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Malis Präsident KeitaEin Kampfsportler für Mali

Er gehört zur Achse westafrikanischer Sozialisten. Malis neuer Präsident Keita sieht sich als eine Art de Gaulle, der sein geschundenes Land retten will.

Will Mali zu neuer Größe führen: Ibrahim Boubacar Keita. Bild: ap

BERLIN taz | Mali kürzt die Namen seiner Politiker gerne ab. Der langjährige Staatschef Amadou Toumani Touré, den das Militär 2012 kurz vor den Wahlen wegputschte, hieß im Land ATT. Er war zusammen mit Malis erstem gewählten Präsidenten AOK (Alpha Oumar Konaré) einer der Väter der malischen Demokratie. Ibrahim Boubacar Keita, der die nachgeholten Präsidentschaftswahlen am vergangenen Sonntag gewonnen hat, wird überall IBK genannt.

IBK sieht sich für Mali als eine Art General de Gaulle, der das Land aus einer existenziellen Krise rettet und zu neuer Größe führt. Er betont den Nationalstolz und gibt sich als Kämpfer – auch weil er gelernter Kampfsportler ist. Geboren 1945 in der Baumwollstadt Koutiala im Süden Malis, wurde IBK unter AOK ab 1992 Außenminister und dann Premierminister Malis, bevor er dann unter AOKs Nachfolger ATT ab 2002 Parlamentspräsident wurde und zweimal Wahlen verlor. Im dritten Anlauf hat er es geschafft.

Die Militärs, die Mali durch ihren Putsch im März 2012 in die Krise stürzten, unterstützten IBK jetzt ebenso wie die Tuareg-Rebellen im Norden, die durch ihren Vormarsch Anfang 2012 überhaupt erst das wütende Militär zum Putsch bewogen. IBK steht auch den islamischen Würdenträgern Malis nahe. Mit einer solchen Koalition im Hintergrund war er unschlagbar.

Aber die IBK-Koalition geht über Mali hinaus. Er gehört ebenso wie die Präsidenten Alpha Condé und Mahamadou Issoufou in Malis Nachbarländern Guinea und Niger sowie dem mittlerweile in Den Haag inhaftierten Laurent Gbagbo aus der Elfenbeinküste zu jenen westafrikanischen Sozialisten, die ihre politische Sozialisation als Studenten in Paris begannen und seitdem miteinander verbandelt geblieben sind. Das garantiert IBK auch gute Beziehungen zur Regierung Hollande in Frankreich.

Die sozialistische Achse Guinea-Mali-Niger wird durch IBKs Wahlsieg zu einem Machtfaktor in Westafrika, und der Malier ist der wortgewaltigste Vertreter dieser Achse. Unter IBK könnte Mali nun endlich auch nach außen so streitbar auftreten, wie es innen sowieso schon ist.

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1 Kommentar

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  • JJ
    Jared J. Myers

    Lieber Msieur Johnson,

     

     

     

    was, bitte, bedeutet "sozialistisch" im Zusammenhang nordwestafrikanischer Länder? - Soziale Gerechtigkeit, etwa? Wille zur Verstaatlichung der Schlüsselindustrien? Vergesellschaftung der Produktionsmittel?

     

     

     

    Oder ist es vielleicht nur ein nettes Etikett zur Distinktion, das den so Bezeichneten den Zugang zu den legalen und illegalen Fleischtöpfen erleichtert?