Massenhafte Tötung von Eintagsküken: Erste Anklage gegen Brüterei
Männliche Küken werden in der Massenzucht meist einen Tag nach ihrer Geburt geschreddert. In Münster steht nun eine Brüterei für diese Praxis vor Gericht.
Dem Nachrichtenmagazin zufolge ist es das erste Mal, dass in einem solchen Fall Anklage erhoben wird. Die Tierschutzorganisation Peta sprach von einem „historischen Durchbruch“.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte auf Anfrage, man habe Anklage beim Landgericht erhoben und strebe gegebenenfalls eine höchstrichterliche Rechtsprechung an. Denn es handele sich um ein bundesweites Problem.
Das Unternehmen wollte sich gegenüber dem Spiegel nicht äußern. Nach Angaben des Nachrichtenmagazins war die Brüterei spätestens seit 2013 nach einer Strafanzeige „über die Unrechtmäßigkeit ihres Tuns informiert“. Die bundesweit verbreitete Praxis sei allerdings von Behörden und Landwirtschaftsministerium bisher geduldet worden.
Edmund Haferbeck von der Tierschutzorganisation Peta betonte, mit der Anklage-Erhebung gegen die Brüterei sei „ein historischer Durchbruch in der tierschutzrechtlichen Debatte über die industrielle Tierproduktion“ gelungen. Peta setzt sich nach eigenen Angaben seit fast zehn Jahren gegen die Tötung männlicher Eintagsküken ein.
Vor einem Jahr habe man erneut bei elf Staatsanwaltschaften gegen alle rund 20 Brütereien in Deutschland Strafanzeige erstattet, erläuterte Haferbeck. „Die Tötung von Wirbeltieren ohne vernünftigen Grund ist strafbar.“ Gesetzgeber, Behörden und Agrarindustrie hätten jahrelang immer neue Ausflüchte gesucht, kritisierte Peta. Es sei von täglich 140. 000 getöteten männlichen Küken deutschlandweit auszugehen.
In der Ernährungsindustrie werden laut der Organisation vor allem Legehennen und Masthühner gezüchtet. Männliche Tiere seien für die Industrie wertlos, da sie keine Eier legen und auch nicht schnell genug Fleisch ansetzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen