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Meduza-Auswahl 13. – 19. Februar„Putin ist überzeugt, dass er bereits gewonnen hat“

Moskau wähnt sich nach den Verhandlungen über ein Ende des Krieges in der Ukraine als Gewinner. Warum, erklärt ein ehemaliger Mitarbeiter von Russlands Außenministerium.

Ein Triumph für Russland? Das könnten die Verhandlungen mit den USA im saudi-arabischen Riad sein Foto: Russian Foreign Ministry/reuters

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.

In der Zeit vom 13. bis 19. Februar 2025 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:

Nach Treffen in Riad: „Trump hat kein Druckmittel gegen Putin“

Am 18. Februar trafen sich russische und amerikanische Unterhändler in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad, um Gespräche über eine „Einigung“ in der Ukraine aufzunehmen. Bei dem Treffen wurde vereinbart, die Beziehungen zu normalisieren und ein Gipfeltreffen zwischen Russlands Staatschef Wladimir Putin und seinem US-Pendant Donald Trump vorzubereiten. Ukrainische Vertreter waren nicht nach Riad eingeladen.

Meduza sprach mit Boris Bondarew, einem ehemaligen Beamten des russischen Außenministeriums, über die russisch-amerikanischen Verhandlungen über die Ukraine, im Kontext der gepolitischen Strategien der Trump-Regierung. Und darüber, was die Ukraine als Nächstes tun könnte.

Unter anderem erklärte er: „Trump hat kein Druckmittel gegen Putin! Putin ist davon überzeugt, dass er bereits gewonnen hat und bekommen wird, was er will – ob Trump nun mitspielt oder nicht. Für Putin ist das Treffen in Riad das erste Zeichen, dass er auf der Zielgeraden ist.“

Ist Russlands Wirtschaft wirklich auf Rekordhoch?

Am 7. Februar legte der russische Premierminister Michail Mischustin die neuesten offiziellen Daten vor. Nach Berechnungen des Staatlichen Statistikamtes (Rosstat) lag das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2024 bei 4,1 Prozent – höher als von der Regierung prognostiziert. Das nominale BIP Russlands überstieg 200 Billionen Rubel (fast 2,2 Billionen US-Dollar), was Mischustin als „historischen Rekord“ bezeichnete.

Meuduza recherchiert zu Russlands Wirtschaft – und erklärt auf Englisch, warum Analysten die vermeintliche Rekordleistung des Landes infrage stellen. Denn technisch gesehen handelt es sich nicht um ein Rekordwachstum. So war beispielsweise die wirtschaftliche Erholung von der Coronavirus-Pandemie im Jahr 2021, als das BIP um fast 6 Prozent wuchs, noch größer. Die Redaktion wirf auch einen Blick darauf, was im kommenden Jahr von der Wirtschaft zu erwarten haben.

Anfang Januar weitete die Biden-Regierung die US-Sanktionen gegen den russischen Öl- und Gassektor aus, um jegliche Beteiligung an der russischen Energieversorgung zu einem formellen Grund für die Aufnahme in die schwarze Liste zu machen. Darüber hinaus wurden Dutzende von Tankern mit Sanktionen belegt und haben keinen Zugang mehr zu Wartungsarbeiten in ausländischen Häfen.

Warum es zwischen Moskau und Baku krieselt

Die Beziehungen zwischen Moskau und Baku haben sich weiter verschlechtert. Der tödliche Flugzeugabsturz eines Embraer-Passagierjets der Azerbaijan Airlines im Dezember 2024 im kasachischen Aktau hat eine diplomatische Krise ausgelöst. Die Weigerung Russlands, die Verantwortung für den Abschuss des Passagierflugzeugs der Azerbaijan Airlines zu übernehmen, hat in Aserbaidschan Empörung gesorgt. Und Baku dazu veranlasst, das lokale Russische Haus zu schließen und Moskau mit rechtlichen Schritten „vor einem internationalen Gericht“ zu drohen.

Meduza erklärt auf Englisch, wie der Flugzeugabsturz die Beziehung Russlands zu Aserbaidschan ruiniert hat – und warum Moskau nur begrenzte Möglichkeiten hat, in Zukunft Druck auf Baku auszuüben.

Wer möchte „Patriotismus“ unterrichten?

Die Zahl der Lehrer in Russland sinkt, während die Zahl der Schülerinnen und Schüler weiter steigt. Doch in drei Fächern wächst die Zahl der Lehrkräfte, wie iStories berichtet. Zwei davon sind „patriotischer“ Natur: Eines konzentriert sich auf die „spirituellen und moralischen“ Werte Russlands, das andere auf die militärische Ausbildung.

Das dritte Fach, in dem die Zahl der Lehrkräfte zunimmt, ist Chinesisch. Denn Moskau versucht, sich nach Osten zu orientieren und neue Partnerschaften zu festigen. Meduza veröffentlicht den iStories-Bericht auf Englisch.

Für den Unterricht zur militärischen Ausbildung werden nun Veteranen des Krieges in der Ukraine rekrutiert – darunter auch einige, die wegen Gewaltdelikten vorbestraft sind. Neben Standardthemen wie Brandschutz und Verkehrsregeln müssen die Schü­le­r:in­nen die Struktur der russischen Streitkräfte studieren. Zu den praktischen Lektionen gehören außerdem Schießübungen, Kampfausbildung und medizinische Versorgung auf dem Schlachtfeld.

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