Mehrere Razzien in Sydney: Anti-Terror-Operation wird Politikum
Die Polizei verhindert mit mehreren Razzien angeblich einen Terroranschlag. Kritiker meinen, die Regierung will nur von sich ablenken.
Laut Premierminister Malcolm Turnbull wurden bei den Einsätzen Materialien sichergestellt, die zum Bau eines Sprengsatzes verwendet werden könnten. Die mutmaßlichen Täter hätten offenbar geplant, ein Passagierflugzeug mit einem „improvisierten Sprengsatz“ während des Fluges zu zerstören, so Colvin. Australien habe aber „einige der besten, wenn nicht die besten Flugsicherheitsmaßnahmen auf der Welt“. Bereits in der Nacht auf Samstag waren die Kontrollen an allen Flughäfen verstärkt worden.
Australische Fernsehstationen zeigten Bilder von Verhafteten, die auf dem Weg zum Polizeifahrzeug erklärten, sie wüssten nicht, weshalb sie festgenommen werden. Bis Sonntagabend war keiner der Verhafteten angeklagt worden. Unter strikten Antiterrorgesetzen ist es der Polizei erlaubt, Bürger ohne Angabe von Gründen zwölf Stunden festzuhalten. Danach benötigt die Polizei die Zustimmung eines Spezialrichters.
Laut Justizminister Michael Keenan haben Sicherheitsbehörden damit bereits 13 Verschwörungen aufgedeckt, seit Australien 2014 die Sicherheitsstufe erhöht hatte. In diesem Zeitraum seien in Australien fünf Menschen bei islamistisch motivierten Angriffen ums Leben gekommen.
Kritiker meinten am Sonntag, die Razzien, die in der Anwesenheit von offenbar rechtzeitig alarmierten Journalisten und im Scheinwerferlicht von Fernsehkameras stattfanden, seien möglicherweise ein Ablenkungsmanöver der Regierung. Zuletzt hatte die Kritik an der Regierung zugenommen, das wachsende Gefälle zwischen Arm und Reich zu ignorieren. Auch befindet sich Premierminister Malcolm Turnbull persönlich unter zunehmendem Druck des ultrarechten Flügels der liberal-konservativen Regierungspartei.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
SPD-Linker Sebastian Roloff
„Die Debatte über die Kanzlerkandidatur kommt zur Unzeit“
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus