Linkes Jugendprojekt in Berlin: Hoffnung für die Potse-Jugend
Bausenator Scheel (Linke) verspricht dem linken Jugendprojekt Potse Räume im Flughafen Tempelhof. Die Räumung am 19. Mai ist nicht vom Tisch.
Senator Scheel (Linke), selbst ehemals Punk, sprach sich im RBB für den Erhalt des Jugendprojekts aus, das häufig Punk-Konzerte für umsonst veranstaltet: „Ich kann den Frust nachvollziehen. Mir ist daran gelegen, dass die Potse einen Ort findet.“ Er gab vor der Kamera der „Abendschau“ sogar sein Wort dafür, dass die Jugendlichen dort unterkommen können: „Wir tun alles dafür.“
Die Jugendlichen aus der Potse können es sich vorstellen, in die Zollgarage zu ziehen, allerdings seien noch abschließend ein paar Fragen zu klären, wie Sprecher Paul am Sonntag der taz sagte. Offen seien etwa die Fragen nach Lärmschutz und Sanitäreinrichtungen, aber ebenso wünschten sich die Jugendlichen eine vertragliche Zusicherung, dass das Projekt nicht auf der Straße landet: „Langfristig muss sichergestellt werden, dass wir nicht in fünf Jahren wieder rausfliegen.“
Man sei vorsichtig damit, Räume zu verlassen, ohne einen Fuß woanders drin zu haben – „wir haben im Drugstore gesehen, dass das landeseigene Unternehmen Gewobag über zwei Jahre lang den Einzug verzögert hat, deswegen ist unser Vertrauen etwas beschädigt“, so der Sprecher.
Zwei Jahre Hängepartie
Das Drugstore ist das große Schwesterprojekt der Potse und hatte nach Auslaufen des Vertrags Schlüssel und Räume freiwillig abgegeben – mit der zeitnahen Aussicht auf Ersatzräume, die allerdings bis heute nicht bezugsfertig sind. Nach einer zweijährigen Hängepartie zieht das Drugstore jetzt zunächst ins Rockhaus in Lichtenberg.
Die Jugendlichen der Potse gehen davon aus, dass der Bezirk bei ihnen an der Räumung festhalten wird, und befürchten eine Eskalation bei einer möglichen Räumung am 19. Mai mit einem gewaltsamen Polizeieinsatz. Es wäre nach dem Syndikat, der Liebig 34 und der Meuterei das vierte linke Projekt, das im vergangenen Jahr unter der rot-rot-grünen Koalition geräumt würde.
Ob es allerdings wirklich so weit kommen muss, ist noch nicht ausgemacht. Der Jugendbezirksstadtrat Oliver Schworck (SPD) sagte am Sonntag der taz, dass er kurzfristig einem Mietvertrag zustimmen wolle. Allerdings sei der vom Bausenator Scheel vorgelegte Entwurf noch unvollständig, es fehlten Angaben zur Miethöhe und der Quadratmeterzahl. Schworck sagte: „Ich würde gerne diese Woche einen Mietvertrag unterschreiben. Aber das Jugendzentrum muss dann, wenn dieser Mietvertrag vorliegt, das Angebot annehmen und endlich die besetzten Räume verlassen. Deswegen halten wir weiter am Räumungstitel fest – für den Fall, dass die Potse sich weiter weigert, die Räume zu verlassen.“
Die Potse und ein linkes Unterstützungsbündnis, das bereits am vergangenen Donnerstag vor der Parteizentrale der Linken für einen Erhalt der Potse demonstriert hatte, planen weitere Aktionen: Am 9. Mai soll es eine Fahrraddemo und ein Konzert vor dem Schöneberger Rathaus geben. Auch für den 15. Mai wird, gemeinsam mit dem in Mitte ebenfalls bedrohten Köpi-Bauwagenplatz, mobilisiert für eine Demo.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!