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Manipulierte BildschirmeVorführeffekt ganz automatisch

Der Abgasskandal bei VW greift auf die Elektronikbranche über: Auch hier arbeiten Firmen mit Tricksoftware. Zum Beispiel bei Samsung.

Samsung leuchtet. Je nach Testlage mal mehr, mal weniger Foto: dpa

Berlin taz | Zwischen Test und Normalbetrieb wird in der Industrie gern mal unterschieden. Was der Automobilindustrie eine ganz eigene Software wert war, die Abgaswerte manipulierte, ist in der Elektronikbranche bereits standardmäßig eingebaut: Der Vorführeffekt ist so immer ein anderer als der Normalbetrieb.

So sollen nach Recherchen des Guardian bei Geräten der Firma Samsung in Energietests andere Werte vorprogrammiert sein als im tatsächlichen Verbrauch. Angeblich soll der Stromverbrauch also de facto höher sein als bei Tests nachgewiesen werden kann; das Stichwort heißt hier „Motion lighting“.

Unter „Motion lighting“ versteht man die Einstellung der Helligkeit, wenn Bilder laufen. Diese Funktion sei standardmäßig eingestellt, ließe sich aber individuell abschalten, so Samsung.

Der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik, kurz VDE, hatte jedoch bei üblichen Tests Seltsamkeiten festgestellt. Das berichtet auch heise online. Bei Überprüfungen der Geräte auf Energieverbrauch habe sich die Displayhelligkeit automatisch verringert, um so einen geringeren Energieverbrauch anzuzeigen. Für diese Tests werden bestimmte Testvideos benutzt, die von den Geräten erkannt worden seien, heißt es. Daraufhin habe sich der Energieverbrauch automatisch verringert.

Klingt kompliziert, ist aber recht einfach: Es steht der begründete Verdacht im Raum, dass auch Elektronikkonzerne mit Methode vorab an Testergebnissen schrauben. Die Geräte können so als energiesparender und -effizienter verkauft werden als sie tatsächlich sind. Für Umwelt und Verbraucher sind das keine guten Erkenntnisse.

Allerdings sollten auch die Testverfahren einmal einer Überprüfung unterzogen werden.

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6 Kommentare

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  • Es waere doch mal sehr viel interessanter fuer einen recherejournalismas mal zu untersuchen in wie weit die tatsaechliche reale leistung von solarmdulen von den stc abweichen.das waere wirklich der groesste skandal.

    • @Demokrat:

      Waere allerdings arbeit und nicht nur von anderen artikeln dem trend folgen

  • Unglaublich. Ich schmeiss jetzt meinen samsung weg und kaufe mir einen phillips.

  • Kennt doch jeder aus der Schule..

     

    Wer sich selbst testen darf, bzw. Einsicht in Testdetails hat und dann noch durch Bestehen der Tests Unmengen an Umsatz/Erfolg/Ruhm zu erwarten hat, der wäre doch schön doof durchzufallen. Reines Gewissen in der Wirtschaft heißt mittlerweile, sich ins eigene Fleisch zu schneiden. Das kann man nun von kaum jemandem erwarten.

  • Wenn man ehrlich ist, ist es vor allem für die Verbraucher schlecht. Jetzt zu argumentieren die Umwelt leide weil die geräte an der Steckdose mehr Strom zum aufladen ziehen, ist, wenn man die Quantitäten betrachtet, quatsch.

     

    Wahrscheinlich ist das eine Tesla Fahrt von Berlin nach München, für alle Samsung Smartphones.

    • 6G
      65572 (Profil gelöscht)
      @Tim Leuther:

      Mein Stromversorger meint das Laden eines Smartphones kostet 2€ pro Jahr, aus meiner Stromrechenung entnehme ich einen Strompreis von ca. 40ct -> 5kWh/a für das Laden.

       

      Laut Wikipedia kommt man mit dem Tesla Roadster mit einer Akkufüllung (53kWh) 340km weit.

       

      Falls es 50 Millionen Spartphones in D gibt und 10% davon Samsungs wären und der Manipulationserfolg 10% betrüge, wären dadurch: 5kWh/a*50*10e6*0,1*0,1= 2,5GWh/a zuviel verbraucht worden.

      Das wären 2,5GWh/a/53kWh~47000 Teslaladungen/a, also eine Fahrleistung von ca. 16.000.000 km/a.

      Das Ergebnis erstaunt mich selbst, denke aber, daß ich mich nicht verrechnet habe und meine Annahmen über die Smartphonanzahl und Manipulationserfolg eher konservativ sind.

      Es kann also zwischen München und Berlin ausgibig mäandert werden.