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Lohn eingeklagt

Bündnis migrant­ischer Ar­bei­te­r*in­nen solidarisiert sich

Der Raum 219 im Berliner Arbeitsgericht war am Mittwoch bis auf den letzten Platz besetzt. Viele der Be­su­che­r*in­nen waren migrantische Arbeiter*innen. Sie unterstützen Queen P., die gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber, die Berliner Grün Deli VF GmbH wegen Lohnraub geklagt hat. Der Arbeitgeber habe ihr die Lohnfortzahlung verweigert, nachdem sie sich für eine Operation krankmelden musste. Nachdem Queen P. auf ihr Recht bestanden hatte, wurde sie gefeuert und erhielt auch keinen Lohn für den letzten Monat, in dem sie bei der Firma gearbeitet hat.

Ein Bündnis migrantischer Ar­bei­te­r*in­nen in Berlin hat sich mit der Klägerin solidarisiert. Bereits eine Stunde vor Prozessbeginn starte eine kurze Demo in der Umgebung des Arbeitsgerichts in Schöneberg. „Wir sind wieder hier, weil erneut eine Person mit vulnerablen Aufenthaltsstatus Opfer von Lohndiebstahl geworden ist“, heißt es in dem Aufruf. Viele der Beteiligten haben schon ähnliche Erfahrungen machen müssen.

„Lohndiebstahl ist eine gängige Praxis in vielen Dienstleistungsbranchen“, weiß Wissenschaftler Aju John. „Besonders migrantische ArbeitnehmerInnen sind davon betroffen: Deren Aufenthaltsrecht ist oft an ihr Einkommen gekoppelt, und es ist riskant für sie, ihre Rechte einzufordern“, so John. Er verweist darauf, dass in letzter Zeit immer wieder schlechte Arbeitsbedingungen in prekären Jobs bekannt geworden sind. Aber viele der Beschäftigten wehren sich dagegen. Beim Prozess zeigte sich, dass die Arbeitgeberseite schlechte Karten hat. Der Geschäftsführer der Grün Deli VF GmbH, sagte, er habe von der Angelegenheit nichts gewusst. Die Richterin machte deutlich, dass sie die Klage von Queen P. für berechtigt hält. Bis Redaktionsschluss gab es kein Urteil.

Die Klägerin zeigte sich über die große Zahl der Un­ter­stüt­ze­r*in­nen zufrieden: „Ohne sie hätte ich das alles nicht geschafft.“ Peter Nowak

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