Luxusartikel für Haustiere: Köter mit Strasshalsbändern
Jetzt auch im klassischen Zoohandel: Hochzeitskleider für Hunde oder Kratzbäume für 1.500 Euro. Mit der Deutschen Liebe zum Haustier lässt sich so richtig Kasse machen.
STUTTGART dpa | Der „Strickpullover Elch“ wird in einem Online-Shop für den Übergangsjahreszeit angeboten. Auch einen passenden Parka mit Fellkragen gibt es dazu. Der sei ein „schicker Ausgehmantel“, der „schön warm hält“. Das Angebot richtet sich an eine Hunderasse: den Mops. Das ist nur ein Beispiel für ein Geschäftsmodell, auf das zunehmend auch der klassische Zoofachhandel aufmerksam wird: Luxusartikel für Haustiere.
„Mäntel aus der normalen Preisklasse gehören mittlerweile zum Standardsortiment“, sagt Carsten Eisele, Vertriebsleiter bei Zoo & Co. Mittlerweile biete man ausgefallenes Zubehör im Set gleich mit an. „Da passt das Halsband zum Mantel, der wiederum aus dem gleichen Stoff gefertigt ist wie das Hundebettchen.“ Ebenso wie die Einrichtung der Wohnung solle auch das Zubehör für Bello & Co den „Lifestyleansprüchen der Halter genügen“.
Nach Angaben des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH) lebt in jedem dritten deutschen Haushalt mindestens ein Tier und das lassen sich die Deutschen einiges kosten: Im vergangenen Jahr gaben sie pro Haushalt 168 Euro für Haustiere aus, berechnete das Statistische Bundesamt. Tendenz steigend.
Auch die schwäbische Firma Koelle Zoo hat das Segment Tierluxus mittlerweile stärker für sich entdeckt. Einkäufer Michael Staudinger stellt fest: „Die Margen und Erträge sind lukrativ, da der Kunde hier eine hohe Preisbereitschaft mitbringt.“ Allein in den vergangenen zwei Jahren habe der Zoofachmarkt den Anteil solcher Produkte verdoppelt.
Nepper, Schlepper, Bauernfänger
Strasshalsbänder, Hochzeitsmode für Hunde, ein Thron für die Katze. Der teuerste Artikel? Ein Kratzbaum für 1.490 Euro. Ob solches Zubehör tatsächlich gekauft werde, sei dabei gar nicht so erheblich, sagt Staudinger. Viel wichtiger: Es locke die Kunden in den Laden. „Echte Hingucker sind ein wirksames Mittel, um die Kundenbedürfnisse in bestimmte Richtungen zu lenken.“ Wer ein Luxusmäntelchen sehe, käme eher auf die Idee, den eigenen Hund überhaupt erst einzukleiden.
„Das ist auch eine Form der Sucht. Viele fangen mit dem Wintermantel an, kaufen dann den Pullover und irgendwann kommt das T-Shirt hinzu“, beobachtet Martina Borchmann. Sie ist Geschäftsführerin von DogOne, einem Internetversand für Hundeartikel
Bei Menschen seien Accessoires Ausdruck der Persönlichkeit, sagt IVH-Sprecher Detlev Nolte. „Da sind die Tiere zum Teil sicherlich der verlängerte Arm der persönlichen Identität.“ Mit Haustierzubehör lässt sich vor allem deshalb ein gutes Geschäft machen, weil die Kaufentscheidung emotional und nicht rational gesteuert ist. Auch deshalb ist das Haustierluxussegment nahezu konjunkturunabhängig.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen