Maßnahmen gegen Müll in Berlin: In der Frühlingssonne funkeln die Kronkorken
Friedrichshain-Kreuzberg hat ein Problem mit Müll auf den Straßen und Gehwegen. Dagegen sollen jetzt sogenannte Waste Watchers helfen.

Wenn man durch Kreuzberg läuft, muss man den Müll wirklich nicht suchen. Es ist schwieriger, nicht aus Versehen draufzutreten. Zwei sogenannte Waste Watcher sollen künftig im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg für Ordnung sorgen, indem sie Müll-Hotspots überwachen und Kontrollen durchführen. Sie sollen die Menschen ertappen, wenn sie Chipstüten fallen oder Hundekot liegen lassen. Die neu geschaffenen Stellen und 20.000 Euro Sachmittel sind Teil einer Zielvereinbarung des Bezirks mit dem Berliner Senat.
Drei BSR-Mitarbeitende stehen am Dienstag mit vollen Mülltüten am Straßenrand und warten auf den Feierabend. Sie haben von den neuen Waste Watchers noch nichts mitbekommen, finden es aber gut, man müsse sich ja bloß umschauen.
Die Aufgaben der Waste Watchers: Kontrolle und Vorsorge
Auch Prävention gehört zum Aufgabengebiet der Waste Watchers: Schulbesuche und Aufklärungsveranstaltungen. Das Müllproblem ist groß, allein die BSR zahlt pro Jahr 9,7 Millionen Euro, um illegal abgeladenen Müll wirklich zu entsorgen. Neben dem Ordnungsamt sind es auch Anwohnende mit Anzeigenhauptmeister-Ambitionen, die illegalen Müll melden. Es geht sogar digital in der „Ordnungsamt-Online“-App. Pro Jahr erhält das Amt im Bezirk ungefähr 16.000 Meldungen.
Erst vor Kurzem hat das Berliner Abgeordnetenhaus Verschärfungen im Bußgeldkatalog beschlossen – ab wann sie gelten, ist noch nicht klar. Sperrmüll auf der Straße wird dann mit 4.000 statt bisher 150 Euro geahndet, bei größeren Mengen sogar 8.000 Euro. Für weggeworfene Zigarettenkippen, Plastiktüten oder Einwegbecher werden in Zukunft 250 statt 55 Euro fällig.
Mit ein paar ertappten Sperrmülltäter*innen amortisieren sich die neuen Hilfssheriffs also schnell selbst. Auf den Gehwegen liegen Kippenstummel wie Konfetti nach dem Straßenkarneval, tausend Euro Bußgeldpotential pro Quadratmeter.
Der Blick nach unten macht demütig, bleibt immer wieder an Stolpersteinen hängen, die zwischen den Coffee-to-go-Bechern und Bäcker-Tüten durchschimmern. Und an den Menschen ohne Obdach, die zwischen dem Müll am Kottbusser Tor liegen. In den Ästen eines Baumes hat sich eine Mülltüte verfangen und weht wie eine schwarze Fahne.
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