Mangel an ErzieherInnen in Berlin: Neukölln lockt mit 1.000 Euro Prämie
Im Bezirk Neukölln fehlt dringend Kita-Personal. Deshalb gibt es ab April eine Zulage – aber nur für die ersten 20 neuen MitarbeiterInnen.
Erzieherinnen können sich in Neukölln bald eine Bonuszahlung sichern – schlicht, indem sie dort anfangen zu arbeiten. Der Bezirk will mit einer Zulage in Höhe von 1.000 Euro mehr Fachkräfte in die dortigen Kitas locken. Dies kündigte Falko Liecke (CDU), Stadtrat für Jugend und Gesundheit, am Montag an. „Wir haben ganz dringenden Bedarf an Erzieherinnen und Erzieher“, begründet Liecke gegenüber der taz den zusätzlichen finanziellen Anreiz.
Neukölln gilt unter ErzieherInnen als schwieriges Pflaster: Mehr Kinder als in den meisten anderen Bezirken haben großen kognitiven und sprachlichen Nachholbedarf. Deswegen kündigen viele Beschäftigte der dortigen Kitas gern wieder, wenn sie in einem anderen Bezirk eine Stelle bekommen. Dem will Liecke mit seiner Aktion entgegenwirken: Die ersten 20 ErzieherInnen, die ab April eine unbefristete Stelle beim Kita-Eigenbetrieb Südost antreten, erhalten nach überstandener sechsmonatiger Probezeit die 1.000 Euro. Für mehr habe das Budget nicht gereicht, gibt der Stadtrat offen zu.
Weitere Bedingungen sind an den Bonus nicht geknüpft: „Wir wünschen uns natürlich, dass diese Erzieherinnen und Erzieher nicht gleich wieder kündigen“, sagt Liecke. Aber eine im Arbeitsvertrag festgeschriebene Mindestbeschäftigungsdauer werde es nicht geben. Insgesamt arbeiten bei dem landeseigenen Kita-Betrieb Südost laut Liecke rund 800 Menschen, überwiegend sind es Erzieher. Der Eigenbetrieb unterhält 21 Kitas in Neukölln und 23 in Treptow-Köpenick. Für Kitas in freier Trägerschaft und jene in Treptow-Köpenick gilt das Angebot nicht.
Signal gegen die SPD
CDU-Stadtrat Liecke will seine Initiative auch als politisches Zeichen verstanden wissen: für mehr ErzieherInnen, deren bessere Bezahlung – und als Signal gegen die Bildungspolitik der SPD auf Landesebene. Der SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, hatte im Herbst die kostenlose Kita für alle Kinder durchgesetzt, was selbst in seiner eigenen Partei umstritten ist. Liecke kritisiert das als „Wahlkampfgeschenk“, das indes die Probleme der Bezirke bei der Kinderbetreuung nicht löse. Derzeit seien in Neukölln „gut 50 Kinder nicht versorgt“, erklärt das Bezirksamt – vor allem, weil ErzieherInnen fehlen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!