Luftverschmutzung in Hamburg: Der Hafen dieselt vor sich hin

Der Naturschutzbund (Nabu) ermittel am nördlichen Hafenrand Stickoxid-Werte, die zwar hoch sind aber nicht verboten. Trotzdem gibt es Handlungsbedarf.

Oberdeck eines Kreuzfahrtschiffes mit qualmendem Schornstein

Umweltproblem: Kreuzfahrtschiffe verbrennen in der Regel stark schadstoffhaltigen Treibstoff Foto: Marcus Brandt/dpa

HAMBURG taz | Der Hafen trägt kräftig zur Luftverschmutzung in der Innenstadt bei, aber nicht in einem Maß, das beim Stickstoffdioxid (NO2) mit den EU-Grenzwerten kollidiert. Wie Messungen des Naturschutzbundes (Nabu) ergeben haben, werden jedoch die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sehr wohl überschritten. „Wir können zeigen, dass es erhebliche Belastungen und entsprechenden Handlungsbedarf gibt“, sagt Malte Siegert vom Nabu.

Der rot-grüne Senat geht in seinem Luftreinhalteplan davon aus, dass der Schiffsverkehr für knapp 40 Prozent des Stickoxid-Ausstoßes in Hamburg verantwortlich ist. Wegen zu hoher Stickoxid-Immissionen ist die Stadt bereits mehrfach verurteilt worden und hat Durchfahrtsbeschränkungen in der Max-Brauer-Allee und der Stresemannstraße verfügt. Stickoxid greift die Atemwege an.

Der Nabu wollte deshalb ein genaueres Bild der Schadstoff­einträge haben und hat deshalb im April 2019 am Nordrand des Hafens ein eigenes Luftmessnetz mit acht Stationen in Betrieb genommen. „Wir kriegen immer wieder Zuschriften: Hier bei mir stinkt’s“, sagt Nabu-Projektleiter Sönke Diesener. Die Werte der städtischen Messstation am Altonaer Elbhang reichten nicht aus, um dem auf den Grund zu gehen.

Die Nabu-Stationen wurden in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Startup-Unternehmen Breeze aufgebaut. Sie sollen Aufschluss darüber geben, wie viel der Hafen insgesamt an Schadstoffen ausstößt, also nicht nur der Schiffsverkehr, sondern auch die Lkw, die Hafenbahn und die Terminals.

Sönke Diesener, Nabu-Referent

„Was uns große Sorgen macht, sind die extrem hohen kurzzeitigen Belastungen“

Im Ergebnis liegen bei drei Messstationen – Övelgönne, Harkortstieg und Kaiserkai – die NO2-Werte sogar deutlich unter dem schärferen WHO-Grenzwert von 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel. Die Station Harkortstieg liegt als einzige nicht in Elbnähe und soll Vergleichswerte liefern. In Teufelsbrück und an der Elbchaussee maßen die Sensoren Werte knapp über den WHO-Grenzen, am Grasbrookpark und Olbersweg deutlich darüber, am Pinnasberg 50 Prozent darüber – aber immer noch deutlich unter dem EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm.

Zwar seien die Jahresmittelwerte mit Blick auf die EU-Vorgaben in Ordnung, sagt Projektleiter Diesener. „Was uns große Sorgen macht, sind die extrem hohen kurzzeitigen Belastungen.“ An einigen Stationen wurden die Grenzwerte in manchen Monaten stundenweise stark überschritten, dann aber auch wieder unterschritten, sodass sich das Ganze ausmittelte. Gleichwohl könnte das etwa für Asthmatiker eine starke Belastung sein, sagt Siegert. Das gelte umso mehr, wenn, wie am Pinnasberg im vergangenen Oktober, der Grenzwert über fast einen ganzen Monat hinweg meistens überschritten worden sei.

Siegert räumt ein, dass die Sensoren von Breeze nicht das Gleiche leisten könnten, wie die wesentlich aufwendigeren Luftmessstationen des Senats. Sie kämen aber qualitativ in deren Nähe. „Es geht auch darum, Trends zu sehen“, sagt Siegert. Die städtische Luftmessstation Altona Elbhang und auch die auf dem Kleinen Grasbrook im Hafen liefern ähnliche Ergebnisse.

Der Senat versuche bereits, an diversen Stellen, die Emissionen des Hafens weiter zu senken, teilt die Umweltbehörde mit. Sie ist unter Druck: Erst vor einem halben Jahr hat das Oberverwaltungsgericht den Senat dazu verdonnert, seinen Luftreinhalteplan nachzubessern.

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