„Mad Men“ – die letzten Folgen (8): Das ungelebte Leben
Noch sieben Folgen, dann ist die Ära „Mad Men“ zu Ende. Die finalen Episoden der US-Serie um Werber im New York der 60er-Jahre in der Rückschau.
Wo wir sind:
Folge 7 „Waterloo“ hörte mit der Mondlandung im Jahr 1969 auf. In Folge 8 „Severance“ („Trennung“) sehen wir Don Draper auf dem Bett liegend, im Hintergrund läuft der Fernseher, aus dem Präsident Richard Nixon über eine neue Angriffswelle in Vietnam spricht. Es ist die Rede an die Nation, die er an Ostern 1970 gehalten hat.
Was passiert:
Don Draper erfährt, dass Rachel Katz/Menken, eine seiner bedeutenderen Affären, gestorben ist. Diese Nachricht führt ihn in eine seiner berühmten Nostalgie-Stimmungen: Er liegt zu Hause auf seinem Bett, kommt zu spät ins Büro, liegt dort auf seinem Sofa und sitzt in Diners. Irgendwas oder irgendwer – in diesem Fall eine Kellnerin – erinnert ihn an eine Episode aus seinem Leben. Hier an Rachel – und er denkt über sein Leben nach. Die Kellnerin Diana, gerufen „Di“, sagt zu Don: „Someone dies, you just want to make sense of it, but you can't.“ („Wenn jemand stirbst, suchst du nach einem Sinn, aber es gibt keinen.“)
Die Firma:
Der neue 51%-Teilhaber von „Sterling Cooper & Partners“ ist die Werbeagentur „McCann Erickson“. Sie sind die ekeligsten Branchenvertreter, die bisher in der Serie aufgetaucht sind. Sie nehmen Peggy Olson und Joan Holloway nicht ernst und raten Joan, besser ins BH-Business zu wechseln. Außerdem feuern sie den Werbetexter Ken Kosgrove, der sich dann aber als Chef der Werbeabteilung von „Dow Chemical“ anstellen lässt, der Firma seines Schwiegervaters. Ansonsten sind Pete Campbell und Ted Chaough zurück aus Kalifornien. Viel gearbeitet wird nicht. Sonstige Kunden: Wilkinson-Rasierklingen.
Die Schlüsselszene:
Ken Kosgrove erzählt Don Draper, dass er gefeuert wurde und das nur einen Tag, nachdem ihm seine Frau gesagt hat, er solle endlich das Buch schreiben, von dem er sein ganzes Leben lang träumt: „The life not lived“, sagt er zu seinen Plänen – das ungelebte Leben. Das begegnet Don in einer späteren Szene wieder, als die Schwester der verstorbenen Rachel mit Blick auf ihre zwei Kinder zu ihm sagt: „She lived the life she wanted to live“. („Sie hat das Leben gelebt, das sie wollte.“)
Der beste Dress:
Der weiße Schnurrbart von Roger Sterling.
Der beste Drink:
Mehrere Flaschen Wein. Sie trinkt Peggy bei einem Abendessen mit einem Anwalt, mit dem sie sofort nach Paris fliegen will. Weil sie aber ihren Pass nicht findet und mit ihm nicht gleich am ersten Abend schlafen will, schickt sie ihn nach Hause. Ansonsten wird auffällig wenig getrunken. Im Büro gar nicht.
Der beste Auftritt:
Überraschend kommt der Nylonstrumpf zurück (Don Draper in Staffel 1: „Die Liebe haben Männer wie ich nur erfunden, um Nylon zu verkaufen.“). Dieses Mal in einer edlen Schmuckschatulle.
Literatur:
John Dos Passos: „Der 42. Breitengrad“, einer der Romane aus seiner US-Trilogie über die Brutalität des Kapitalismus in den USA. Gelesen von der Kellnerin „Di“.
Was man hört:
„Is that all there is?“ von Peggy Lee. Was für ein Song! Warum hat Serien-Erfinder Mathew Weiner den nicht früher eingesetzt? Ja klar, weil er von 1969 ist. Aber er passt so perfekt zu der Serie, er könnte das zweite Titelthema neben der bekannten Anfangsmelodie von Mad Men sein.
Was folgt:
Alle Welt rätselt, wie es mit Don zu Ende geht. Und das schon seit Jahren. In Folge 8 ist das einzige, was in seinem Leben noch Bestand hat, seine kleine, blonde Sekretärin mit der Fiepsstimme. Wird sie ihn am Ende davor bewahren, Dummheiten zu begehen? Folge 9 trägt den Titel: „New Business“. Auch wenn die letzten Folgen unter dem Motto „The End of an Era“ - das Ende einer Ära – beworben werden: Gibt es vielleicht doch ein Happy End? Zumindest dürfen wir hoffen, dass die Frauen nicht ins BH-Business wechseln.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“