Maskenpflicht beschäftigt Senat: Erst mal reden
Am Montag beginnt die Schule mit neuen Corona-Auflagen. Bildungssenatorin Scheeres (SPD) will Maskenverweiger nicht automatisch nach Hause schicken.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) will die ab Montag zum Schuljahresbeginn geltende Maskenpflicht in Schulen nicht hart durchsetzen. Mit eventuellen Maskenverweigerern soll es als erste Reaktion ein Gespräch geben. Ob sie in weiteren Schritten das Schulgebäude verlassen müssen – so wie Maskenverweigerer aus Bussen und Bahnen aussteigen müssen –, ließ Scheeres am Dienstag trotz Nachfrage offen. Anders als zwischenzeitlich erwogen, wird die Maskenpflicht nicht auf dem Schulhof gelten, sondern nur auf Treppen, Fluren und weiteren Begegnungsorten im Gebäude. Auch im Unterricht sollen die Kinder und Jugendlichen – anders als in Nordrhein-Westfalen – keinen Schutz tragen müssen. Zum Schulstart gibt es eine Rekordzahl von 36.800 Erstklässlern.
Scheeres äußerte sich nach der Senatssitzung, in der die rot-rot-grüne Landesregierung ihren ansonsten im Wesentlichen schon kurz vor den Ferien vorgestellten Schulöffnungsplan besprochen hatte. Demnach entfällt in den Schulen die ansonsten weiter gültige Abstandsregel von eineinhalb Metern. Bei einer Verschärfung der Coronalage soll es nicht wie im Frühjahr komplette Schulschließungen geben, sondern mindestens zwei Tage Unterricht in der Schule mit jeweils der halben Schülerzahl einer Klasse oder eines Kurses.
Die Bildungssenatorin verwies bei der Maskenpflicht auf den auch geltenden Bußgeldkatalog, der bei einem Verstoß mindestens 50 Euro vorsieht. Sie hoffte auf Verantwortungsgefühl: Auch Jugendliche seien in der Lage, die Brisanz des Themas zu sehen und nicht nur in der Kategorie „Ich, ich, ich“ zu denken. „Ich gehe davon aus, dass die Schüler Einsicht haben – die wollen ja auch Noten haben“, sagte Scheeres.
Angesprochen auf die von der nordrhein-westfälischen Landesregierung beschlossene Maskenpflicht auch im Unterricht sagte Scheeres: „Im Moment ist das nicht vorstellbar, weil ich das aus einer pädagogischen Sicht für sehr schwierig finde.“ Die Gesichter nicht vollständig sehen zu können sei gerade in den Grundschulen ein Problem. Sie fügte aber hinzu: „Wenn sich das Infektiongeschehen verschärft, muss man über weitere Schritte reden.“ Auf die anfangs erwogene Maskenpflicht auf dem Schulhof habe man „nach Rücksprache mit Virologen“ verzichtet.
Nur mit Attest zuhause
Laut Scheeres liegt es nicht in der Hand von Eltern, einzuschätzen, ob die Lage für sie und ihre Kinder zu gefährlich ist und sie ihr Kind zu Hause behalten. „Grundsätzlich gilt die Schulpflicht.“ Ausnahmen soll es nur mit einem ärztlichen Attest geben. Das soll auch für gesundheitlich vorbelastete Lehrer gelten. „Wenn Lehrkräfte nicht im Klassenverband unterrichten können, heißt das nicht, dass die alle im Homeoffice sind“, sagte die Senatorin. Sie könnten etwa gleichfalls gefährdeten Kindern Einzelunterricht geben.
Nach Zahlen der Schulverwaltung sind 7 Prozent der Lehrerschaft gesundheitlich vorbelastet. Das entspräche rund 2.100 Lehrerinnen und Lehrern. Als Reserve sollen aber nur 100 bereitstehen. Darauf angesprochen hielt die Senatorin es dennoch für möglich, Ausfälle auszugleichen.
Mit der Beteiligung an in den Ferien angebotenen Sommerschulen, die durch die Schulschließung aufgetretene Lernlücken ausgleichen sollten, zeigte sich Scheeres zufrieden: 11.000 Kinder und Jugendliche hätten teilgenommen – „das Angebot ist gut angenommen worden“.In den Herbstferien soll es eine Fortsetzung geben.
Grundsätzlich zeigte sich die Senatorin skeptisch hinsichtlich eines absehbaren Endes der Coronakrise: Nach ihrer Einschätzung begleitet das Thema die Schulen „in den nächsten Monaten, das ganze Schuljahr oder auch darüber hinaus“.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!