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„Meiner Frau geholfen“

■ Ex-Polizeiführer muss sich wegen Korruption vor Gericht verantworten

Erst in letzter Minute hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben, fast wäre der Fall verjährt. So muss sich nun doch der Ex-Leiter des Sachgebiets Waffen und Technik der Hamburger Bereitschaftpolizei, Heinz-Werner L. – bereits seit 1994 in Frühpension – wegen des Vorwurfs der Korruption verantworten. Jedoch nicht wegen „Bestechlichkeit“, sondern nur wegen „Vorteilsannahme“. Er soll zwischen 1991 und 1993 von dem Hannoveraner Polizeiausrüster „Sitek“ – schon mehrfach in den Bestechungsruch geraten – 200.000 Mark dafür erhalten haben, dass „Sitek“-Schutzausrüstungen von Polizeien der Länder angeschafft wurden.

Der 51-Jährige bestreitet die Vorwürfe und zeichnet von sich vielmehr das Bild des hilfsbereiten Ehemanns. Aufgrund seiner beruflichen Erfahrungen und diversen Verletzungen bei gewalttätigen Demos hätten er und seine Frau sich frühzeitig für „Körperschutz“ interessiert. 1987 habe er den Job als Sachgebietsleiter bei der Bereitschaftspolizei übernommen – zuständig auch für Erprobung und Anschaffung von Schutzkleidung. Er habe durch eigene Fortbildung die Polizeiführung erst für das Thema sensibilisiert. In seiner Funktion war L. dann auch beratend für das Bundesinnenministerium und gelegentlich als Fachautor für die Zeitschrift „Bereitschaftspolizei heute“ tätig. Dort schrieb er über „Schlag und Stichschutz“ sowie „ballistische Westen“, wobei er die Sitek-Produkte erwähnte. „Ich habe die Texte nicht für Sitek als Werbung geschrieben“, beteuert L., „es gab auch keinen Zusammenhang mit akuellen Anschaffungen.“

Seine Ehefrau hatte sich zur gleichen Zeit aus gesundheitlichen Gründen selbständig gemacht und als Firma „Ursel L. Entwicklungsberaterin“ Geschäftsbeziehungen zur „Sitek“ aufgebaut. In dieser Firma war auch er tätig. „Ich habe ausschließlich meiner damaligen Frau geholfen“, sagt L. und fügt hinzu. „Viele Polizisten arbeiten in den Firmen ihrer Frauen.“ Dass die Zahlungen verkappte Zuwendungen an ihn waren, bestreitet er, gesteht aber ein: „Die Firma meiner Frau hat Ausschreibungen für Sitek in anderen Bundesländern vorbereitet. Ich habe meiner Frau dabei geholfen.“

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Kai von Appen

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