Markt für Dinge aus zweiter Hand wächst: Ikea eröffnet Gebrauchtladen
Auch der schwedische Möbelriese öffnet sich dem Trend zu Gebrauchtwaren. Der erste Laden entsteht in einer Shoppingmall für Secondhand-Ware.
Anbieten will Ikea hier in eigener Regie zum einen Möbel, die man auch schon in anderen Gebrauchtwarenläden findet. Also Regale, Tische und Schränke, von denen sich KundInnen trennen, weil sie sich neu einrichten wollen. Zum anderen sollen auch beschädigte Produkte aus den eigenen Warenhäusern verkauft werden, die repariert worden sind, aber wegen möglicher Gebrauchs- oder Reparaturspuren nicht in das Konzept der jetzigen Fundstückeabteilungen passen. „Der Preis wird davon abhängen, wie hoch der Reparaturaufwand für uns war“, sagte Carlehed.
Die recycelte Ware solle ein neues Standbein von Ikea werden. Man habe sich zum Ziel gesetzt, „binnen zehn Jahren nur noch zu verkaufen, was nachhaltig produziert oder recycelt“ und so designed ist, dass alle Produkte wiederverwendbar sind oder recycelt werden können. Ein aktuelles ökologisches Projekt täte dem Konzern da gut, der derzeit mal wieder in dem Verdacht steht, Holz aus illegal abgeholzten geschützten Wäldern zu verwenden.
Ikea ist nicht das erste Handelsunternehmen, das neuerdings auch gebrauchte Waren anbietet. Der Onlinehändler Zalando hat die Nachfrage bereits im vergangenen Jahr mit einem Pop-up-Store in Berlin getestet und will in den nächsten Wochen Secondhand-Mode ins Onlineangebot übernehmen. Auch einzelne Karstadt-Warenhäuser wollen die Marktlage zunächst mit zeitlich befristeten Abteilungen für gebrauchte Kleidung checken.
Einkaufszentrum nur für Gebrauchtes
Den Standort Eskilstuna hat Ikea bewusst ausgesucht. Seit 2012 versucht sich die eine Stunde Bahnreise von Stockholm entfernte Stadt als „grün“ zu profilieren. Nach dem Verlust vieler Industriearbeitsplätze habe man ein neues „Branding gebraucht“, sagt der sozialdemokratische Bürgermeister Jimmy Jansson: Jetzt präsentiert man sich als „Stadt der Nachhaltigkeit“ und mit dem Einkaufszentrum „ReTuna“ als dem „weltweit vermutlich ersten Einkaufszentrum mit Geschäften, die ausschließlich Gebrauchtes verkaufen“.
In dieser Mall soll nun der Secondhand-Ikea eröffnen. ReTuna-Chefin Sofia Bystedt fürchtet keine Konkurrenz: „Ich finde das fantastisch“, sagte sie. „Nur wenn alle zusammen agieren, werden wir zu einer Kraft, die hilft, der Kreislaufwirtschaft näher zu kommen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt