piwik no script img

Marco Goecke nach Hundekot-AttackeKackemann darf doch nicht proben

Der Tanz-Choreograf hatte seine Rückkehr an die Staatsoper Hannover angekündigt. Laut Intendantin kommt es dazu nun doch nicht – vorerst zumindest.

Hatte einer Kulturkritikerin Hundekot ins Gesicht geschmiert: Tanz-Choreograf Marco Goecke Foto: Christophe Gateau/dpa

Bremen taz | Bei den Proben soll der Tanz-Choreograf Marco Goecke nun lieber doch nicht dabei sein, sagte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag die Intendantin der Staatsoper Hannover, Laura Berman. Tags zuvor hatte der ehemalige Leiter der Ballettsparte, der im Februar einer Journalistin Hundekot ins Gesicht geschmiert hatte, in einem Interview mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) seine Rückkehr ans Haus angekündigt. Anlass sei die Wiederaufnahme eines von ihm choreografierten Stücks.

Eine Sprecherin der Staatsoper bestätigte dies gegenüber Medien. Das nach seiner Tat erlassene Hausverbot gelte bereits seit Anfang März nicht mehr. Wieder eingestellt werde er allerdings nicht und „derzeit“ seien keine neuen Stücke mit ihm als Gastchoreograf geplant.

Dass er dennoch weiter eine Rolle an der Staatsoper spiele, begründete sie laut Medienberichten wie folgt: „Wir differenzieren zwischen künstlerischem Ausdruck und persönlich motivierter Affekthandlung.“ Und: „Für die persönliche Handlung wurde und wird Marco Goecke arbeits- und strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. Die Auseinandersetzung mit seinem künstlerischen Werk darf für Publikum und Ensemble weiter möglich sein.“

Das Ballett-Ensemble hatte sich im April nach einer Premiere hinter seinen ehemaligen Chef gestellt. Er habe „jede und jeden von uns jahrelang inspiriert und mit bedingungsloser Zuneigung unterstützt“, sagten sie einem NDR-Bericht zufolge. Er habe „an diesem Theater unbestrittene Meisterwerke geschaffen“. Unter dem Verlust eines „der größten Choreografen unserer Zeit“ leide die gesamte zeitgenössische Tanzszene. „Wegen eines einzigen Fehlers.“

Goecke als eigentliches Opfer?

Über diesen Fehler spricht Goecke auch in dem Interview mit der HAZ. Dessen erste Frage lautet „Wie geht es Ihnen?“ und in diesem Duktus geht es weiter. Der Interviewer fragt behutsam, es scheint, als sei Goecke das eigentliche Opfer seiner Tat.

Es geht um seine berufliche Zukunft, seine finanzielle Situation und was er an dem Abend gemacht hatte, nachdem er der FAZ-Kulturkritikerin Wiebke Hüster in einer Theaterpause wegen ihrer häufig negativen Kritiken seiner Stücke eine offene Tüte mit Hundekot an die Wange geknallt hatte. „Haben Sie allein in Ihrer Wohnung abgewartet oder sind Sie erst mal aus der Stadt geflohen?“, fragt der HAZ-Interviewer.

An einer anderen Stelle legt er nahe, dass die Journalistin nur zufällig Opfer geworden sei. „Sie waren an einem Punkt, an dem alles ein bisschen viel war, oder?“ Goecke bejaht dies, er habe an einem Burn-out gelitten. Dass er zu einem derart aggressiven Akt fähig ist, stellt er als Unfall dar. „Es ist tragisch, was passiert ist, und auch zu bereuen“, sagt er. Er habe halt diese Tüte mit Hundekot in der Hand gehabt und kein Glas Wein, weil sein Dackel gerade „gemacht hatte“ hinter der Bühne.

Als „inakzeptabel“ hatte am Mittwochabend Niedersachsens Kulturminister Falko Mohrs (SPD) – Aufsichtsratsvorsitzender der Staatsoper – eine Rückkehr Goeckes bezeichnet. Die Intendantin Berman sagte am Donnerstag, sie könne sich eine Zusammenarbeit mit Goecke zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Die Tanztruppe hat sich nicht mehr alle: "wegen eines einzigen Fehlers".

    Der Typ hat einer Frau Hundekacke ins Gesicht geschmiert. Das war keine Affekthandlung, weil niemand einfach so mal Hundekacke am Theater dabei hat, das war geplant.

    Mit "wegen eines einzigen Fehlers" werden Mörder auch nicht vor Gericht verteidigt, wenn es um lebenslange Haft geht.