Matteo Salvinis Trennung auf Instagram: Arrivederci Salvini
„Arrivederci Merkel“ stichelte Italiens Innenminister Salvini schadenfroh. Nun hat sich seine Freundin von ihm verabschiedet – mit einem intimen Foto im Netz.
Ihren Eintrag bebilderte sie mit einem Foto, auf dem sie lächelnd im Bademantel auf dem Bett liegt – und Salvini sich mit nacktem Oberkörper und geschlossenen Augen an sie schmiegt. Isoardis offenherziger Post erntete binnen kürzester Zeit zehntausende Reaktionen von Instagram-Nutzern und avancierte unter dem Hashtag #Isoardi zeitweise zum meistdiskutierten Thema auf Twitter.
Den Vize-Regierungschef erwischte der Trubel mitten auf einer Dienstreise im westafrikanischen Ghana. Sein Telefon stehe kaum noch still, ließ der 45-Jährige in einer Facebook-Nachricht wissen, die er zehn Stunden nach Isoardis Post verfasste – und ebenfalls mit einem Foto von sich versah, breit grinsend in Lebemann-Manier zwischen Olivenbäumen.
Matteo Salvini – Chef der fremdenfeindlichen Lega
„Aus Gründen der Erziehung, des Charakters und des Respekts habe ich mein Privatleben nie in die Öffentlichkeit getragen, und damit werde ich jetzt nicht beginnen, die Italiener interessiert das nicht“, schrieb Salvini. „Ich habe geliebt, ich habe vergeben, sicherlich habe ich auch Fehler gemacht, aber ich habe bis zum Ende daran geglaubt. Schade, jemand hatte andere Prioritäten.“
Es ist nicht das erste Mal, dass Bilder des halbnackten Salvini, dem Chef der fremdenfeindlichen Regierungspartei Lega, durch die Medien und das Netz geistern: Als Oppositionspolitiker posierte er 2014 mit blanker Brust für das Klatschmagazin Oggi.
Facebook und Twitter sind Salvinis Kanäle der Wahl, wenn der selbsternannte „Freund der AfD“ provokante Forderungen und radikale Parolen unters Volk bringen will. Während sich manche Italiener für die verbalen Entgleisungen ihres Vize-Ministerpräsidenten schämen, feiern ihn andere für sein nationalistisches Motto „Italiener zuerst“.
Hier ein paar Beispiele seiner Ausfälle:
• 2009 soll Salvini die Trennung von Einwanderern und italienischen Staatsbürgern in Eisenbahnwagen vorgeschlagen haben.
• Im Juli 2013 ermahnte Salvini den Papst nach einer Rede auf Lampedusa via Facebook und sagte, dass Franziskus nicht die „Globalisierung des Verbrecherischen“ fördern solle.
• Der Euro ist für Salvini eine „kriminelle Währung“.
• Als im Mai 2013 ein junger Afrikaner mit psychischen Problemen in Mailand drei Menschen erschlug, wies Salvini die Schuld der italienischen Integrationsministerin Cécile Kyenge zu, die durch ihre Politik zu Straftaten aufstachele. Zu jener Zeit führte die Lega Nord eine Kampagne gegen die afroitalienische Politikerin.
• Als sich der damalige italienische Präsident, Giorgio Napolitano, im Juli 2013 zu rassistischen Kommentaren über Kyenge äußerte, forderte Salvini ihn auf, den Mund zu halten.
• Im März 2015 lud Salvini bei einer Großkundgebung in Rom Anhänger der griechischen neonazistischen Partei Chrysi Avgi („Goldene Morgenröte“) ein und auch den Aktivisten der Neuen Rechten Götz Kubitschek aus Deutschland.
• Bei einem Streit mit dem luxemburgischen Außenminister Jean Asselborn im Zuge eines EU-Ministertreffens in Wien sprach sich Salvini im September 2018 gegen „neue Sklaven“ – gemeint waren damit Migranten aus Afrika – in Italien aus. Stattdessen setze er sich dafür ein, dass „die italienischen und europäischen Jugendlichen mehr Kinder in die Welt setzen“.
• Seit Salvini italienischer Innenminister ist, verfolgt er einen flüchtlingsfeindlichen Kurs. Schiffe von Hilfsorganisationen dürfen nicht mehr in italienischen Häfen anlegen, Asylwerber sollen in größeren Flüchtlingszentren untergebracht werden.
• Im Juni 2018 kündigte er an, er wolle in Italien lebende Sinti und Roma zählen lassen.
• Im Oktober 2018 ließ Salvini mehrere Hundert Flüchtlinge aus dem als Musterbeispiel für Integration von Flüchtlingen europaweit bekannten Riace in Kalabrien in Flüchtlingsunterkünfte bringen. Gegen den Bürgermeister der Gemeinde wird mit dem Vorwurf der Beihilfe zur illegalen Einwanderung von der Staatsanwaltschaft ermittelt.
Als er das schlechte Abschneiden der GroKo-Parteien bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern mit einem hämischen „Arrivederci Merkel“ quittierte, sprach er nicht wenigen Landsleuten aus der Seele. Nun hat sich Elisa Isoardi von ihm verabschiedet – und unter den tausenden Kommentaren unter Salvinis Facebook-Post stehen nicht wenige, bei denen sich das Mitgefühl in Grenzen hält.
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