Maike Mia Höhne übers Kurzfilmfestival: „Die Gegenwart hinterfragen“

In Hamburg läuft über Pfingsten das Internationale Kurzfilmfestival. Zuletzt hatte es wegen Corona online stattgefunden.

Menschenmenge in einer Halle

So voll könne es wieder werden: Einlassschlange 2013 Foto: Simon Broll/dpa

taz: Maike Mia Höhne, Sie leiten seit 2019 das Hamburger Kurzfilmfestival. Das musste 2020 coronabedingt ganz ausfallen, 2021 fand es dann nur online statt. Wie ist es für Sie, jetzt endlich wieder ein richtiges Festival zu organisieren?

Maike Mia Höhne: Es ist wunderbar. Alle haben Lust wieder da zu sein, in den Kinos die Filme zu präsentieren und sich im Festivalzentrum zu treffen. Und es kommen so viele Gäste – ich glaube, es sind über 500.

Die Pandemie hat ja radikal das Lebensgefühl geändert. Wie zeigt sich das in Ihrem Programm?

Als Professorin habe ich bei den Studierenden gespürt, dass da viele dunkle Löcher und Depressionen sind. Aber bei den Filmen ist das Gegenteil passiert: Es gibt jetzt viele melodramatische Filme – da wird gesungen, getanzt und sich hingegeben. Die Künstle­r*innen arbeiten oft mit einer positiven Strategie: Sie hinterfragen die Gegenwart, aber mit viel Lust am Leben.

Können Sie da ein Beispiel nennen?

Ja, im internationalen Wettbewerb zeigen wir „It’s Raining Frogs Outside“ der philippinischen Künstlerin Maria Estela Paiso. Da fallen wirklich Frösche vom Himmel, wie in „Magnolia“ von Paul Thomas Anderson. Es geht ihr nicht gut, aber sie findet einen Weg damit umzugehen.

Es gibt in diesem Jahr viele Filme.

Maike Mia Höhne

50, leitete zwölf Jahre lang die Kurzfilmsektion der Berlinale. Seit 2019 ist sie Professorin für Film an der University of Europe for Applied Sciences in Hamburg.

Ich habe diesmal den Fokus nach Asien gelegt. Uns war es wichtig, in eine riesige Region zu schauen, in der vieles von unseren Verhältnissen doppelt so heftig passiert. Sei es der Kapitalismus, sei es die Ausbeutung, seien es die Arbeitsverhältnisse oder die migrantischen Wege.

Was meinen Sie damit?

Asien ist ja eine einzige große migrantische Zone. Jetzt sind wir zwar im Postkolonialen, aber das heißt ja nicht, dass plötzlich alles besser ist. Die Korruption ist zum Beispiel riesig. Da passiert viel und das wollten wir mal auf unser Festival gespiegelt haben.

Es gibt auch die Ausstellung „Home – and its hidden corners“ des indonesischen Kollektiv-Labs Laba Laba.

38. Kurzfilm Festival Hamburg: 31. 5 bis 6. 6.,

Programm und Infos auf https://festival.shortfilm.com

Ja, und darin gibt es witzigerweise auch eine analoge Arbeit zur Pandemie. Da hat die Künstlerin das Filmmaterial mit diesen Coronatests, die wir ja alle gemacht haben, behandelt. Sie hat dafür jedes Einzelbild mit solch einem Test geschubbert. Das ist toll.

Im vielleicht beliebtesten Wettbewerb laufen Filme, die nicht länger als drei Minuten lang sein dürfen. Viele Jahre lang war das „Der flotte Dreier“, jetzt heißt er „Dreifacher Axel“. War der alte Name zu sexistisch?

Nein, aber so veraltet, dass viele jüngere Kolle­g*in­nen damit gar nichts mehr anfangen konnten. Axel Behrens aus unserem Team war damit total fein und jetzt heißt der auch noch so wie der schwerste Sprung im Eiskunstlauf. Und das steht ja auch gut für diesen Wettbewerb, denn bring mal was in drei Minuten auf den Punkt.

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