piwik no script img

Lukas Galluccio wagt sich im FEZ ins JenseitsSpielerisch dem Tod ins Auge sehen

Illustration: FEZ

Das FEZ Berlin ist seit Langem für besondere und merkwürdige Ausstellungen bekannt. Die Ausstellung „Erzähl mir was vom Tod“ ist aber wohl eine der sonderbarsten, die das Kinder- und Familienzentrum je zu bieten hatte. Wer redet schon gerne über den Tod? Der Gedanke, einen lieben Menschen zu verlieren oder gar selber zu sterben, ist ein Thema, mit dem man sich in unserer Gesellschaft nur in Krankenhäusern oder Pflegeheimen befasst. Der bloße Gedanke an den Tod wird so lang wie möglich aus unseren Köpfen verbannt, und wenn man dann tatsächlich mit ihm konfrontiert wird, ist man häufig unvorbereitet.

Das soll sich ändern. Mit der Ausstellung wird Kindern ab fünf Jahren die Begegnung mit dem Tod spielerisch und künstlerisch nahegebracht. Es wird von den unterschiedlichsten Bestattungsbräuchen aus aller Welt berichtet und über das Leben nach dem Tod debattiert.

Doch der Sinn der Ausstellung ist nicht nur, sich mit dem Tod zu befassen; sie will auch motivieren, die eigene Lebenszeit so gut wie möglich zu nutzen. Auf verschiedene Art und Weise wird die begrenzte Lebenszeit eines jeden Menschen dargestellt, ­weshalb jeder überlegen müsse, was er mit seinem Leben anfängt und wie er gedenkt, über seine Taten in Erinnerung zu bleiben. Denn: „Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt“ (Bertolt Brecht).

In der Ausstellung gibt es auch Platz für die Erzählung von persönlichen Auseinandersetzungen mit dem Tod, wie zum Beispiel das Haustier oder ein Familienmitglied gestorben ist, was sehr berührend ist. Die Attraktion ist aber die nachgebaute Grabstätte eines germanischen Kriegers aus dem 6. Jahrhundert, dessen originales Skelett ausgestellt wird. „Wir möchten den Besuchern nahelegen, den Tod als natürlichen Teil des Lebens zu sehen und als persönlichen Ansporn, nicht nur durchs Leben zu hetzen, sondern auch die kleinen Augenblicke zu genießen“, sagt Claudia Lorenz, Künstlerin und Leiterin der Ausstellung.

All jene, die trotzdem vom Tod (noch) nichts wissen wollen, können aber auch einen Trank der ewigen Jugend vorbereiten mit Geheimzutaten wie Freude, Spaß, Lachen – und natürlich Drachenblut.

Der Autor ist zurzeit Schülerpraktikant im Berlin-Teil der taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen