Mehr Billigflüge in Deutschland: Sparen am Lohn, sparen am Sprit
Immer mehr Flüge aus Deutschland werden von Billigfluglinien betrieben. Wie schaffen die Airlines es, die Preise zu drücken?
Ryanair hat die Zahl seiner Verbindungen dabei um ein Viertel gesteigert, Rivale Easyjet schaffte ein Plus von 11 Prozent. Die Lufthansa-Töchter Eurowings und Germanwings haben zwar nicht expandiert, sie kontrollieren aber weiterhin über die Hälfte des Billigflugmarkts in Deutschland.
Der Aufschwung der Linien sei durch ihre kostengünstige Struktur zu erklären, sagt Yves Jorens, Rechtsprofessor an der Universität Gent und Autor einer Studie zur atypischen Beschäftigung in der Luftfahrt. „Billigairlines haben 30 bis 40 Prozent niedrigere Personalkosten als klassische Anbieter. Und sie minimalisieren Treibstoffkosten, wo immer möglich.“
So stelle Ryanair bis zu viermal mehr Teilzeitkräfte ein als klassische Fluggesellschaften. Flexible, günstige Arbeitskräfte für die Billigfluglinien bedeuten gleichzeitig prekäre Bedingungen auf der Seite der Beschäftigten: Laut Jorens sind die PilotInnen häufig gezwungen, auch schlechtere Konditionen zu akzeptieren, wenn sie ihre Ausbildungsschulden abzuzahlen hätten. „Nicht selten muss beispielsweise das teilzeitbeschäftigte Cockpit-Personal die Verpflegung an Bord selbst bezahlen.“
Auch bei Sicherheit und Ausbildung sparten viele Billigfluglinien, ergänzt Luftfahrt-Fachgutachter Markus Lüer. Sie setzten die PilotInnen unter Druck, damit sie möglichst wenig Kerosin in die Tanks füllen. „Wer für die gleiche Strecke mehr tanken lässt als ein Kollege, muss dies bei der Geschäftsleitung verantworten“, sagte Lüer der taz. 2012 mussten gleich drei Maschinen von Ryanair am selben Tag wegen Kerosinmangel notlanden.
Ryanair-Sprecher Robin Kiely weist alle Vorwürfe zurück. Alle Ryanair-Flüge starteten schon planmäßig mit einer über die EU-Richtlinien hinausgehenden Menge an Treibstoff, sagte er der taz. Die „finale Entscheidung“, ob sie darüber hinaus noch mehr tanken, „liegt bei den Ryanair-Flugkapitänen“.
Gutachter Lüer hält es für das größte Problem, dass mögliche Risiken für die Passagiere ebenso wenig sichtbar seien wie die Arbeitsbedingungen. Anders dagegen die Flugpreise: Diese gehen laut der DLR nach unten. Der Preis für das durchschnittliche Ticket innerhalb Europas kostete im Winter im Schnitt zwischen 44 und 105 Euro, im Vorjahreszeitraum waren es noch 64 bis 107 Euro.
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