Liebesschlösser an Kölner Brücke: Zuviel der Liebesmüh
Die tonnenschweren Schlösser an der Kölner Hohenzollernbrücke könnten zum Sicherheitsrisiko werden. Die Bahn wiegelt nun ab.
Die Schlösser an Brücken sollen die ewige Liebe besiegeln, ein Keuschgürtel den absoluten Besitz des Objekts der Begierde sichern. Das war auch das Argument einer jungen Künstlergruppe aus Frankfurt am Main, die bereits vor zwei Jahren dazu aufgerufen hatte, die Schlösser an der Mainbrücke zu entfernen: „Hier geht es nicht um Liebe, sondern um Besitz. Es ist ein massenhafter Ausdruck von Zwangsliebe und Liebeszwang.“ Das leuchtet ein: Liebesschlösser sind reaktionär. Sie ketten zusammen, was sich frei zuneigen sollte.
An der Hohenzollernbrücke in Köln schienen die Tage der fragwürdigen Liebesbeweise jetzt gezählt. Die Deutsche Bahn kündigte an, innerhalb der nächsten drei Jahre – ein genaues Datum stand nicht fest – alle Liebesschlösser zu entfernen, weil der Korrosionsschutz an den Zäunen auf beiden Seiten erneuert werden muss, damit die Zäune nicht durchrosten und zum Sicherheitsrisiko werden.
Dazu wollte die Deutsche Bahn jedes einzelne Liebesschloss knacken, um die Zäune für den neuen Anstrich zu befreien. Angesichts der unzähligen Schlösser könnte das eine langwierige Angelegenheit werden. Warum soviel Liebe zum Detail? Weg mit dem ganzen Zaun, als Symbol dafür, wie schnell die ewige Liebe schwindet.
Leichte Liebe
Am Dienstag ruderte die Bahn dann allerdings zurück: „Es gibt keine Pläne, die Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke in den nächsten Jahren zu entfernen“, teilte das Unternehmen mit. Vor dem Anbringen weiterer Schlösser sei trotzdem gewarnt!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Social-Media-Verbot für Jugendliche
Generation Gammelhirn