Meisterschaft im US-Frauenfußball: Barbra Banda und der Boom
Altmeisterin Marta gewinnt mit Orlando endlich den Titel im US-Frauenfußball. Doch das Finale entschied eine Stürmerin aus Sambia.
Schon einmal hatte sie eine Meisterschaft in den USA gewonnen – mit Western New York Flash. 2011 war das. WPS, Women’s Professional Soccer, hieß die höchste Liga in den USA damals. Drei Jahre lang existierte sie. Dann wurde sie wieder aufgelöst. Professioneller Frauenfußball schien damals keine große Perspektive zu haben. Mit Marta im Team spielten in der Meistersaison zwei, die gerne als Legenden ihrer Sportart bezeichnet werden: Alex Morgan und Christine Sinclair. Die haben ihre Karriere jüngst beendet.
Marta spielt immer noch und zieht auch in Zeiten, in denen sich das Geschäft mit dem Frauenfußball zu lohnen beginnt, die Aufmerksamkeit auf sich. Es war ja auch eine rührende Geschichte, die da am Wochenende im Finale von Kansas City geschrieben wurde. Zum ersten Mal saß Martas Mutter Tereza Vieira de Sá bei einem Spiel ihrer Tochter in den USA auf der Tribüne. Und prompt klappt’s mit der Meisterschaft. „Ein Traum“ sei das alles, sagte Marta nach dem Spiel, die Trophäe heimzuholen und mit der Mutter feiern zu können. Schluchz!
Die Brasilianerin suchte nach dem Schlusspfiff nicht nur die Nähe ihrer Mutter. Sie war immer ganz nah bei Barbra Banda, die ihr den späten Triumph mit ihrem Treffer in der 47. Minute erst ermöglicht hatte. Die explosive Stürmerin aus Sambia hat gleich in ihrer ersten Saison in der USA den Titel gewonnen. Davor spielte sie im Schatten der großen Aufmerksamkeit bei Shanghai Shengli in China.
Sonderlob für Banda
Wer aber ihre Auftritte in der Nationalmannschaft gesehen hat, der weiß schon länger, welch großes Talent da unterwegs ist. 24 ist sie erst und wurde nun von Marta regelrecht geadelt. „Vor dem Spiel bin ich zu ihr hingegangen und habe gesagt: Große Spielerinnen zeigen sich in den großen Spielen. Und genau das hat sie heute gezeigt.“
Wie es sich gehört, lieferte auch Banda einen herzzerreißenden Auftritt nach dem Spiel ab. Mit Marta zusammenspielen zu dürfen, sei das „größte Geschenk“, sagte sie. Und: „Ich habe immer zu ihr aufgeschaut. Sie ist eine Legende und ich lerne jeden Tag etwas von ihr.“ Dabei ist sie schon heute schier unwiderstehlich. Ihr Antritt sucht eh schon lange ihresgleichen. Und so zielorientiert wie Banda ist ebenfalls kaum eine andere.
Die Spielerinnen von Washington Spirit jedenfalls nicht. Die rannten die ganze Spielzeit an, schossen 26 Mal auf das Tor von Orlando und scheiterten ein ums andere Mal. Washingtons Trainer Jonatan Giráldez war jedenfalls fix und fertig nach dem Spiel. „Wenn wir uns nur die Tore anschauen, dann haben sie eines mehr geschossen als wir.“ Viel mehr ist ihm zu der Finalpleite nicht eingefallen. Er wird wohl noch länger an diese bittere Niederlage denken.
Derweil wird schon über die nächste Saison in der Liga diskutiert. Die gilt mittlerweile als Erfolgsprodukt, auch weil ein TV-Deal für die nächsten vier Jahre im Wert von 240 Millionen US-Dollar mit CBS, ESPN, Prime Video und dem Spartensender Scripps Sports abgeschlossen werden konnte. Sie soll von 14 auf 16 Teams erweitert werden. Eines wird aus Boston kommen. Das andere wird in Denver, Cleveland oder Cincinnati angesiedelt sein. Basketballerin Caitlin Clark, der größte Superstar, den der Frauenteamsport in der jüngsten Vergangenheit hervorgebracht hat, macht sich dabei für Cincinnati stark. Als Miteigentümerin unterstützt sie die Bewerbung des Cincinnati FC, dessen Männerteam in der Major League Soccer spielt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag