Mehr Gelder für Forschung und Lehre: Regelstudienzeit soll Geld bringen
Ein Studienabschluss in Regelstudienzeit soll sich finanziell für Hochschulen lohnen. Das ist eine Forderung in den Verhandlungen zum Hochschulpakt.
Die Hochschulvertretenden bekräftigte dabei erneut ihre Forderung, dass Bund und Länder die finanziellen Mittel für die Hochschulen jährlich um drei Prozent steigern sollen. Damit könne der wachsenden Nachfrage von Studienplätzen begegnet und den Hochschulen mehr Möglichkeiten zur Forschung ermöglicht werden. Die Gespräche müssten nun rasch zum Abschluss gebracht werden, damit die Neuregelungen rechtzeitig ab 2021 gelten.
Verteilt werden sollten die Mittel nach Bedarf der Universitäten, unter anderem soll dabei die Regelstudienzeit als Kriterium greifen. Hochschulen, die ihre Studierenden im vorgegebenen Zeitrahmen plus zwei Semester als Toleranzrahmen zum Abschluss bringen, würden demnach mehr Gelder erhalten. „Wir müssen den Hochschulen wie auch den Studierenden vermitteln, dass ein Studium endlich ist“, sagte HRK-Präsident Alt dazu. Dies dürfe jedoch nicht zulasten von Angeboten wie Auslandsaufenthalten gehen, die „erfahrungsgemäß den Abschluss eines Studiums verlängern.“
Den Vorwurf, dass der erhöhte Druck auf die Hochschulen zu „Discountabschlüssen“ führen könnte, wies Alt zurück. Die Standards für die Lehre in Deutschland blieben trotz neuer Regelungen zur Berechnung finanzieller Mittel unverändert. Für die Sicherung und Entwicklung dieser Qualität sollen weiterhin die Hochschulen selbst verantwortlich sein, stellte der HRK-Senat im Hinblick auf den Qualitätspakt Lehre fest.
Es bräuchte zukünftig Programme zur Förderung von Forschung an den Hochschulen, so der Senat. Dadurch soll der Boden für Innovationen bereitet werden, von denen auch Wirtschaft und Gesellschaft profitieren. ForscherInnen hätten bislang im Hochschulrahmen zu geringe Möglichkeiten, unabhängige Ideen voranzubringen.
Mehr Geld für qualitative Lehre und Forschung
Die unzureichenden Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre hatte letzte Woche bereits die Initiative „Frist ist Frust“ kritisiert, ein Zusammenschluss von Gewerkschaften und Hochschulbeschäftigten. Sie forderten, dass der Hochschulpakt zu einem „Entfristungspakt“ werden müsse, um der großen Anzahl befristeter Lehrstellen entgegenzuwirken. Die Befristungsrate für wissenschaftliche MitarbeiterInnen an Hochschulen liegt derzeit bei über 90 Prozent.
Hanna Hilbrandt von dem Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft sagte der taz, es müssten „alle Gelder, die in Stellen fließen, in unbefristete, qualitativ hochwertige Lehr- und Forschungsstellen“ investiert werden. Auf Nachfrage bestätigte der HRK-Vorsitzende Alt, dass einige Personen im Senat die Forderung des Appells teilten. Offiziell trägt der Senat die Forderungen jedoch nicht mit.
Die Gespräche zwischen Bund und Ländern für den Hochschulpakt stehen vor dem Abschluss, bis Mai diesen Jahres müsste eine Einigung erzielt werden, um die Finanzierung des neuen Paktes ab 2021 zu garantieren. Bisher entwickelten die Länder jedoch keine klare Linie. Das betrifft unter anderem in der Frage, wie sich die Studierendenzahlen in der Zukunft entwickeln. Auf dem Spiel stehen Gelder in Milliardenhöhe, die unter anderem für Forschungs- und Lehrbeschäftigungen aufgewendet werden.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung