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Mannschaftssport in Berlin verbotenUnsportlichster Senat Deutschlands

Lukas Wallraff
Kommentar von Lukas Wallraff

In Berlin darf man immer noch nicht anständig Fußball spielen. Die starren Corona-Regeln beim Amateur-Ballsport sind ärgerlich.

Kennt man sonst nur von Hertha: Berliner:innen dürfen beim Fußball nicht in Zweikämpfe gehen Foto: imago/Sebastian Wells

S tell dir vor, es ist Fußballtraining und keine/r geht mehr hin. Leider wird es in Berlin so kommen, wenn der rot-rot-grüne Senat bei seiner Linie bleibt und beim Teamsport auf einem Meter fünfzig Abstand beharrt – als einzige Landesregierung Deutschlands.

Während in Brandenburg und sogar im söderstrengen Bayern wieder normal gekickt werden darf, ohne dass von steigenden Corona-Zahlen berichtet wurde, gelten in Berlin noch die teilweise kleinlichen Auflagen aus der ersten Lockerungsphase.

Diese provisorischen Trainingsregeln waren damals gut, damit sich die Teams nach monatelanger Zwangspause wenigstens überhaupt wieder treffen und etwas bewegen konnten. Aber wer dauerhaft 1,50 Meter Abstand beim Fuß-, Hand-, Basketball oder Hockey vorschreibt, der kann diese Sportarten auch gleich ganz verbieten.

Wie soll ein Abwehrspieler seiner Aufgabe nachgehen, wenn Zweikämpfe und Kopfbälle verboten sind? Viel Erfolg beim Tackling mit 1,50-Meter-Abstand. Und welche Ziele soll eine Stürmerin anvisieren, wenn sie nicht einmal Trainingsspiele auf zwei Tore machen kann, von Punktspielen gegen andere Vereine ganz zu schweigen? Hin- und Herpassen reicht nicht, ohne Wettkämpfe geht die Lust verloren.

Zum Training nach Brandenburg

Manche Erwachsenenteams fahren deshalb nach Brandenburg, um dort zu trainieren oder Testspiele zu absolvieren. Viele Kinder spielen längst lieber normal Fußball im Park oder auf dem Bolzplatz, wo längst kaum noch jemand kontrolliert, statt sich im reglementierten Training zu langweilen.

Ist ja dann egal? Nein, das ist es nicht. Die Sportvereine spielen gerade in Berlin eine unschätzbar wichtige soziale und gesundheitliche Rolle. Hier kommen Jugendliche aus allen Milieus zusammen, hier lernen sie Teamarbeit, hier werden sie zum Rennen und Schwitzen motiviert, was in der Smartphone-Generation nicht unbedingt von selbst passiert. Und wenn das abgenutzte Wort Integration irgendwo wirklich gelebt wird, dann in vielen Sportklubs.

Aber Corona! Ja, natürlich ist Corona noch lange nicht vorbei. Natürlich muss der Sportbetrieb wieder zurückgefahren werden, wenn die Zahlen wieder steigen. Tun sie aber derzeit nicht. Und es lässt sich nicht erklären, warum ausgerechnet Berlin strenger ist als Bayern und warum höherklassige Teams auch in Berlin wieder spielen dürfen, die Masse der Amateure aber nicht. Der Senat hat das auch nicht begründet, nur auf laufende Prüfungen verwiesen.

Wenn Vorsicht nötig ist, dann bitte für alle. Nichts gegen Tattoo-Studios, Friseure und volle Kneipen. Aber sie sind sicher nicht wichtiger als Sportvereine.

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Lukas Wallraff
taz.eins- und Seite-1-Redakteur
seit 1999 bei der taz, zunächst im Inland und im Parlamentsbüro, jetzt in der Zentrale. Besondere Interessen: Politik, Fußball und andere tragikomische Aspekte des Weltgeschehens
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1 Kommentar

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  • Nur der Vollständigkeit halber, auch andere Kontaktsportarten (vor allem Kampfsport) leiden darunter. Es ist unmöglich, zusammen zu trainieren, es ist unmöglich, sich auf (falls überhaupt stattfindende) Meisterschaften vorzubereiten, seit fast 4 Monaten darf kein Kontaktsport mehr stattfinden.



    Es gäbe zumindest bei einigen Sportarten Möglichkeiten, mit Accessoires zu trainieren. Ob Maske oder Plastikvisier, bestimmt wären alle einfach nur froh, wieder trainieren zu dürfen.