Berliner M-Straße wird Amo-Straße: Umbenennung ohne Infos
Eine Infotafel zur Umbenennung von M-Straße und U-Bahnhof ist nicht vorgesehen. Die Grünen finden, die BVG sei zuständig.
Bis das „M-Wort“ von den letzten Digitalanzeigen und Stadtplänen verschwunden ist, dauere es aber bis zum Fahrplanwechsel im Dezember, heißt es von der BVG auf taz-Anfrage. Bis dahin sollen die Schilder am U-Bahnhof auch den alten Namen im kleinen Schriftzug tragen. „So ist sichergestellt, dass die Orientierung für die Fahrgäste weiterhin und jederzeit gegeben ist“, sagt eine Sprecherin.
Die Grünen finden allerdings, die Verkehrsbetriebe könnten viel weitergehen. „Anderswo in Berlin wurden Straßenumbenennung zumindest durch Tafeln oder Stelen dokumentiert, die ein aktives Erinnern möglich machen“, sagt Sebastian Walter, Sprecher für Diversitätspolitik der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus.
Eine ähnliche dekoloniale Erinnerungsstation ist aber für die „Anton-Wilhelm-Amo-Straße“ nicht vorgesehen. Das geht aus einer Anfrage der Grünen-Fraktion vom 31. Juli an das Abgeordnetenhaus hervor, die der taz vorliegt. Bei einer ähnlichen Anfrage vom Juni 2023 hatte die BVG eine Erinnerungstafel noch für „denkbar“ gehalten.
Anwohner:innen klagten gegen Umbenennung
„Die BVG ist als ÖPNV-Unternehmen nicht Initiatorin oder Autorin von Erinnerungstafeln oder -orten“, entgegnet die Sprecherin. Kämen aber Initiativen mit so einem Anliegen auf sie zu, würde die Verkehrsgesellschaft prüfen, ob das umzusetzen sei. Dazu sei es aber nicht gekommen.
Auch von „Decolonize Berlin“ heißt es, dass es keine Gespräche gegeben habe. Das Bündnis hatte sich über Jahre für die Namensänderung der Straße eingesetzt. Vorstandsmitglied Tahir Della findet: So ein Erinnerungsort „wäre natürlich schön“. Dafür müsse sich die BVG aber eng mit der afrodiasporischen Comunitiy abstimmen.
Der Bezirk Mitte beschloss die Umbenennung im August 2020. Weil Anwohner:innen vor dem Verwaltungsgericht klagten, verzögerte sich die Umbenennung bis in dieses Jahr. Viele argumentierten, die Namensgebung vor 300 Jahren sei wertschätzend gemeint gewesen.
Feierliche Enthüllung am Samstag
Della kennt solche Argumente. „Es ist egal, woher das abgeleitet ist“, sagt er. Es komme darauf an, wie der Begriff heute wahrgenommen werde. Aber nicht nur deshalb ist sein Bündnis froh, dass Straße und U-Bahnhof jetzt nach Anton Wilhelm Amo benannt werden. Amo war einer der ersten Schwarzen Philosophen, die an einer Universität in Deutschland lehrten.
Das „Amo-Fest“ am Samstag will ihn gleich mitfeiern. Neben einer feierlichen Enthüllung des Straßenschildes finden Zuschauerinnen und Zuschauer zwischen 14 und 17.30 Uhr auch Musik, Lesungen und Redebeiträge von Politikern und Initiativen.
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