Markus Söders mögliche Kanzlerkandidatur: Ein kraftvolles Jein
Will CSU-Chef Markus Söder Kanzlerkandidat werden? Dafür spricht mehr als die Kutschfahrt, die er mit Kanzlerin Angela Merkel geplant hat.
Denn das Setting schreit nach erhöhter Aufmerksamkeit. Nicht nur, dass die Ministerratssitzung auf dem prächtigen Schloss Herrenchiemsee stattfindet, Merkel soll mit Markus Söder auch Bötchen und Kutsche fahren. Es wird also nicht nur viele schöne Bilder, sondern auch jede Menge Spekulationen setzen.
Auch deshalb, weil Söder just am Montagmittag verkündet hat, der CSU-Parteitag werde Mitte September eine Woche nach dem der CDU in seiner Heimat Nürnberg stattfinden. Folgt man den Regeln politischer Verkaufe, stünde damit das perfekte Setting für den Anspruch Söders auf die Kanzlerkandidatur der Union zur Bundestagswahl 2021 bereit.
Politische BeobachterInnen fragen sich: Meldet der 53 Jahre alte Franke seinen Anspruch an? Einiges spricht derzeit dafür. Erst am zurückliegenden Wochenende hat Söder dem Tagesspiegel ein Interview gegeben, in dem er klarstellte, der künftige Unionskandidat müsse sich in der Corona-Krise bewiesen haben. Wer dabei versage, habe „keinen moralischen Führungsanspruch“.
Am Montag dann antwortete Söder in der Pressekonferenz in München nach den Gremiensitzung auf die gleiche Frage: „Es ist nicht die Zeit, über Kandidaturen zu sprechen, Priorität hat das Wohl aller und nicht Karrieren Einzelner. Mein Platz ist – wie Sie sehen können – gerade in Bayern.“ Auf die Nachfrage, ob er eine Kandidatur ausschließe, antwortete Söder: „Mein Platz ist immer in Bayern, nicht nur gerade.“ Also ein kraftvolles Jein.
Anschließend hob er an, die Kanzlerin und den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet für ihr Corona-Management zu loben. Außerdem die gesamte Bevölkerung, die sich tapfer schlage. Laschet hat anders als Söder in der Corona-Krise einen Lockerungskurs gefahren und ist angesichts der Infektionsausbrüche in seinem Land massiv in die Kritik geraten. Im Rennen um die Sympathie der Partei liegt er mittlerweile zwischen seine Herausforderern Friedrich Merz und Norbert Röttgen. Doch etwa fünfzig Prozent der Befragten sähen gerne Markus Söder im Kanzleramt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen