Markttransparenzstelle für Kraftstoffe: Billiger Sprit dank Handy
Neue Transparenz auf dem Kraftstoffmarkt: Tankstellen müssen ihre Preise alle fünf Minuten melden. Verbraucher informieren sich per Internet und App.
BONN taz | Autofahrer können ab sofort die Preise für Sprit bundesweit vergleichen und gezielt günstige Tankstellen anfahren. Das Bundeskartellamt hat am Donnerstag die Daten der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe für die Öffentlichkeit freigeschaltet.
Die Behörde gibt die Daten an spezielle Informationsdienste weiter. Bislang hat sie vier zugelassen, das sind der ADAC, clever-tanken.de, mehr-tanken.de und spritpreismonitor.de. Weitere acht Anbieter sollen in den nächsten Tagen folgen. „Uns liegen Anträge von knapp 100 Interessenten vor“, sagte Bundeskartellamtschef Andreas Mundt in Bonn. Ob die Anbieter mit den Daten Geld verdienen oder nicht, ist ihnen überlassen. „Hier wird sich ein breiter Markt entwickeln“, sagte Mundt.
Von den rund 14.500 Tankstellen in Deutschland melden zurzeit 13.100 Preisänderungen für E5, E10 und Dieselkraftstoff innerhalb von fünf Minuten an die Markttransparenzstelle. „Es werden stündlich und täglich mehr“, sagte Mundt. Die Behörde gibt die Daten innerhalb von einer Minute an die Portale weiter, die den Nutzern so einen aktuellen Preisvergleich in ihrer Umgebung bieten können. „Ich glaube, dass sich das für den Verbraucher lohnt“, sagte Mundt. Bei Probeläufen hat die Behörde Unterschiede von bis zu zehn Cent innerhalb einer Stadt entdeckt.
Mundt ist davon überzeugt, dass das neue Angebot Einfluss auf das Verbraucherverhalten haben wird, etwa auf der Autobahn. Es sei durchaus ein Unterschied, ob Verbraucher nur hoffen könnten, dass sie auf eine günstige Tankstelle treffen, wenn sie abfahren – oder das genau wissen. Der Preisvergleich schaffe Waffengleichheit zwischen Mineralölkonzernen und Autofahrern. „Die Unternehmen wissen jetzt schon, wie hoch die Preise an jeder Tankstelle in ganz Deutschland sind, die Verbraucher kennen nicht einmal die Preise um die Ecke“, sagte er.
Kritik von Linkspartei und Grünen
Wenn die neue Meldestelle Auswirkungen auf die Preise haben sollte, dann sicher nicht sofort. „Es dauert, bis Verbraucher wirklich reagieren.“ In Österreich hätten die Preise vor Einführung eines ähnlichen Projekts im europäischen Vergleich im oberen Drittel gelegen, danach im unteren Drittel.
Linkspartei und Grüne halten von der neuen Meldestelle nichts. „Preistransparenz ersetzt staatliches Handeln nicht“, sagte die Linkspartei-Bundestagsabgeordnete Caren Lay. Ihre Partei fordert eine staatliche Preisaufsicht und eine Genehmigungspflicht für Preiserhöhungen. Die grüne Vize-Fraktionsvorsitzende Bärbel Höhn kritisierte, dass die Wirkung für Verbraucher gering sei. „Da wird Geld für eine Placebo-Behörde rausgeschmissen, die wenig bis gar nichts bringt“, sagte Höhn. Die Gewinne würden von den Raffinerien abgeschöpft. „Und genau dort guckt die Behörde nicht hin.“
Das könnte sich ändern. Mundt kündigte an, dass das Bundeskartellamt die Raffinerien einer Sektoruntersuchung unterziehen wolle. „Das wird sicher das nächste Projekt sein, das wir stemmen.“
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