt sich darin, das sie das Volk in einem Referendum abstimmen lassen wollen. Das ist natürlich populistisch, zeigt aber auch die Ratlosigkeit und Radikalität von Tsipras, mit den Gläubigern und ihren Forderungen umzugehen. Eine Angela Merkel die entnervt aufgibt, das wäre sicher ein Erfolg für Tsipras - haben aber weder Poroschenko noch Putin geschafft, Mit voller Wucht wird gegen die Wand gefahren durch Tsipras und der Syriza.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Eben gerade habe ich Entscheidendes gelesen, was ich bislang in meiner Einseitigkeit als Griechenfreund übersah:

    die Kanzlerin leidet.

     

    Man sollte sie von ihrem Leiden befreien ... und uns von ihr: durch ihren Rücktritt!

     

    El Greco

  • "Diese Fraktion, das war deutlich zu sehen und zu hören, wird Merkel überallhin folgen."

     

    Na hoffentlich folgen diese charakterlosen Euro-Kaputtmacher ihrer Mega-Kaputtmacherin dann auch in die ... also in den Untergang 2017.

     

    Aber Finanzfaschisten haben Konjunktur in Deutschland, neuerdings setzt sich dieses Denken auch erfolgreich in der SPD durch.

     

    Es ist horrend und beschämend, was sich speziell diese beide Parteien seit der großen Koalition unterstehen.

    • @Index:

      Eigentlich nicht erst seit der Grossen Koalition ... es fing meiner Meinung nach schon früher an.

       

      Helmut Schmidt war der erste Kanzler, von oder bei dem Ende der 1970er-Jahre Geld verschoben wurde innerhalb des Sozialversicherungssystem. Wenn in einem Zweig das Geld knapp wurde - was hauptsächlich geschah, weil die Wirtschaftskrise nicht lief, woraus niedrigere Arbeitnehmereinkommen resultierten, was zu niedrigeren Beiträgen in die Sozialversicherung führte -, wurden die aktuell nicht betroffenen Zweige durch Änderungen der Gesetze "zur Kasse gebeten".

      Dies führte letztendlich zu einer Art "Verschiebebahnhof", woraus die FDP und die Union ihre "Wahlkampfmunition" machten, im Sinn von "nichts ist sicher, die Sozialversicherung muss grundlegend reformiert werden". So wurde sie zu Lasten der Versicherten "sturmreif" geschossen und der Weg geebnet, den zwar auch Kohl/Genscher beschritten, aber erst recht ein Kanzler namens Gerhard Schröder, der - siehe "Agenda 2010" - das System schleifte. Mit der Folge, dass die GRV teil-privatisiert wurde.

       

      Also, es begann früher ...

  • Politik heist immer Kompromiss. Wo kein Kompromiss herrscht, gibt es Buergerkrieg wie im Suedsudan. Deutschland hat weltweit ein gutes Ansehen. Das liegt an der Kombination von Wirtschaft, Demokratie und Ausgleich. Nichts is ideal, aber welchen Staat sollte man sich denn zum Vorbild nehmen? Kuba, Venezuela, Russland, Equador, Schweden, Island?

    • @Gabriel Renoir:

      Kuba wär nicht schlecht für den Anfang. Die sind zwar nicht reich, aber verfügen über für fundamentale Dinge, von denen wir uns immer weiter entfernen.

       

      Russland? Nö, das ist ja nur eine billige Kopie des kapitalistischen Westens.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Gabriel Renoir:

      Wer hätte etwas gegen Kompromisse einzuwenden? Doch wo gibt es die in einer Zwei-Drittel-Gesellschaft, in der ein Drittel ausgeschlossen ist?

       

      Kompromisse gehen anders. Zum Beispiel durch Teilhabe statt Almosen. Sagen Sie mir, wo es die für die Alten, Kranken und Schwachen gibt?

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Auch alte Pensionäre bekommen ihre Pension, kranke Beamte ihren Sold und schwache Politiker ihre Diäten. In Deutschland hat die Mehrheit der Alten und Kranken durchaus Teilhabe an der Gesellschaft. Bei den Schwachen kommt es darauf an, was Sie meinen: geistig, charakterlich oder körperlich schwach? Mit solchen Kategorien könnte ich nichts anfangen.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Chutriella:

          Ich halte stets die Luft an, wenn ich lese, dass Menschen von ´wir´,´ man´, ´die Mehrheit´ sprechen bzw. schreiben.

           

          Kennen Sie persönlich Alte und Kranke, die noch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen? Ich kenne nur solche, die sich aus Scham zurückgezogen haben, weil sie sich wegen fehlenden Geldes nichts mehr leisten können. Kein Buch. Keine CD. Kein Kino. Kein Konzert. Keinen Museumsbesuch. Kein Café. Kein Restaurant. Kein Ausflug. Kein Urlaub. Keine Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke. Keine Feiern.

           

          Ich selbst habe die Berechtigung, mir abgelaufene Lebensmittel in der nächsten Tafel abzuholen (Almosen), kann aber den Bus dorthin nur zwei Mal im Monat bezahlen.

           

          Ist das Teilhabe?

           

          Ps. Eben sehe ich gerade, dass ich Ihnen Unrecht tue. Sie schreiben von der Mehrheit. Was mit dem großen Rest ist, interessiert Sie offenbar nicht. Hauptsache, die Mehrheit ist versorgt. Besten Dank!

  • Merkel hat in der DDR das Durchmogeln und von Kohl das Aussitzen gelernt.

     

    Merkel ist politisch längst gescheitert, hat Europa an den Rand des Zusammenbruchs geführt und Deutschland in eine beginnende Isolation. Das einzige, was sie kann, ist Machterhalt. Das kann sie aber ziemlich gut.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Was die Frage nach einer Erklärung für das Verhalten des deutschen Wahlvolkes in seiner Mehrheit angeht, die aus Angst vor radikalen (radix=die Wurzel) Veränderungen sich krampfhaft an das altbekannte Nicht-Bewährte festkrallt, gibt es darauf nur eine Antwort: "Der deutsche Charakter". Ein kurzer Blick in die Weltgeschichte genügen, um dies zu erkennen.

     

    Verstehen muss man dies nicht. Ich habe für diesen mainstream nur ein tiefes Gefühl der Verachtung übrig.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Mmh, ist die Angst vor radikalen Umbrüchen unbegündet?

       

      Denken Sie mal an die letzten radikalen Umbrüche auf deutschem Boden und sagen Sie, ob das alles nicht auch sanfter hätte geschehen können oder zu Teil hätte verhindert werden müssen.

      • @Dhimitry:

        Sicherlich hätte der Zusammenbruch der DDR in dieser Form ebenso verhindert werden müssen wie der Zusammenbruch der BRD (West) als sozialer und rechtsstaatlichem Gemeinwesen.

         

        Der radikale Umbruch zu einem national denkenden Staat mit Abschaffung der erworbenen sozialen Sicherungen ist aber ein Prozeß gewesen, der fast 15 Jahre in Anspruch nahm (evtl. noch länger, wenn Sie schon die sozialen Einschnitte nach Helmut Schmidt mitberücksichtigen). Eine Unumkehrbarkeit kann ich aber gerade wegen dieser langen Zeitspanne nicht erkennen. Unsanft wurde es erst unter rotgrün.

        Aber Sie haben Recht, dass das alles besser verhindert worden wäre.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Dhimitry:

        Ich ahne, worauf Sie abzielen. Doch von diesen totalitären Umbrüchen habe ich nicht gesprochen. Ich ging von Utopien aus, die spätestens seit Thomas Morus zwar gedacht, aber nicht umgesetzt werden.

         

        Ob eine Angst begründet ist oder nicht, lässt sich im Übrigen erst dann sehen, wenn der Sachverhalt, vor dem ich Angst habe, auch eingetreten ist. Dem lässt sich auf zweierlei Art begegnen: entweder durch Ablehnung - oder durch die Bereitschaft zum Risiko. Die Bereitschaft zu Letzterem gehörte - von Ausnahmen abgesehen - nicht gerade zum deutschen Charakter.

      • @Dhimitry:

        Umbruch ist immer Risiko. Aber davon war ja gar nicht die Rede, sondern von radikalen (radix=die Wurzel) Veränderungen. Das ist ein ziemlicher Unterschied.

  • Die Kanzlerin ist doch unverwundbar! Erstaunlicherweise zwar, aber (bittere) Realität. Ein Beispiel: Frau Merkel würde heute auf einer Pressekonferenz verkünden, dass die Einkommen aller deutschen Bürger sofort und dauerhaft um 20% gekürzt werden müssten, um die Ukraine nachhaltig in ihren Kampf gegen Russland zu unterstützen. Glaubt denn irgendjemand, dass so ein Ereignis irgendetwas Entscheidendes an dem Wählerverhalten ändern würde? Exakt dieser Effekt (bzw. Nichteffekt) sichert Merkels Macht auf "ewig". Warum die Mehrheit der deutschen Michel dieses unerschütterliche Beharrungsvermögen an den Tag legt, ist mir schon seit langem nur ansatzweise erklärlich: Allumfassende Lethargie, preußischer Kadavergehorsam, immer wieder auftretende Amnesie, .....? Schon Napoleon wunderte sich darüber.

  • Warum soll Frau Merkel Schaden nehmen? Die Griechenlandkrise bewirkt eine Abwertung des Euros, daraus folgt eine Steigerung der deutschen Exporte, daraus folgt eine Arbeitsplatzzunahme, daraus folgen höhere Steuereinnahmen, daraus folgen kleinere Wohltaten fürs Volk ohne sich zusätzlich zu verschulden, auch ein paar Panzer sind mehr drin.

     

    Die Autorin darf mit Blick auf den Dax nicht nur die letzten 3 Monate sehen, sondern die letzten 3 Jahre, ja sogar das erste Halbjahr 2015 endet mit einem Plus.

     

    Die EU war im nationalen Interesse Deutschlands. Merkel weiß genau, dass China schon sehr bald der größte Handelspartner Deutschlands sein wird und die neue Seidenstraße, von Peking finanziert, lockt. Tja, nur das mit den Russen, das bereitet ihr (und der deutschen Industrie) Bauchschmerzen. Die Griechen, da bewegt man sich nur, weil die Amerikaner drücken.

     

    Otto Kern

    37412 Herzberg - die Esperantostadt

  • Na klar sie pflegt ihr Klientel. 2009 hat sie Herrn Ackermann, Deutsche Bank, zum Geburtstag ein Geschenk gemacht:

    ZEIT: "Illustre Gästeschar im Kanzleramt

    Bankchef Ackermann hatte geladen, Kanzlerin Merkel bat zu Tisch: Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Showbusiness feierten Geburtstag. Die Gästeliste
VON kg | 25. August 2009 - 18:08 Uhr

    "Partysause" für einen Top-Banker oder Meinungsaustausch beim Abendessen: Ein Geburtstagsessen für Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann im Kanzleramt sorgt für Unmut in Berlin. Am Mittwoch wird sich gar der Haushaltsausschuss mit der Feier beschäftigen . Er soll prüfen, ob Bundeskanzlerin Angela Merkel ( ) bei der Ausrichtung des Essens Steuergelder verschwendet hat.

    Eine Auswahl der Gäste:

    Wirtschaft: Josef Ackermann ( ), Roland Berger (Roland Berger), Gerhard Cromme
( ), Jürgen Hambrecht ( ), Dr. Tessen von Heydebreck (u.a. BASF, Postbank), Michael Hilti (Hilti), Berthold Leibinger (Trumpf), Friedrich von Metzler (Bankier), Wolfgang Nowak (Alfred-Herrhausen-Stiftung der Deutschen Bank), Arend Oetker (Oetker), Marie-Elisabeth (Schaeffler), Werner Wenning (Bayer).

    Medien: Kai Diekmann (Bild), Mathias Döpfner, Friede Springer (beide Springer), Stephan Sattler (Focus), Frank Schirrmacher (FAZ)."

    Sie trägt auch soziale Verantwortung durch soziales handeln? Abweichler sind nicht ihr Problem.

    Aber ihre Wähler könnten es werden. Die Rettungspakete der Troika hätten nur den griechischen Banken geholfen, nicht den Bürgern. „Suppenküchen über Suppenküchen" (Gysi)

    Honi soi qui mal y pense!

  • 7G
    7964 (Profil gelöscht)

    "So viel ist klar: Griechenland soll unbedingt im Euro gehalten werden"

     

    Und warum?

    Es geht nur darum, einen Wirtschaftsraum von Wladiwostok bis Lissabon zu verhin. Schaut Euch mal die Landkarte rund ums Schwarze Meer aus der Brille Washingtons an. Und jetzt nehmt mal Griechenland aus der EU, NATO usw. raus. Alles klar?

     

    Merkel ist eine Marionette und die Fäden hat Washington in

    der Hand...

    • @7964 (Profil gelöscht):

      Wirtschaftsraum bis Wladiwostok wäre fein. Zumindest mit einem demokratischen Russland, in dem gewisse international übliche Gepflogenheiten gelten. Also noch richtig weit entfernt.

  • Ich finde auch, der Beitrag ist gut.

     

    Nur die Überschrift provoziert geradezu eine Gegenfrage: Wer, von den derzeit bekannten PolitikerInnen, sollte Merkel denn verwunden?

     

    Das Problem besteht meiner Meinung nach darin, dass sicb die beiden grösseren Parteien über die Jahre und Jahrzehnte hinweg inhaltlich auf einander zu bewegt haben - und was sie "programmatisch" noch unterscheiden sollte, wird spätestens realpolitisch eben gemacht, weg gespült.

     

    Und über das politische Personal der beiden grösseren Parteien mag ich schon gar nichts schreiben ... - mindestens "auswechselbar".

     

    Die beiden Oppositionsparteien schaffen es gerade mal, entweder rhetorisch in einer Diskussion oder Debatte einen "linken Haken zu setzen" oder mit Hilfe des Bundesverfassungsgericht einen Erfolg zu erzielen, aber weder das Ekne noch das Andere hilft wirklich.

     

    Und, wie an anderer Stelle schon gesagt, "im Zweifel" siegt das Sicherheitsdenken über die Idee, oder anders gesagt: "das Fressen kommt vor der Moral".

    • @Der Allgäuer:

      Eben, ohne Gegner passiert Merkel auch nix.

      • @BigRed:

        Sehen Sie denn Erfolg versprechende PolitikerInnen?

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Der Allgäuer:

          Die geographische Heimat des Mittelmasses als Stätte von Charakterköpfen? Guter Witz! Bedauerlicherweise haben diese sich schon vor Jahrzehnten mit dem politischen bzw. irdischen Abtreten von Heinemann, Brandt, Schmidt, Strauß, von Weizsäcker, ja selbst Kohl verabschiedet.

           

          Nachwachsende Köpfe: Fehlanzeige.

  • Die CDU soll Merkel blind folgen? Man kann doch nur jemandem folgen der auch mal führt. Schäuble verhandelt mit den Griechen. Merkel mact was sie immer macht, lehnt sich zurück und schaut wem sie die Schuld zuschieben kann und wartet so lange bis sie sich sicher sein kann, dass sie Lorbeeren einheimsen kann.

     

    Merkel ist doch keine Führerin lachhaft.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Guter Beitrag.

    Ich möchte anfügen, daß ich (bis auf die glänzende Rede von Gysi) die heutige Bundestagsdebatte wie eine Klagestunde von beleidigten Leberwürsten empfunden habe. Es ist gut, daß Frau Merkel und Herr Gabriel mit der restlichen Truppe nun zu den Stammtischen und zur einen Hälfte der deutschen Presse gehen müssen, um zu erklären, daß alles deutlich teurer werden wird, als man den Stammtischen immer verkündet hatte (gleich wie das Referendum ausgehen wird). Die Schuldfrage trifft hier direkt einmal die Verursacher (CDU und Co) und Frau Merkel kann jetzt endlich ihren Schwanengesang anstimmen (Den Gesang kurz vor dem Ende). Kleiner Ausschnitt der Probleme: Kein Gas mehr für die so geschätzte Ukraine von Putin, keine Beziehungen mehr zu Russland, Griechenland macht den Anfang vom Ende der EU, TTIP wackelt auch wegen der EU und wegen der Tricks von Schulz, die Flüchtlingsströme reissen nicht ab, auch dank deutschem Neokolonialismus in Afrika und dem Hofieren der amerikanischen Aktionen im nahen Osten, der Rechtsradikalismus strebt auf ein neues Niveau zu, die NSA ist putzmunter in Europa unterwegs und ärgert die Franzosen und ganz frisch auch wieder die Deutschen.

    • @4932 (Profil gelöscht):

      darf man hier lachen? Gysi mag ein glänzender Redner sein, aber wenn er so ein grosses Ass in Punkto Wirtschaft ist warum hat er denn in Berlin den Schwanz eingezogen, als er als Wirtschaftssenator berufen wurde, er hat gekniffen, weil er wusste, dass er in Sachen Finanzen keine Ahnung hat, grosse Klappe, als Schäuble ihn ein paar Fakten unter die Nase rieb, war Herr Gysi, sonst der grosse Plauderer stumm und still, ich mag den SChäuble nihct und auch nicht Frau Merkel.aber die beiden müssen sich mit dem Problem rumschlagen während Leute wie Gysin irgendwelchen talkshows brillieren wohl wissend das sie selber keine Endscheidungen treffen und verantworten müssen. Leute mit grosser KLappe ist das letzte, was wir jetzt brauchen!

      • 4G
        4932 (Profil gelöscht)
        @Georg Schmidt:

        Ich habe nicht über Gysi geschrieben (deshalb in Klammern). Ich mag es nur gerne, daß die Linke offenbar jetzt die einzige Partei ist, in der Klartext gesprochen wird, in Griechenland und in Deutschland. Diese CDU/SPD-Soße: 'Alles ist gut. Alles ist sogar sehr gut. Wir haben alles sehr richtig gemacht. Ihr Anderen habt einfach keine Ahnung' kann ja wohl nicht ganz stimmen, wenn Sie sich die kleine Auswahl meiner genannten Beispiele nochmal durchlesen würden. Aktuell füge ich noch hinzu: 'Das Ausspähen durch die NSA in Deutschland ist beendet. Ihr freundlicher CDU-Mann Pofalla'.

  • Dass die Regierung Schröder die Entscheidung zur Aufnahme Griechenlands in die Eurogruppe getroffen haben soll, lese ich hier zum ersten Mal. Seit wann trifft denn die Bundesregierung ganz allein die Entscheidungen in der Europäischen Union? Wenn das so gewesen sein sollte, stellt sich mir doch die Frage, was die EU überhaupt darstellen soll. Da könnte man dann ja gleich einen ganzen Haufen Geld für die zahllosen Küchenparlamente der EU, für Europawahlen und den übrigen Quark gleich einsparen.

    • @Rainer B.:

      Was genau war die letzte wichtige Entscheidung auf EU-Ebene, die gegen den Widerstand der deutschen Regierung vorgenommen wurde?

      • @BigRed:

        Ich lass mich da gerne aufklären! Vermutlich hängt das wesentlich davon ab, was man als wichtige Entscheidung auf EU-Ebene ansieht und was nicht.

        • @Rainer B.:

          Sie sind in der Bringschuld, nachzuweisen, dass es NICHT die Bundesregierung ist, die Entscheidungen in der EU steuert.

           

          Wenn sie wollen, wären Stichpunkte z.B. CO2-Abgaben, Austeritätspakt, Strafen für Staaten, die die Maastrichtkriterien verletzen...

          • @BigRed:

            Es ist AUCH die Bundesregierung, aber eben NICHT allein. Die EU-Kommission, die Europäische Zentralbank, die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten, alle haben gemeinsam die Entscheidung zur Aufnahme Griechenlands getroffen.

            Was Ihre drei Stichpunkte betrifft, so wäre sicherlich die Bundesrepublik bei Anwendung der gleichen Maßstäbe wie heute gegen Griechenland in allen drei Punkten hoffnungslos durchgefallen.

             

            Vor kurzem geisterte doch bereits der ehemalige Finanzminister Hans Eichel schon als Hauptschuldiger des Griechenland-Desasters durch die Gazetten. Dazu stellte die Süddeutsche klar:

            http://www.sueddeutsche.de/geld/griechenland-krise-hans-eichel-der-oberschurke-1.1018756

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Rainer B.:

              Danke für diesen anschaulichen Hinweis. Eindrucksvoller kann die versammelte Scheinheiligkeit der Griechenbasher nicht entlarvt werden. Das ist wohl das Gleichheitsprinzip á la EU: was für A oder B gilt, muss noch lange nicht für C gelten.

    • @Rainer B.:

      Danke für dieses klare Statement.

  • NSA ganz vergessen, oder wie?!