Lockerung der Corona-Einschränkungen: Kitas sollen vor August öffnen
Bund und Länder wollen ein Konzept zur schrittweisen Kita-Öffnung ab Anfang Mai erarbeiten. Für die Einrichtungen ist das eine Herausforderung.
Bis dahin sollen die Länder ihre Kita-Betreuung länderspezifisch regeln und erweitern. Es gelte, sowohl die Perspektive der Eltern, der Erzieher*innen und nicht zuletzt die der Kinder zu berücksichtigen, so Giffey. Die bereits bestehende „AG-Kita“ der Länder tagt diese Woche.
Viele Landesregierungen haben bereits angekündigt, die Notbetreuung auch für Kinder von Alleinerziehenden und Elternpaaren, bei denen nur ein*e Partner*in in einem sogenannten systemrelevanten Beruf arbeitet, zu öffnen. In den meisten Ländern soll diese Ausweitung ab dem 27. April stattfinden. Je nach Bundesland sollen zusätzlich noch weitere Berufsgruppen Zugang zur Notbetreuung erhalten; die Berliner Kitas etwa sollen unter anderem auch für die Kinder von „betriebsnotwendigem Personal“ der öffentlichen Verkehrsmittel sowie der Ver- und Entsorgung geöffnet werden.
Ein bundeseinheitliches Vorgehen gibt es also nicht. Dies sei aber auch nicht zwingend notwendig, da die Betreuungssituation in Ländern und Kommunen verschieden sei, so ein Sprecher des Deutschen Kitaverbandes. Darüber hinaus sei es sinnvoll, bei der Gestaltung der Notbetreuung den Kitas selbst einen erheblichen Entscheidungsspielraum zuzusprechen. „Die Erzieher vor Ort kennen die Familien und können am besten entscheiden, welche Kinder sie aufnehmen können und müssen“, sagte der Sprecher.
„Die Not bei den Eltern ist groß“
Anhaltspunkt für die Organisation der erweiterten Notbetreuung seien die Anfragen der Eltern, die nun auf einen Notbetreuungsplatz hoffen, sagt Beatrice Strübing, Sprecherin des größten überregionalen freigemeinnützigen Kita-Trägers Fröbel. „In unseren Einrichtungen standen die Telefone heute keine Minute still.“ In den Berliner Einrichtungen rechne man mit einer Verdopplung der Kinder in den Notbetreuungen, so Strübing. Dann wäre man bei 12 Prozent des Normalbetriebs.
Dass ohne zeitlichen Vorlauf eine Ausweitung der Notbetreuung unmöglich ist, zeigt sich am Beispiel Niedersachsens. Dort hatte das Kultusministerium am Freitag angekündigt, die Notbetreuung bereits ab Montag ausweiten zu wollen – was prompt zu Protesten seitens des niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes führte. Die getroffenen Kriterien für die Lockerung öffneten einem Großteil der Bevölkerung die Inanspruchnahme der Notbetreuung in den Kitas. „Damit ist es ab Montag rechtlich fast unmöglich, Eltern die Nachfrage auf einen Platz in der Notbetreuung zu verwehren“, so der Städte- und Gemeindebund in einer Pressemitteilung.
Kultusminister Tonne (SPD) steuerte daraufhin nach: Die Neuregelungen sollen nicht ab Montag, sondern erst im Laufe der Woche vor Ort umgesetzt werden. „So schnell hätten wir das definitiv nicht umsetzen können“, sagt Bettina Paul-Renken, pädagogische Leiterin des evangelisch-lutherischen Kindertagesstättenverbands Rotenburg-Verden.
„Die Not bei den Eltern ist groß. Unsere Mitarbeitenden haben jedoch auch Sorgen, die wir berücksichtigen müssen“, so Paul-Renken. Es müsse sichergestellt werden, dass die Betreuung auch ohne diejenigen Mitarbeiter*innen stattfinden könne, die zur Risikogruppe gehören. „Sollte es jedoch irgendwann mehr Anträge als Betreuungsplätze geben, müssen wir eine Auswahl treffen.“
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