Meduza-Auswahl 20. – 26. Februar: Wie viele Kämpfer Russlands Militär in der Ukraine wirklich verliert
Bis zu 500 Kämpfer der russischen Streitkräfte starben an einem Tag bei ihrer Invasion der Ukraine, berichtet das Exilmedium. Und die Verluste bleiben weiter hoch.
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Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.
In der Zeit vom 20. bis 26. Februar 2025 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:
Mit Technologie gegen Migranten
Beamte in St. Petersburg planen, Überwachungskameras einzusetzen, um die ethnische Herkunft von Personen zu ermitteln. So sollen dann Migranten „überwacht“ werden. Menschenrechtsaktivisten kritisieren das Vorgehen Und warnen davor, dass Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung so geschürt werden. Doch abgesehen davon sind die Behörden wohl mit einem weiteren Problem konfrontiert: Denn es ist unklar, wie diese Technologie überhaupt funktionieren soll, berichtet Meduza auf Englisch.
Oleg Kapitanov, Leiter des zuständigen Ausschusses der Stadtverwaltung sagt: Man habe bereits einen Vertrag über den Kauf von Softwarelizenzen für „Technologie zur ethnischen Erkennung“ unterzeichnet. Diese soll auf 8.000 Kameras installiert werden soll. Laut der Zeitung Kommersant geht es bei dem Vertrag um mehr als 38 Millionen Rubel (430.000 US-Dollar).
Dugins Plan für Russlands Politik-Studierende
Der russische Propagandist Alexander Dugin möchte die Art und Weise ändern, wie Politikwissenschaft an russischen Hochschulen gelehrt wird. Meduza hat Zugang zu einer 240-seitigen Vorlesungsreihe über Politikwissenschaft, einem 76-seitigen Lehrkonzept und einer kürzeren Präsentation für das russische Wissenschaftsministerium erhalten – allesamt von Dugins Team. (englischer Text)
Gemäß des von Dugin vorgeschlagenen Unterrichtsplan soll Lehrkräfte das „Konzept von Orthodoxie, Autokratie und Nationalität“ als historische Grundlage der russischen Staatlichkeit vorstellen. Und den Schülern vermitteln, dass „das russische Zarentum der direkte politische Nachfolger des Byzantinischen (Römischen) Reiches war“. Die Vorlesungen sollen „die historische Bedeutung der Mission des Präsidenten betonen, die Souveränität des Landes zu stärken, seine Machtvertikale zu zentralisieren und Russland in eine starke und moderne Macht zu verwandeln“. In diesem Lehrplan soll der Krieg in der Ukraine als „eine entscheidende Etappe auf dem Weg Russlands zur ideologischen Souveränität in politischen Angelegenheiten“ dargestellt werden.
Wieviele russische Soldaten sind in der Ukraine gestorben?
Der brutale Krieg, den der Kreml vor drei Jahren gegen die Ukraine entfesselte, hat die russische Gesellschaft einen hohen Preis gekostet. Meduza und Mediazona stellen fest, dass seit Februar 2022 schätzungsweise 160.000 bis 165.000 russische Soldaten, Offiziere, Vertragstruppen, mobilisiertes Personal und andere Kämpfer getötet wurden (englischer Text).
Eine Erkenntnis aus den vergangenen drei Kriegsjahren: Die Verluste Russlands haben jedes Jahr stetig zugenommen. Insgesamt hat Russland in jedem Jahr fast doppelt so viele Soldaten verloren wie im Vorjahr.
Der erste Welle an Toten begann gleich mit Kriegsbeginn. Die russischen Streitkräfte, die auf den starken Widerstand der Ukraine nicht vorbereitet waren und mit logistischen und kommandotechnischen Fehlern zu kämpfen hatten, erlitten schwere Verluste. Diese waren besonders hoch unter Berufssoldaten und jungen Vertragssoldaten. In diesem Zeitraum verlor Russland etwa 500 Soldaten pro Woche, wobei fast ein Viertel der Getöteten Offiziere waren – eine Zahl, die inzwischen auf drei bis fünf Prozent gesunken ist.
Eine Dichterin als Terroristin
Die russische Behörden haben die Dichterin Vera Polozkova auf die Liste der „Terroristen und Extremisten“ gesetzt. Polozkovas Name ist mit einem Sternchen versehen, was bedeutet, dass gegen sie wegen eines Terrorismusartikels ermittelt wird, berichtet Meduza auf Russisch.
Vera Polozkova äußert sich gegen die russische Invasion in der Ukraine. Sie verließ Russland deshalb im März 2022. Im Juni 2023 forderte die Duma-Abgeordnete Jelena Jampolskaja – heute Beraterin des russischen Präsidenten Wladimir Putin – dass die Staatsanwaltschaft gegen Polozkova wegen des Artikels zur Rechtfertigung von Terrorismus ermittelt.
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