Menschenhandel in Libyen: Ende des Wegsehens
Der Sender CNN veröffentlichte kürzlich ein Video, welches belegt, dass Migranten in Libyen verkauft werden. Nun reagiert Afrikas Politik.

Der Film machte die Runde in Afrika – angereichert durch andere Filmaufnahmen von libyschen Internierungslagern voller verzweifelter Afrikaner. Und Afrikas Künstler, die bei ihrer Jugend viel mehr Respekt genießen als Afrikas Politiker, machten mobil: Alpha Blondy aus der Elfenbeinküste, Youssou N’Dour aus Senegal, Koffi Olomide aus dem Kongo.
„Haben Sie die Reportage gesehen?“, fragte vor der Kamera der ivorische Reggaestar Blondy, kochend vor Wut, Nigers Präsidenten Mahamadou Issoufou. „Worauf warten Sie, um zu reagieren?“ Und er rief: „Ich fordere alle Afrikaner – und alle Personen, die von diesen Akten schockiert sind, die ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen – dazu auf, alle libyschen Botschaften in ihren Ländern zu belagern, bis zur vollständigen Befreiung aller Gefangenen auf dem libyschen Territorium.“
Gesagt, getan. In Paris und Brüssel, wo die größten frankophonen Exilgemeinschaften von Afrikanern in Europa leben, gingen wütende Menschen am Samstag auf die Straße gegen die Sklaverei. „Wir sind Schwarze, wir sind Menschen“, skandierten 1.000 Demonstranten vor der libyschen Botschaft in Paris. Die französische Polizei sprach von einem „illegalen“ Aufmarsch und nahm eine Person fest.
Nun reagiert Afrikas Politik. Guineas Präsident Alpha Condé, amtierender Vorsitzender der Afrikanischen Union (AU), verlangte sofortige Schritte der libyschen Regierung. Mali rief seinen Botschafter aus Libyen zurück. Niger will den Vorfall auf die Tagesordnung des EU-Afrika-Gipfels in der Elfenbeinküste kommende Woche setzen.
Da wird Europa es nicht leicht haben. Die Afrikaner in Libyen sitzen dort fest, weil Europa sie nicht hineinlässt – und weil Europa Libyens Küstenwache dafür bezahlt, sie abzufangen. Kritik daran kam vorige Woche von der UNO.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Bildungsforscher über Zukunft der Kinder
„Bitte nicht länger ignorieren“
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung