Mächtige Waffenlobbyisten in den USA: NRA jetzt auch finanziell bankrott
Immer wieder gelang es der NRA, die Verschärfung der Waffenrechte zu verhindern. Mit ihrer Insolvenz will sie einer Strafverfolgung durch New Yorks Justiz entgehen.
Letitia James, Justizministerin des US-Staats New York, hatte die NRA unter dem Vorwurf verklagt, LaPierre und andere Verbandsführer hätten Millionen Dollar für persönliche Luxusreisen und andere fragwürdige Ausgaben abgezweigt. Unter anderem soll sich LaPierre selbst einen Vertrag über 17 Millionen Dollar für die Zeit nach seiner Anstellung zugeschanzt haben. Am Freitag sagte James, sie werde nicht zulassen, dass sich die NRA einer Überprüfung ihrer Praktiken entziehe. Der angebliche Finanzstatus der NRA sei endlich auf einer Ebene mit ihrem moralischen Status: „Bankrott“.
Neben der Klage brachte auch die Corona-Pandemie die Organisation in Turbulenzen. Sie musste im vergangenen Jahr Dutzende Angestellte entlassen und ihren Fachkongress absagen. In dem sogenannten Chapter-11-Insolvenzantrag, der unter gerichtlicher Kontrolle eine Umstrukturierung ermöglichen soll, wurden zwischen 100 und 500 Millionen Dollar auf der Haben-Seite und ebenso viel an Schulden aufgelistet. Ungeachtet dessen sprach die NRA von der stärksten finanziellen Verfassung seit Jahren.
Dieser Prozess werde langfristig nachhaltiges Wachstum ermöglichen und den fortgesetzten Erfolg der NRA als wichtigster Fürsprecher der verfassungsgemäßen Freiheiten absichern – „frei von der toxischen politischen Umgebung in New York“, erklärte die NRA. Die Waffen-Lobbyisten haben nach eigenen Angaben etwa fünf Millionen Mitglieder. Auch wenn das Hauptquartier der Organisation im US-Staat Virginia liegt, wurde die NRA 1871 als Nonprofit-Organisation in New York registriert.
Größter Gläubiger der NRA mit 1,2 Millionen Dollar an ausständigen Zahlungen ist die Werbefirma Ackerman McQueen, die für den mittlerweile eingestellten Fernsehsender der Waffenlobbyisten verantwortlich war. Die NRA behauptet allerdings, ihr seien zu hohe Rechnungen gestellt worden. Ein Gerichtsverfahren ist anhängig. 960.000 Dollar schuldet die NRA dem Antrag zufolge auch der Firma Membership Marketing Partners, die die gleiche Adresse hat wie sie selbst.
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