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Linke scheitert im BundestagGeld für Garnisonkirche nicht gestoppt

Die Linke wollte verhindern, dass der Staat sich mit 12 Millionen Euro am Wiederaufbau der preußischen Militärkirche beteiligt. Sie wurde überstimmt.

Noch wird der Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam lediglich behauptet – zumindes baulich Foto: dpa

Berlin epd | Die Linke ist im Bundestag mit ihrer Forderung gescheitert, keine Bundesmittel für den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche bereitzustellen. Mit der Mehrheit der Stimmen von Union und SPD wurde am späten Donnerstagabend ein Antrag der Linksfraktion abgelehnt, mit dem die Bundesregierung aufgefordert werden sollte, sich nicht finanziell an der Wiedererrichtung der Kirche zu beteiligen. Die Kirche symbolisiere als einstige Hof- und Militärkirche Preußens die verhängnisvolle Geschichte der Verknüpfung von Staat, Kirche und Militär, hieß es darin zur Begründung.

Ziel des Antrags sei gewesen, das mit dem „Bauprojekt verbundene Risiko einer Förderruine zu reduzieren“, sagte Ausschussvorsitzende Gesine Lötzsch (Linke). Diese Chance hätten Union und SPD mit der Ablehnung des Antrags „leider vertan, obwohl fehlende Bauunterlagen, nebulöse Spendenstände und wacklige Finanzierungskonzepte“ ein Warnsignal sein müssten.

Der Aufbau des 90 Meter hohen Turms der Garnisonkirche soll voraussichtlich im Herbst starten und bis zum Jahr 2020 fertiggestellt werden. Die Kosten für den Turmbau sollen 35 Millionen Euro betragen, neben den erwarteten Bundesmitteln werden noch neun Millionen Spenden benötigt, sagte vergangene Woche der evangelische Altbischof Wolfgang Huber der Wochenzeitung „Die Kirche“. Inzwischen hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) die Fördersumme in Höhe von zwölf Millionen Euro grundsätzlich freigegeben. Ob die Mittel auch ausgezahlt werden, wird noch geprüft.

Der Wiederaufbau der Garnisonkirche ist wegen ihrer Geschichte als preußische Militärkirche und ihrer Nutzung zur NS-Inszenierung der Reichstagseröffnung 1933 hoch umstritten. Sie war 1945 bei einem alliierten Luftangriff auf den Potsdamer Hauptbahnhof zerstört worden, die Ruine wurde in der DDR 1968 abgerissen. Der Grundstein für die neue Garnisonkirche wurde 2005 gelegt, mit weiteren Baumaßnahmen etwa am Kirchenschiff wurde jedoch wegen der fehlenden Finanzierung noch nicht begonnen.

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15 Kommentare

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  • Die Kirche wird in der Zeit wiederaufgebaut werden, die sich aus durch allgemein schwindende Kirchgängerzahlen und Kirchenaustritte auszeichnet sowie dadurch dass die Kirche im mehrheitlich konfessionslosen Osten verortet ist. Konfessionslose haben in der Pegida-Bewegung einen besonderen Schwerpunkt.

     

    Weiterhin ist die evangelische Kirche von heute nicht die national-loving Kirche der Kaiserzeit und der Weimarer Republik sondern hat einen dezidierten antimilitaristischen Standpunkt.

     

    Auch existeiert das militaristische Preußen der Kaiserzeit seit 1918 schon nicht mehr. Das Preußen der Weimarer Zeit war bis 32 ein demokratisch, sozialdemokratisch regiertes Land. In Bezug auf die DIE LINKE ist hier der Volksentscheid zur Auflösung des preußischen Landtages von 1932 zu erwähnen zusammen von der KPD mit der NSDAP gegen die sozialdemokratische preussische Regierung. Eine militarische Tradition der garnisionskirche ist für diese Zeit nicht auszumachen. Bekannt war die Garnisonkirche in der Zeit als Stätte der Kirchenmusikpflege. Und für die Zeit nach 33 ist mir keine Vereinnahmung der Kirche durch den Nationalsozialismus bekannt.

     

    Alles in allem halte ich die Sichtweise, dass ein Wiederaufbau die Erstellung eines militaristisches Symbols bedeuten, würde für haltlos und übertrieben.

  • Seit der 'Wiedervereinigung' versucht man die Geschichte auch optisch ungeschehen zu machen. In Dresden wurde nicht nur die Frauenkirche neu errichtet, in der Innenstadt blieb keine einzige Ruine als Denkmal stehen. In Berlin riss man den Palast der Republik ab - und das nicht wegen seiner baulichen Scheußlichkeit - da hatte und hat West-Berlin genug eigene Baukatastrophen - die heute noch stehen. Das Stadtschloss - der Hort des wilhelminischen Kaiserreichs - der Krieg und Untergang symbolisierte, wird im Kulissen-Stil der Ufa-Babelsberg wiederaufgebaut. Da reiht sich die Garnisonskirche, Symbol der Vereinigung der Konservativen und der Nazis logisch in diese Politik ein. Als aber vor der 'Wende' in West-Berlin die Keller des SS-Zentrale ausgegraben wurden, bedurfte es langer Kämpfe, damit eine Gedenkstelle für die deutsche entstehen konnte. Wetten Dass: Hätte man die Keller der 'Topographie des Terrors' nach 1989 gefunden, sie wären der Geschichtsverdrängung der neuen 'Hauptstadt' zum Opfer gefallen. Bauwerke sind Symbole der Zeit- und der Mach und des vorherrschenden Geschichtsbewusstseins - das wussten schon die Pyramidenbauer in Ägypten....

    • @Philippe Ressing:

      Wie es schon im Artikel steht: "die Ruine wurde in der DDR 1968 abgerissen." 1968 war vor der Wiedervereinigung.

    • @Philippe Ressing:

      "In Dresden wurde nicht nur die Frauenkirche neu errichtet, in der Innenstadt blieb keine einzige Ruine als Denkmal stehen."

       

      Dabei hat man teilweise nach Plänen gearbeitet, die schon in der DDR erstellt wurden. Auch die DDR wollte die Stadt wieder aufbauen. Es hätte nur länger gedauert.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Deutsche, egal, ob in Ost oder West hatten leider noch nie die stadtplanerischen Fähigkeiten für ihre Städte entwickelt wie sie der Baronet of Chipping

        Wycombe in the County of Buckingham (auch als Sir Arthur Harris bekannt) besaß.

  • 8G
    82741 (Profil gelöscht)

    "die Ruine wurde in der DDR 1968 abgerissen".

     

    Durch eine von der Bezirksparteileitung Potsdam der SED beschlossene Sprengung, da die Kirche die Entstehung eines sozialistisch geprägten Potsdamer Stadtkerns störe. Dass DIE LINKE nicht gerne an ihre Kulturbarbarei erinnert werden möchte, liegt nahe.

    • @82741 (Profil gelöscht):

      "Sie war 1945 bei einem alliierten Luftangriff auf den Potsdamer Hauptbahnhof zerstört worden..."

       

      Sie haben da was vergessen, zu zitieren.

       

      Und ist es wirklich eine "Kulturbarbarei" wenn man ein Sinnbild für die Einheit von aggressivem Militarismus und Staatskirche nicht wieder aufbauen will?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Die Menschen leider töten und morden die Gebäude nicht.

      • 8G
        82741 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ja natürlich, die Sprengung 1968 war Kulturbarbarei. Dafür trägt die SED die Verantwortung. "Kulturbarbarei" bezieht sich nicht auf Argumente gegen einen Wiederaufbau. Dass aber die Täterin nicht gerne an ihre Taten erinnert werden möchte, spielt womöglich eine Rolle. Das ist es, was ich gesagt habe.

         

        Und wo habe ich die Zerstörung durch den alliierten Luftangriff zu zitieren vergessen? Es war vergleichsweise viel Bausubstanz stehengebliebenen. Im Turm der Kirche wurde eine Kapelle einegrichtet, in der seit 1950 wieder Gottestdienste gefeiert werden konnten. Ein Wiederaufbau war bereits begonnen und 1966 gestoppt worden.

        • @82741 (Profil gelöscht):

          Den Wiederaufbau einer Kultstätte des preußischen Militarismus, der das Land in 2 Weltkriege gestürzt hatte, zu stoppen war keine "Kulturbarbarei", sondern eine bewusste politische Entscheidung zum Bruch mit barbarischen Traditionen. Diese Kirche wieder aufzubauen, belebt diese alten schlimmen Traditionen. Gerade in unserer Zeit ist das ein fatales Signal.

           

          Nur damit wir uns nicht falsch verstehen. Die anderen Kirchensprengungen verdienen durchaus den Titel Kulturbarbarei. Diese aber nicht.

          • 8G
            82741 (Profil gelöscht)
            @warum_denkt_keiner_nach?:

            Kulturbarberei bleibt Kulturbarberei und läßt sich nicht relativieren. Meinen Sie, dass der IS die Sprengung der Buddha-Statuen von Bamiyan anders begründet? Oder die Bilderstürmer unserer eigenen Geschichte?

             

            Sie verquicken zuerst erneut den jetztigen Wiederaufbau, über den man geteilter Meinung sein kann, mit der Sprengung durch die SED, die Sie letztlich dann rechtfertigen.

            • @82741 (Profil gelöscht):

              Selbstverständlich begrüße ich die Sprengung der Ruine eines Gebäudes, dass wie kaum ein anderes in D für den Missbrauch von Religion zur Gewaltverherrlichung diente. Sein Wiederaufbau passt aber gut in eine Zeit, in der deutsches Militär, wie einst unter den Hohenzollern, wieder über fremde Völker herfällt. (Die Ausreden haben sich kaum geändert.)

               

              Das Beispiel mit den Budda-Statuen ist übrigens völlig idiotisch. Budda ist steht für das genaue Gegenteil.

              • 8G
                82741 (Profil gelöscht)
                @warum_denkt_keiner_nach?:

                Okay, was ist denn nun los? "Deutsches Militär fällt über andere Völker her" und mein Argument ist iditosch.

                 

                Danke und tschüss.

                • @82741 (Profil gelöscht):

                  "Herfallen" ist vielleicht etwas überspitzt. Aber "einladen" tun wir uns zunehmend selbst, was zu Widerstand führt.

                   

                  Und schon der alte Willi sprach von "Schutzgebieten" oder der Verteidigung der "Zivilisation", wenn es darum ging, die Anwesenheit seiner Soldaten zu begründen. Heute sind die Formulierungen etwas anders, der Kern ist aber gleich.

  • Ein möglichst schönes Abbild aus vergangenen Zeiten. Für die Inneneinrichtung empfiehlt sich Gelsenkirchener Barock. Berlin wird zum Disneyland.