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Menstruations-Ausstellung in der U-BahnBesser als Victoria's Secret-Werbung

In Stockholms U-Bahn hängen Plakate, die menstruierende Frauen darstellen. Die Reaktionen darauf sind sehr unterschiedlich.

Hängt in Stockholms U-Bahn: „Alles in Ordnung (Ich blute nur)“ Foto: Janet Carr

„Alles in Ordnung (Ich blute nur).“ Das steht auf einer der Zeichnungen, die seit etwa einem Monat in einigen Bahnhöfen der Stockholmer U-Bahn hängen. Es sind schwarz-weiß Darstellungen von eislaufenden Frauen. So wird das Warten auf den nächsten Zug abwechselungsreicher gestaltet.

Ein Detail aber sorgt für Kontroversen: Im Schritt der Frauen ist ein roter Fleck zu sehen, der einigen Menschen überhaupt nicht gefällt. Die Künstlerin Liv Strömquist, von der die Zeichnungen stammen, kennt die Diskussionen, die ihre Werke hervorrufen.

Denn die Menstruation stellt offenbar noch immer ein Tabu für viele Menschen dar. „Das ist keine Kunst, das ist eklig“, kommentiert zum Beispiel ein Nutzer auf Twitter. Auf Facebook schreibt eine Nutzerin: „Wer zur Hölle genießt Menstruation? Und welcher Blitzmerker dachte, es sei ein passendes Thema, um es Menschen vor's Gesicht zu schieben, wenn sie nur von A nach B kommen wollen?“

Viele Reaktionen sind hingegen positiv und begrüßen die Menstruationskunst in Stockholms U-Bahn. So schreibt eine Frau, sie sehe lieber die Zeichnungen als Victoria's Secret-Werbung, die den Körper sexualisiere und gefährliche Probleme bei Millionen von Mädchen und Frauen befördere. Sie sei froh, progressive und gedankenanregende Kunst zu sehen.

Liv Strömquist

Die schwedische Künstlerin hat mehrere Bücher veröffentlicht, moderiert im Radio und einen Comic über die Kulturgeschichte der Vulva gezeichnet.

Ein Twitter-Nutzer sieht in den kindischen Das-ist-eklig-Kommentaren den Grund, warum solche Projekte nötig seien und ergänzt: „Wenn es deinen wertvollen kleinen Tag ruiniert hat, war es das wert.“

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9 Kommentare

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  • Ist doch ok, ich sitz' als echter Macho ja auch mit gespreizten Beinen in der U-Bahn, um mir den Hoden nicht zu quetschen (Manspreading, glaube ich).

  • Ich finde Werbung im Allgemeinen und "Sex sells"-Stereotypen zum Kotzen. Allerdings finde ich den Anblick eines Models wohltuender als den einer menstruierenden Frau. Bin ich krank?

     

    Und wie es ein Vorposter schrieb: lasst und doch mal Frauen beim Scheißen darstellen, oder Männer beim Wichsen.

  • „Wenn es deinen wertvollen kleinen Tag ruiniert hat, war es das wert.“

    - ob das auch gilt, wenn sexistische Werbung einer Feministin den Tag ruiniert?

  • It's allright, Ma (I'm only bleeding) ist ein Bob Dylan-Song.

    Jonas, hast du Liv Strömquist gefragt, warum sie Bob Dylan zitiert? Der Teil fehlt mir.

  • Frauen in vielen Gesellschaften werden für was natürliches diskriminiert. Also finde ich gut, zunächst mal offener damit umzugehen.

     

    Was sagt ihr Mädels zu diese Werbespot?

    http://adage.com/article/behind-the-work/work-libresse-breaks-taboo-period-blood/310977/

     

    https://m.huffpost.com/us/entry/us_59e7a526e4b0da3ea6e6d868?ncid=inblnkushpmg00000009

  • Körperausscheidungen sind ganz natürlich. Das brauchen wir nicht zu tabuisieren. Vergöttern allerdings auch nicht. Warum nicht auch mal eine Toilette mit einem schönen braunen Haufen zeigen oder eine richtig schöne Rotzfahne? Plötzlich scheiden sich die Geister! Es gibt diejenigen, die Körperausscheidungen generell nicht sehen wollen. Dann gibt es andere, die diese Tabus nur brechen wollen, wenn sie meinen, damit für den Feminismus zu streiten. Und schließlich gibt es die anderen, die mit allen möglichen Körperausscheidungen kein Problem haben, aber bei der Menstruation empfindlich sind.

    Eines allerdings ist ein großer Irrtum. Frauen überall nackt zu zeigen hat eine lange patriarchalische Tradition. Wenn nun ausgerechnet diejenigen, die immer dagegen gekämpft haben, die letzten Tabus einreißen und noch etwas mehr Initimität von Frauen im öffentlichen Raum präsentieren, ist das ein Treppenwitz. Aber auch das ist nichts Neues. Heute werden die Filme von Oskar Kolle als verklemmte Softpornos angesehen. Damals galten sie als feministische Aufklärungsfilme.

  • Ich wär ja noch für eine Galerie mit Bremsstreifen

  • Ach Göttin, das bisschen Rot. Immerhin sind keine Klumpen zu sehen...

  • 9G
    96830 (Profil gelöscht)

    "Gedankenanregend"? Ich bin mir ziemlich sicher, dass alle wissen, dass es Menstruation gibt und dass das in Ordnung ist. Das nächste Plakat klärt dann auf: "Wasser ist nass!", oder wie?

    Die Einzigen für die dieses Plakat Neuigkeiten bereithält sind kleine Kinder, für die diese Art der Aufklärung aber sicherlich nicht funktioniert und wohl eher Albträume bei vorpubertären Mädchen verursachen dürfte.

    Und selbstverständlich findet man das eklig, wie man auch Schnodder oder Fäkalien eklig findet, genauso wie Blut anderer Menschen im Allgemeinen, da das potenziell krankheitsübertragende Substanzen sind. Auf soetwas reagiert man nunmal mit Ekel und muss das nicht ständig sehen.

    (Zeichnen kann diese "Künstlerin" scheinbar auch nicht sonderlich.)