Magdalenenheime in Irland: Regierung entschuldigt sich
Die irische Regierung hatte bisher die Verantwortung für Zwangsarbeiterinnen in katholischen Einrichtungen abgelehnt. Jetzt verspricht sie sogar Entschädigungen.
DUBLIN afp | Nach Kritik an einer unzureichenden Reaktion hat Irlands Regierungschef Enda Kenny sich in aller Form bei tausenden früheren Insassen der sogenannten Magdalenenheime entschuldigt.
Vor irischen Parlamentariern in Dublin formulierte der Premierminister am Dienstag „im Namen des Staates und des irischen Volkes die aufrichtige Entschuldigung an die Überlebenden der Magdalenenwäschereien“. „Wir bedauern zutiefst, was Ihnen zugefügt wurde. Was ihnen als Kind oder Erwachsene angetan wurde, hätte nicht passieren dürfen“, führte Kenny aus. „Irland hat schlecht gehandelt, nicht Sie.“
In die katholischen Magdalenenheimen in Irland waren zwischen 1922 und 1996 mehr als 10.000 Mädchen und Frauen gesteckt worden, rund ein Viertel von ihnen unter Mitwirkung staatlicher Stellen. Die Insassen der Magdalenenheime waren typischerweise Prostituierte oder sogenannte „gefallene Frauen“, die ohne Entlohnung als Wäscherinnen eingesetzt wurden. Zu den Betroffenen zählten Frauen, die unehelich schwanger geworden waren und daher im streng katholischen Irland gesellschaftlich geächtet wurden.
Kenny hatte Anfang Februar gesagt, er bedaure den Umgang mit den Frauen in den Magdalenenheimen. Opferverbände kritisierten dies als unzureichend. Nun sagte der Regierungschef: „Keine Entschuldigung, so aufrichtig sie auch sei, kann ungeschehen machen, was passiert ist.“ Seine Regierung sei aber „entschlossen“, der Entschuldigung konkrete Maßnahmen folgen zu lassen. Nähere Angaben dazu machte Kenny nicht. Die Opfer hatten bereits Entschädigungen gefordert.
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